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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Marko Hautala
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    Siebeneinhalb Stunden, nachdem Timo Jutila, der Kapitän der finnischen Eishockeynationalmannschaft, in der Globenhalle den Siegespokal hochgestemmt hatte, wurde Olavi Finne in den Vernehmungsraum des Polizeipräsidiums geführt. Der Raum war hell erleuchtet. Das Lüftungsfenster direkt unter der Decke stand offen. Draußen rauschte die nächtliche Stadt.
    Olavi Finne hatte das Blut von den Händen waschen, ein Thunfischbrot essen und sich rasieren dürfen. Um Letzteres hatte er selbst gebeten. Der Aufseher hatte ihn lediglich daran gehindert, sich die Augenbrauen abzurasieren.
    Der für die Nachtschicht eingeteilte Kriminalkommissar und sein Kollege, der bei der Vernehmung als Zeuge diente, waren grau vor Müdigkeit. Beide hatten sich das Endspiel angesehen und deshalb vor der Arbeit nicht geschlafen. Als Olavi Finne dem Kommissar gegenüber Platz nahm, zuckte dessen Gesicht vor unterdrücktem Gähnen oder vor Abscheu.
    Nuschelnd stellte der Kommissar sich selbst und seinen Kollegen vor, seine Fragen jedoch nach Zeit und Ort des Geschehens und nach Namen artikulierte er ganz deutlich.
    Trifft es zu, dass Sie der Babysitter des mit Ihnen verwandten Pyry Finne waren? Dass Sie auf die Bitte der Mutter des Jungen hin gegen drei Uhr nachmittags in die Wohnung Fasaaninpolku zwei kamen und ab vier Uhr dort allein mit dem Jungen zurückblieben, da die Eltern Veera und Arttu Finne in ein Lokal in der Nachbarschaft gingen, um sich das Eishockeyfinale anzusehen?
    Olavi Finne bejahte.
    Und trifft es zu, dass Sie, während Veera und Arttu Finne abwesend waren, den Jungen Pyry Finne getötet haben?
    Der Kommissar hob seinen Pappbecher, führte ihn aber nicht ganz an die Lippen. Seine Brillengläser beschlugen.
    Das trifft zu.
    Immer wieder nahm der Kommissar einen Finger von dem heißen Becher, stellte diesen jedoch nicht ab. Er sah Olavi Finne in die Augen, um sich zu vergewissern, dass sein Gegenüber verstanden hatte, worum es ging, dass alles korrekt ablief und die Sache bald erledigt wäre.
    Sie gestehen also, Pyry Finne getötet zu haben, während seine Eltern außer Haus waren?
    Ja.
    Und die Leiche anschließend misshandelt zu haben?
    Olavi Finne schwieg. Der Kommissar drehte eines der auf dem Tisch liegenden Fotos um und schob es langsam zu dem Mann hinüber.
    Haben Sie dem Jungen diese Verletzungen zugefügt, nachdem Sie ihn erstickt hatten? Als er bereits tot war?
    Olavi Finne betrachtete das Foto.
    Der Tod ist eine komplizierte Angelegenheit, sagte er.
    Jetzt stellte der Kommissar den Kaffeebecher ab. Lautlos, denn er bremste seine Bewegung ab, kurz bevor der Becher den Tisch berührte. Sein Kollege, der hinter Olavi Finne stand, obwohl noch ein Stuhl frei war, trat von einem Fuß auf den anderen. Seine Kleidung raschelte.
    Sie wissen es also nicht?
    Nein, er wisse es nicht, bedauerte Olavi Finne.
    Sie erinnern sich aber an die Tat?
    In groben Zügen.
    Können Sie mir davon erzählen, in groben Zügen?
    Und Olavi Finne erzählte.
    Irgendwann vibrierte das Handy in der Tasche des Kommissars,was jedoch keine Unterbrechung der Vernehmung zur Folge hatte. Nachdem Olavi Finne seinen Bericht beendet hatte, widersprach ihm der Kommissar mit heiserer Stimme.
    Es war keine Katze, sagte er. Er beugte sich weit über den Tisch. Auf der lackierten Fläche war sein Spiegelbild zu sehen, ein verschwommenes, konturloses Gesicht.
    Wir waren in Ihrem Haus in der Aapontie fünf und haben im Keller tote Katzen entdeckt. Aber was wir im Fasaaninpolku gefunden haben, das war keine Katze. Verstehen Sie?
    Der Kommissar starrte Olavi Finne so lange an, bis dieser nickte, den Rücken durchstreckte und das Hemd zurechtzupfte.
    Sie gestehen also die Tat, das genügt fürs Erste. Wir setzen die Vernehmung morgen fort. Im Vernehmungsprotokoll wird vermerkt …
    Ich möchte etwas präzisieren, fiel Olavi Finne ihm ins Wort.
    Der Kommissar hielt überrascht inne. Unvermittelt nahm er sein Handy aus der Tasche, warf einen Blick darauf und steckte es wieder ein.
    Zwei Punkte, begann Olavi Finne.
    Ja?
    Sie haben gesagt, ich sei mit dem Jungen allein geblieben.
    Richtig. Der Beamte nickte. Sie blieben mit Pyry Finne allein in der Wohnung, als die Eltern ausgingen.
    Das trifft nicht zu.
    Was meinen Sie? War sonst noch jemand in der Wohnung?
    Ja, antwortete Olavi Finne.
    Der Kommissar kratzte sich an der Nase.
    Erzählen Sie!
    Und Olavi Finne erzählte.
    Regungslos hörte der Kommissar zu. Als Olavi Finni sich vorbeugte, lehnte er sich zurück. Sein
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