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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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    A n einem schönen klaren Morgen ging rot die Sonne über der Banjao-See auf. Die drei Monde Krishnas, die (was auf jenem Planeten nur sehr selten geschieht) alle gleichzeitig in Opposition zur Sonne standen, verschwanden nacheinander am westlichen Horizont.
    Die aufgehende Sonne, von den Krishnanern Roqir und den Terranern Tau Ceti genannt, warf ihre rötlichen Strahlen schräg über eine riesige treibende Tangmasse. Nahe am nördlichen Rand dieser morastartigen Ausdehnung blitzte eine Bewegung auf: ein kleines Schiff, das sich langsam entlang dem ausgefransten Rand des treibenden Kontinents aus Terpahla-Seetang nach Osten bewegte.
    An einem einzigen Mast hing ein nach oben spitz zulaufendes dreieckiges Lateinersegel, das sich in der schwachen nördlichen Morgenbrise kaum blähte. Um das kleine Schiff schneller voranzubringen, saßen zu beiden Seiten des Decks je sieben breitschultrige krishnanische Ruderer, jeder an einem Riemen. Am Heck hielt ein untersetzter knorriger alter Krishnaner das Steuer. Auf den Bug war ein starrendes Augenpaar gemalt. Auf dem Querbalken am Heck stand in hakenförmigen Lettern der Name des Schiffes: Shambor.
    Vorangetrieben von ihrem Segel und den vierzehn Rudern, bewegte sich die Shambor langsam der aufgehenden Sonne entgegen, wobei sie hier und da ihren Kurs änderte, um schwimmenden Schollen und Teppichen aus Terpahla auszuweichen. Nach jedem Ausweichmanöver indes nahm der Steuermann wieder Kurs auf ein bestimmtes Ziel, das einige Bogenschußweiten entfernt vor ihnen trieb: ein primitives kleines Floß, dessen zerfetztes Segel träge in der schwachen Brise flatterte.
    Auf den halbverfaulten Planken dieses Floßes lagen zwei Gestalten und spähten mit vorgehaltener Hand zu dem herannahenden Schiff hinüber. Auf den ersten Blick sahen die beiden wie Krishnaner aus – ein Mann und eine Frau. Das heißt, sie waren ziemlich von gleicher Größe und Statur wie Terraner, bis auf ein paar kleine Unterschiede.
    So hatte ihre Haut eine leicht olivenfarbene Tönung, und das dunkle Haar der Frau war eindeutig als grün zu bezeichnen. Der Schädel des Mannes hingegen war kahlgeschoren. Auf seinem Skalp begannen jedoch bereits unübersehbar struppige bräunliche Stoppeln zu sprießen. Ihre Ohren waren größer als die von Erdenmenschen: nach oben hin liefen sie spitz zu, was ihnen ein koboldhaftes Aussehen verlieh. Auf der Stirn, genau über den inneren Enden der Augenbrauen, wuchs ihnen ein Paar gefiederter Antennen, gleichsam ein Paar zusätzlicher Augenbrauen. Diese Antennen, die an die Fühler von Motten erinnerten, dienten den Krishnanern als Riechorgan.
    Die Frau war jung, groß und von herrlich vollkommenen Proportionen. Sie hatte dunkle Augen und eine aristokratische klassische Nase. Bekleidet war sie mit den dürftigen Resten eines durchsichtigen Gewandes, das sie bis auf Knielänge gerafft hatte. Das Kleid war freilich so zerfetzt, dass sie ebenso gut keines hätte zu tragen brauchen. Der rechte Schulterträger war gerissen und enthüllte von der Schönheit des Mädchens mehr, als viele Erdbewohner noch als schicklich erachtet hätten. Die nackten Füße waren an mehreren Stellen wundgeschürft.
    Der Mann war groß und muskulös. Als schön konnte man seine grobknochige Gestalt mit den knotigen Gelenken und den übergroßen Händen und Füßen allerdings nicht gerade bezeichnen. Er trug einen fleckigen, verblichenen blauen Anzug, der aus einer kurzen Reithose und einer Jacke mit silbernen Knöpfen bestand. Dazu trug er bis zu den Waden reichende dünne Lederstiefel. Neben ihm auf dem Deck lag ein zerbeulter Schmuckhelm aus dünnem Silber, aus dem ein Paar fledermausartiger Silberschwingen ragte.
    Der Anzug war die Uniform der Mejrou Qurardena, was man ungefähr mit ›Zuverlässige Express-Gesellschaft‹ übersetzen könnte. In dieser Verkleidung hatte der Mann den Versuch unternommen, in den Sunqar (so der Name des treibenden Sumpfes) einzudringen und zwei Personen zu befreien, die dort von Piraten, den Bewohnern jener düsteren Region, festgehalten wurden. Geglückt war ihm dies nur bei einer dieser Personen: dem Mädchen an seiner Seite.
    Außer dem Mann und der Frau lagen auf den Planken des Floßes vier Bretter, etwas über eineinhalb Meter lang, zu rohen Skiern zurechtgeschnitten, zusammen mit den Seilen, die als Bindung gedient hatten, und den Rudern, die die Flüchtenden als Balancierstangen benutzt hatten. Auf diesen Skiern waren der Mann und die Frau in der Nacht
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