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0516 - Monster-Kirmes

0516 - Monster-Kirmes

Titel: 0516 - Monster-Kirmes
Autoren: Jason Dark
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bekamen die Schlüssel und konnten uns einen Lift aussuchen.
    Im elften Stock lagen unsere Räume. An der Flurkreuzung vor dem Lift orientierten wir uns und mußten den Gang nach links gehen. Er war ziemlich schmal. Es roch nach Kaffee und Putzmittel.
    Ein farbiges Zimmermädchen zog einen schmalen Wagen mit Bettwäsche hinter sich her und grüßte uns scheu.
    In den Räumen fanden wir eine Standardeinrichtung vor. Suko hatte das Zimmer neben mir bekommen. Dunkles Holz, aus dem das Bett, der Tisch, die beiden Stühle und die winzige Schreibecke neben dem Fenster bestanden. Natürlich war ein TV-Apparat vorhanden.
    Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten mittlerweile hohen Mittag.
    »Wann sollen wir diesem weihnachtlichen Jahrmarkt einen Besuch abstatten?« fragte ich Ali.
    »Erst kurz vor Einbruch der Dämmerung. Da haben dann alle Buden geöffnet.«
    »Ist gut.«
    »Ich werde mich duschen«, sagte Suko und verschwand.
    Auch ich packte meinen Koffer aus. Ali stand neben mir. »John, glaubst du, daß wir es schaffen?«
    »Bestimmt.«
    »Und Yakup? Lebt er?«
    »Das will ich doch hoffen.«
    »Aber dieser Mr. Todd ist unheimlich brutal.«
    »Wir kriegen ihn schon.« Aus dem Koffer hatte ich meinen Kulturbeutel mit den Waschutensilien geholt. »Ich mache mich eben frisch, Ali. Du kannst ja fernsehen.«
    »Vielleicht.«
    »Es dauert nicht lange.« Mit diesen Worten verschwand ich in der kleinen Dusche, die auch noch eine Toilette beherbergte.
    Ich hatte die Tür kaum hinter mir geschlossen, als Ali zum Fenster trat. Er mußte erst die Gardine zur Seite ziehen, um freies Blickfeld zu bekommen.
    Da wir sehr hoch wohnten, streifte sein Blick über einen Teil der Stadt hinweg, bis hin zum Hafen und auch dem dahinterliegenden Meer, wo der Dunst noch als eine dünne Schicht über der langen Dünung lag. Der Himmel zeigte eine helle, winterliche Bläue. Nur hoch über dem Wasser schwebten ein paar Wolken.
    Das Gesicht des Jungen hatte einen traurigen Ausdruck angenommen. In den Tagen zuvor hatte er sich noch deprimierter gefühlt, er trauerte um seinen großen Freund Yakup. Der türkische Ninja hatte viele Abenteuer und Schwierigkeiten überstanden, dieses aber war einfach schrecklich, und es sah nicht so aus, als würde er so einfach herauskommen.
    Gerade durch die zahlreichen engen Straßen in der Hafengegend quälte sich der Verkehr. Ali sah die Autos klein wie Spielzeuge. Er hörte auch das Rauschen der Dusche und aus einem der Nebenräume laute Stimmen, als sich ein Mann und eine Frau stritten.
    Wie gern wäre er jetzt im Kloster gewesen, zusammen mit Yakup.
    Statt dessen stand er hier am Fenster, starrte über die Straße, ohne sie richtig zu sehen, und fühlte sich sehr elend. Wären John und Suko nicht gekommen, hätte er sich wahrscheinlich schon verkrochen oder wäre längst tot gewesen. Der Gedanke daran ließ ihn erschauern.
    Plötzlich war der Schatten da!
    Er hatte ihn nicht kommen sehen. Von unten war er aufgetaucht und lautlos an der Scheibe vorbeigehuscht, um in der Höhe zu verschwinden. Ali hatte sich erschreckt, war einen halben Schritt zurückgetreten und hatte an einen großen Vogel gedacht.
    Er wartete darauf, daß dieses Tier wieder erschien. Das Fenster ließ sich nicht öffnen, da die einzelnen Zimmer mit Klimaanlage ausgerüstet waren.
    Ali ging wieder vor, um seinen Blickwinkel zu verbessern. Ihn interessierte einfach alles, was ungewöhnlich war. Das Auftauchen dieses großen Vogels stufte er in diese Kategorie ein.
    Da sah er ihn wieder.
    Diesmal ungefähr auf gleicher Höhe. Er schien in der Luft zu schweben oder an einem langen, unsichtbaren Band geführt zu werden, denn das Tier bewegte sich nicht.
    Tatsächlich ein Tier?
    Ali zwinkerte mit den Augen. Er wollte es nicht glauben, preßte sein Gesicht fest gegen die Scheibe, als sich der Vogel wieder in Bewegung setzte.
    Jetzt wußte Ali, was ihn daran gestört hatte. Das Tier besaß keine Flügel, und es war auch kein Vogel, wie zuerst angenommen, sondern ein Mensch.
    Ein fliegender Mensch!
    Mit einer rasenden Geschwindigkeit kam er näher, direkt auf das Fenster zu.
    Er flog wie Superman in seinen besten Zeiten, die Arme gestreckt, die Beine dicht zusammengelegt. Das dunkelgraue Haar flatterte im Flugwind, das Gesicht besaß fast die gleiche Farbe, nur die Augen wirkten wie helle, rote Kreise.
    Ein fliegender Mensch, der etwas in den Händen hielt. Keine Messer, keine Lanze, aber etwas, das vom Wind in die Höhe geschleudert wurde, weil es ziemlich
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