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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran
Autoren: Helen Nuelle
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aufhörte, versteifte sich in ihr jeder Muskel. Die Fahrt war ihr endlos erschienen, aber jetzt hätte sie die Zeit am liebsten festgehalten, hätte sie gern zum Stillstand gebracht, bis Dan sie gefunden hätte. Konnte Dan sie überhaupt hier finden? Nicht einmal sie wußte, wo sie sich befanden. Der Nebel hüllte alles in ein undurchsichtiges Tuch, und sie wagte sich nicht zu bewegen, denn Dinty Mullins trat gerade an den Wagen, um Molly herauszuziehen und fortzuschleppen. In wenigen Minuten war er wieder zurück. Offensichtlich hatte er es eilig, er packte sie grob, zog sie ebenfalls herunter und schleifte sie ein Stück vom Wagen weg. Der Boden hier hatte keine Steine, aber bevor sie darüber nachdenken konnte, wurde sie in eine Grube gestoßen und landete wie schon einmal neben der Leiche von Molly. Der Boden war weich und feucht, und ein süßlicher Pflanzengeruch stieg ihr in die Nase. Sie wollte gerade den Kopf drehen, als etwas heruntergeworfen wurde und mit dumpfem Aufprall dicht neben ihrem Ohr liegenblieb. Bevor sie überlegen konnte, was das sein könnte, traf sie das nächste Geschoß an der Schulter. Sie vergaß jede Vorsicht, riß das eine Auge auf und sah durch den Nebel eine ganze Ladung von rechteckigen Klumpen auf sich herunterfallen.
    Kein Zweifel, sie sollte lebendig begraben werden!
    Die Panik, die sie bis zu diesem Moment mühsam zurückgehalten hatte, brach über ihr zusammen. Sie wollte nicht sterben! Sie wollte leben! In wahnsinniger Todesangst strampelte sie mit den Beinen, zog sie an und versuchte sich aufzurichten. Aber die Klumpen fielen unaufhörlich auf sie herab und drückten sie, obwohl sie nicht schwer waren, immer wieder zu Boden. Wie ein heftiger Regen prasselten sie herunter, türmten sich, weil sie sich schüttelte, erst neben ihr auf und bedeckten sie schließlich . Immer mehr kamen herunter, das Gewicht wurde immer schwerer, und Peggys Bewegungen immer schwächer. Es drückte sie gegen den Boden, bis sie ganz still lag und nur das rasend klopfende Herz und der röchelnde Atem anzeigten, daß sie noch lebte.
    Sie erstickte nicht. Wie durch ein Wunder bekam sie auch wieder Luft. Sie durfte jetzt nur nicht durchdrehen, mußte ganz ruhig liegenbleiben und nur langsam und leicht atmen. Was sie auch bedecken mochte, es war keine Erde. Es begrub sie wohl unter sich, aber es umschloß sie nicht so schwer und dicht, wie Erde es getan hätte. Sie hatte sich instinktiv auf den Bauch gerollt, als die Grube sich füllte, hatte das Gesicht nach unten gepreßt und erkannte nun, welchem Umstand sie ihr Leben verdankte: Unter der Nase befand sich eine Mulde in der Erde und ließ ihr genügend Luft zum Atmen.
    Sie stellte gerade fest, daß sie auch einen Fuß bewegen konnte, als sie eine vertraute Stimme hörte:
    »Du liebe Güte, er hat sie in der Torfgrube begraben!« Das war des Professors Stimme; sie klang fast schrill vor Empörung.
    »Dieser Saukerl!« Das war eine derbe Stimme, die sie nicht kannte.
    »Sie fangen hier an und Sie dort.«
    Das war Dan! Sie fing vor Glück zu heulen an. Sie lebte, und Dan war da. Sie brauchte nur noch ein bißchen zu warten, dann war sie gerettet.
    Die Grube war nicht sehr groß. Die Männer arbeiteten mit rasender Geschwindigkeit, und schon schrie der Professor: »Hier! Ich sehe die Köpfe! Los, fort mit dem Torf!«
    Obwohl sie mit dem Gesicht nach unten lag, sah Peggy das Licht. Ihr schien, als hätte sie noch nie so helles Licht gesehen. Dann sprang jemand herunter, eine Hand legte sich an ihren Hals. Warum löst er mir nicht die Fesseln, fragte sie sich ungeduldig, und schiebt nicht den Torf von meinen Beinen? So kann ich mich doch unmöglich auf den Rücken drehen.
    »Mein Gott, sie lebt!« Dans Stimme war rauh und kaum als die seine zu erkennen, und einen Augenblick lang schien sie ihm zu versagen.
    Plötzlich waren auch ihre Hände frei; er mußte ein Messer bei sich gehabt haben, so schnell ging es. Aber die Arme waren taub und blieben schlaff neben ihr liegen. Nachdem der letzte Torfballen beseitigt war, drehte Dan sie sanft auf den Rücken. Sein Gesicht beugte sich über sie, und sie sah seine Augen und in ihnen die Angst, die er um sie gehabt hatte. Als er ihr den Knebel aus dem Mund zog, glaubte sie, es müsse nun das ganze Grauen, die ganze Not, die sie durchlebt hatte, mit einem befreienden Schrei aus ihr herausbrechen, aber das Glück machte sie stumm, und nur eine Flut von Tränen stürzte aus den Augen und weichte das angetrocknete Blut
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