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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran
Autoren: Helen Nuelle
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dann würde sie bestimmt ein Versteck für sich finden.
    Natürlich landete sie nicht auf den Füßen; selbst wenn sie die Hände frei gehabt hätte, wäre das bei dem unebenen Boden unmöglich gewesen. Sie schlug schwer auf den Steinen auf, und nur der Knebel schützte sie vor einem gepeinigten Aufschrei. Aber jetzt war nicht die Zeit, um über geringfügige Verletzungen zu jammern. Das eine Bein tat besonders weh, aber wenn es nicht gebrochen war, mußte es sie tragen. Sie hörte, wie der Wagen langsam weiterholperte, biß die Zähne zusammen und versuchte, sich gegen den wahnsinnigen Schmerz abzustumpfen. Dann probierte sie aufzustehen. Erst nach dem dritten Ansatz gelang es ihr. Aber bei jedem zweiten Schritt trat sie auf einen Stein oder in eine Spalte, die Knie versagten ihr den Dienst, und sie stürzte wiederholt hin. Jedesmal richtete sie sich mühsam wieder auf, aber sie kam nur entsetzlich langsam vorwärts. Auf einmal wurde ihr bewußt, daß sie den Wagen nicht mehr hörte. Sie blieb stehen und horchte. War er schon so weit weg, daß der Nebel das Geräusch verschluckte? Oder hatte er ihr Verschwinden entdeckt und angehalten?
    Und dann sah sie auch schon den runden Lichtstrahl der Taschenlampe, und die Panik, die sie über der Anstrengung des Laufens vergessen hatte, packte sie von neuem. Sie saß in der Falle. Der offene steinige Abhang bot ihr bis auf den Nebel keinen Schutz. Und jetzt konnte sie auch nicht mehr die Tote spielen. Sie war schon zu weit gelaufen, um noch vortäuschen zu können, daß sie nur aus dem Wagen gefallen wäre. Ihr Hirn suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, ihm doch noch zu entfliehen. Wie hypnotisiert starrte sie auf den sich nähernden Lichtstrahl. Er kam nicht geradewegs auf sie zu, und er ließ den Lichtstrahl auch nicht suchend kreisen. Es war deutlich zu erkennen, daß er nur ein paar Schritte weit sehen konnte.
    Peggy entschloß sich, den Abhang hinunterzulaufen. Wenn sie
     schnell genug war, konnte sie im Bogen um ihn herumlaufen, bevor er sie bemerkte. Sie begann zu rennen, glaubte schon, sie würde es schaffen, als sie über einen Stein stolperte und stürzte. Sie richtete sich sofort wieder auf, aber der Lichtstrahl erfaßte sie und nagelte sie fest. Sie konnte nichts im Nebel hinter dem Lichtkreis erkennen, aber sie würde sich nicht kampflos töten lassen; sie würde sich bis zum bitteren Ende wehren. Sie reckte sich trotzig, auch wenn ihre Hände gefesselt waren und der Mund geknebelt, ihr ohnmächtiger Zorn würde es ihm schwer machen.
    Die Taschenlampe fiel zu Boden. Der Nebel verschluckte seine Gestalt, und Peggy zuckte zusammen, als sich plötzlich zwei Hände mit brutaler Kraft um ihren Hals legten. Der Druck brachte sie aus dem Gleichgewicht, und sie wäre hintenübergefallen, wenn der eiserne Griff der Hände sie nicht gehalten hätte. Der Nebel, die dunkle Gestalt dicht über ihr verschwammen zu einer grauen Masse, aber sie war noch bei Bewußtsein, als er sie losließ, und sie lautlos zu Boden sank. Er verschwand, und sie rang, einer Ohnmacht nahe, nach der lebensspendenden Luft. Der Hals tat furchtbar weh, und sie fragte sich, was er nun mit ihr vorhaben mochte, als sie das Holpern des Wagens näherkommen hörte. Du großer Gott, er glaubt, er hat mich umgebracht! durchfuhr es sie, und sie holte mehrere Male tief Luft, bevor er sie erreichte. Wenn es so war, würde sie sich eben noch ein zweites Mal totstellen.
    Diesmal blieb Peggy ruhig neben Mollys Leiche liegen. Solange er sie für tot hielt, war sie im Vorteil. Sie überlegte nur krampfhaft, was er mit ihr im Sinn haben konnte. Abgesehen davon war er ein wirklich seltsamer Mörder; vielleicht sogar einer, der nicht den Mut hatte, den letzten Schritt zu tun? Zweimal hatte er sie zu töten versucht und sich beide Male nicht vergewissert, ob sie wirklich tot war. Wenn sie zurückdachte, fiel ihr auf, daß er sie stets nur angefaßt hatte, wenn es unbedingt sein mußte. Beim Herausschleifen aus dem Geheimgang hatte er nur am Schlafrock gezogen. Ob er verrückt war? Dann war er auch unberechenbar, und es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken, warum er sie ermorden wollte. Auf jeden Fall mußte es etwas mit dem Schloß zu tun haben, mit einem Geheimnis, das er für sich behalten wollte.
    Sie versuchte an etwas anderes zu denken, um die Angst, die sie halb wahnsinnig machte, in Schach zu halten. Sie mußte einen klaren Kopf behalten.
    Als das Holpern und Schütteln des Wagens jedoch mit einem Ruck
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