Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin

Titel: Rabenfeuer - Die Flammen der Goettin
Autoren: Dana Graham
Vom Netzwerk:
Prolog
    Die Strahlen der Abendsonne tauchten das Zimmer der Burg in goldenes Licht. Die junge Frau, die erschöpft auf dem Bett lag, nahm die Schönheit des flammend roten Himmels jedoch nicht wahr. Stumm blickte sie auf ihr neugeborenes Kind, das die Hebamme in den Armen hielt.
    Der kleine Junge weinte, fast als spüre er, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Seine hilflosen Schreie hallten von den steinernen Wänden wider und Manas Magen verkrampfte sich. Rasch wandte sie den Kopf ab und kämpfte gegen die aufsteigende Angst an. Warum musste ausgerechnet ihr Kind ein solches Gebrechen treffen?
    Vorsichtig sah sie zu ihrem Ehemann, der neben ihrem Lager stand. Der Fürst von Sarwen hatte sich für diesen lang erwarteten Freudentag in sein bestes Gewand gehüllt. Nun lag in seinen Augen das blanke Entsetzen. Die Furcht in Mana wuchs.
    »Wegon«, flüsterte sie und streckte haltsuchend ihren Arm nach ihm aus.
    »Ein Krüppel?«, erwiderte er matt und griff nach ihrer Hand. »Mein erstgeborener Sohn ist ein Krüppel?« Fassungslos starrte er den Säugling an. Das Neugeborene war rosig, es schrie und zappelte, doch sein linkes Ärmchen und Beinchen bewegten sich nicht richtig.
    Immer noch ungläubig richtete Wegon seinen Blick auf sie. »Dieser Junge ist gelähmt. Er wird niemals in einen Krieg ziehen können. Sarwen braucht einen gesunden Thronfolger, Mana ...« Seine Stimme brach ab.
    »Der Kleine ist bestimmt nur geschwächt, Wegon. Er wird sich bald erholen, gib ihm ein paar Wochen Zeit.«
    »Damit sich herausstellt, dass er niemals laufen, geschweige denn kämpfen kann?« Er ließ ihre Hand los und begann unruhig auf und ab zu gehen. »Du kennst die Prophezeiung, Frau. Du weißt doch, dass ...« In plötzlicher Entschlossenheit blieb er stehen und zog das Schwert aus seinem Waffengürtel. »Wir sollten das Leben dieses unglücklichen Wesens beenden und uns und ihm sein unnützes Dasein ersparen.«
    »Nein!« Manas Aufschrei erfüllte den Raum und der Säugling begann ängstlich zu wimmern. Rasch legte die Amme ihr den Jungen in die Arme und Mana drückte ihn an sich. »Es ist mein erstes Kind«, fuhr sie leise fort, um das Neugeborene nicht wieder zu erschrecken. »Im Namen der Göttin, lass es mir!« Flehend sah sie Wegon an. Er war doch der Mann, der sie durchs Leben begleitete, der Mann, den sie über alles liebte! Wie konnte er so etwas Schreckliches von ihr verlangen?
    »Im Namen der Göttin?« Tiefe Furchen bildeten sich auf seiner Stirn. »Nach dem Willen der Göttin soll mein Erbe die Feinde Sarwens vernichten«, erinnerte er sie. »So wurde es vorausgesagt. Dieses ... dieses Ding wird niemals dazu in der Lage sein. Es ist wertlos. Gib es mir und wir bringen es schnell hinter uns.«
    »Bitte, nimm mir den Jungen nicht weg.« Mana presste das Kind an ihre Brust. »Wenn du jemals etwas für mich empfunden hast, dann lass mir meinen Sohn.«
    Seufzend senkte Wegon das Schwert. »Ich liebe dich und ich verstehe deine Gefühle«, erwiderte er sanft. »Aber dieses Kind ist schwach, es wird früher oder später sowieso sterben. Wir wissen nicht einmal, ob es einen klaren Verstand besitzt. Es jetzt zu töten bedeutet, ihm eine Gnade zu erweisen.« Er lächelte. »Wir werden sagen, der Säugling sei kurz nach der Geburt gestorben. Es wird kein Jahr vergehen, da wirst du mir einen neuen Thronfolger schenken: kräftig und gesund. Er wird ein großer Krieger werden – mir, dir und der Göttin zu ehren.«
    Mana schüttelte den Kopf. »Nein, ich will dieses Kind behalten. Es wird wachsen und gedeihen, das spüre ich. Ich werde nicht zulassen, dass du es umbringst.«
    Wegons Brauen zogen sich zusammen und in seinem Tonfall schwang eine Spur Ungeduld mit, als er ihr antwortete. »Ich bin dein Mann und Herr, ich habe das Recht, über Leben und Tod dieser Kreatur zu entscheiden.«
    »Dieser Junge ist der Prinz der Sarwen, dein Sohn !«
    »Männer aus meiner Familie zeugen keine Missgeburten«, erwiderte er aufgebracht und sein Wangenmuskel zuckte. »Bis heute wurden in meiner Blutlinie nur Kinder ohne Makel an Körper und Geist geboren.« Abrupt hielt er inne und sah sie scharf an. »Hast du mich betrogen? Ist dieses Kind die Strafe der Göttin für deine Verfehlungen?«
    Mana erblasste. »Ich war dir stets treu. Das weißt du genau.«
    Wegon atmete tief durch. »Dann beweise mir deine Treue und gib mir endlich dieses Balg, damit ich es töten kann. Einen solchen Sohn kann ich nicht großziehen, selbst wenn ich der Vater sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher