Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran
Autoren: Helen Nuelle
Vom Netzwerk:
auf.
    Es war Jesse, die einen hysterischen Schrei ausstieß , als sie Peggys Gesicht sah. Doch Peggy nahm das nur wie im Traum wahr, der Schock lähmte ihre Sinne. Sie begriff nur, daß Dan neben ihr kniete, und daß sie in Sicherheit war. Sie spürte, wie er sie vorsichtig nach Verletzungen abtastete und sanft den Kopf ein wenig drehte, um die Wunde an der Schläfe zu untersuchen.
    »Liebling, kannst du sprechen?«
    Peggy bewegte die Lippen, aber der Mund war zu trocken, die Zunge geschwollen und wund. Sie schüttelte mühsam den Kopf.
    »Dann zwing dich nicht. Wir bringen dich jetzt schnellstens ins Schloß.«
    Während er sie behutsam auf die Arme hob, kümmerten sich die anderen um Mollys Leiche. Jemand hatte ihr eine Jacke über das Gesicht gelegt. Peggy sah Andrew Quigley neben dem Professor und einen Mann, den sie nicht kannte. Ich muß ihnen von Dinty Mullins erzählen, dachte sie. Aber sie brachte kein Wort heraus, und sie war auch viel zu müde. Dan trug sie zärtlich an sich gedrückt, sein Gesicht war dicht über dem ihren, und als er nicht mehr auf Steine und Wurzeln achten mußte, küßte er sie immer und immer wieder auf Stirn und Haar und murmelte innige Worte, die sie nicht verstand. Im Rosenzimmer ließ er sie sanft aufs Bett gleiten. Peggy bemühte sich, die Arme zu heben, als er sich aufrichtete. Sie hatte Angst, er könnte sie allein lassen. Er verstand sofort, setzte sich auf die Bettkante, küßte sie beruhigend und nahm ihre Hand. »Jesse, bring mir bitte ein Glas Wasser«, sagte er mit einem kurzen Blick nach hinten. »Und hole auch meine Tasche.«
    Jesse, die dicht hinter ihm gestanden hatte, verschwand und war in wenigen Augenblicken wieder zurück.
    Der erste Schluck Wasser brannte wie Feuer in Mund und Kehle, und erst nach mehreren Ansätzen gelang es ihr in heiserem Flüsterton ein paar Worte hervorzustoßen: »Ich – ich muß euch von Dinty Mullins erzählen.«
    »Du darfst noch nicht sprechen, Peggy. Wir wissen alles von Dinty.«
    Er tupfte ihr das Blut vom Gesicht und legte ihr liebevoll einen Finger auf den Mund. Aber sie mußte sprechen, auch wenn es sie anstrengte.
    »Wo ist er?« fragte sie angstvoll. Denn wenn sie doch nicht alles wußten, würde er bestimmt eine Gelegenheit zur Flucht finden.
    »Nebenan mit dem Professor und Quigley.«
    »Er ist gefährlich.«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Dan. Peggy sah den finsteren Zorn in seinen Augen und blickte von ihm zu Jesse, die schluchzend und zitternd neben ihm stand.
    »Oh, Peg, ich hätte ja nie gedacht, daß du in Gefahr sein könntest«, stammelte Jesse völlig aufgelöst. »Ich wäre doch niemals geblieben. Mir wäre das ganze Geld egal gewesen, wenn ich geahnt hätte, daß man dich umbringen wollte.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Dan sie versorgt hatte. Die Schmerztablette, die er ihr als erstes gegeben hatte, begann zu wirken; sie fühlte sich unendlich geborgen, wenn sie daran dachte, wie nah sie dem Tod gewesen war.
    »Der Professor wird jetzt zur Polizei gehen.« Dan deckte sie fürsorglich bis zur Nasenspitze zu. »Er wollte nur abwarten, ob alles mit dir in Ordnung ist, und er möchte noch kurz mit dir sprechen, bevor er geht. Danach gebe ich dir etwas zum Schlafen. Ist alles wieder in Ordnung?«
    Nein, das war es nicht. Peggy fühlte, daß die schemenhafte Gestalt von Dinty Mullins sie bis ans Lebensende verfolgen würde. Sie würde immer wieder die Hände vor sich sehen, die aus dem Nebel heraus nach ihr griffen. Aber vielleicht half es ihr, das schreckliche Erlebnis zu vergessen, wenn sie ihn einmal richtig vor sich sähe. Wenn sie ihn fragen könnte, warum er das alles getan hatte.
    »Dan, ich möchte auch Dinty Mullins sprechen.«
    Dan saß neben ihr, hatte den Arm beruhigend um ihre Schultern gelegt und streichelte zärtlich ihr Haar, als die drei Männer eintraten. Des Professors Blick streifte mit unverhüllter Sorge den weißen Verband um ihren Kopf. Andrew Quigley hielt sich wie immer scheu im Hintergrund. Aber Peggy sah nur Dinty Mullins. Mit aufgerissenen Augen starrte sie dem teuflischen Wahnsinnigen entgegen. Dieser Mann also war ein Muttermörder, und dreimal hatte er versucht, auch sie umzubringen. Aber eigentlich sah er gar nicht wie ein Wahnsinniger aus. Er war wohl groß und bullig, aber er hatte ein offenes, gutmütiges Gesicht, dessen Lippen sich im Augenblick allerdings finster zusammenpreßten. Er hatte wie Molly blaue Augen, und zu ihrer Überraschung stellte Peggy fest, daß er geweint
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher