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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Ruderschlägen mussten sie mit dem Ruder in der Luft innehalten, bis der Steuermann in einem günstigen Augenblick rief: »Rudert!«
    Barnevelt erklomm erneut den Mast, wobei er sich fest an die Sprossen klammern musste, um nicht durch die Stampfbewegungen des Schiffes abgeschüttelt zu werden. Der Wind sang in der Takelage, die Seile knarrten, und das Segel war zum Zerreißen gespannt. Die Galeere, die sie verfolgte, war merklich näher herangekommen. Doch auch sie hatte mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen. Dann und wann sah Barnevelt Gischt aufspritzen, wenn sie sich mit ihrem Bug in einen Wellenberg bohrte. Da sie größer und schwerfälliger war als die Shambor, tauchte sie tiefer ein als die erstere, die mehr wie ein Korken auf den Wellen ritt. Er konnte jetzt sehen, dass die Galeere ein Zweimaster war, mit einem großen Hauptsegel vorn und einem kleinen Besansegel achtern.
    Als Barnevelt wieder unten war, rief Chask: »Fertigmachen zur Wende!« Der Maat musste mehrere Männer von den Rudern abziehen, weil er bei dieser Windstärke jede verfügbare Kraft zum Umlegen des Segels brauchte. »Steuer hart leewärts! Baumniederholer langsam schießen lassen! Schot loslassen! Wetterstage abfieren!«
    Während Barnevelt das komplizierte Manöver beobachtete, hegte er die Befürchtung, dass ein plötzlicher Windstoß das Segel zerreißen könnte, das jetzt frei im Wind flatterte und zerrte wie eine riesige dreieckige Fahne. Oder dass der jetzt völlig ungestagte Mast weggerissen werden könnte. In beiden Fällen wäre es um sie geschehen gewesen. Sie trieben mit beängstigender Fahrt vor dem Wind, obwohl die restlichen Ruderer mit aller Kraft rückwärts ruderten.
    Das Deck dröhnte unter den Füßen der Besatzung, die wie eine Ameisenherde umherlief und mit dem Segel kämpfte. Schließlich gelang es ihnen, unter viel Hauruck, Geächze und Gebrüll die Rahe in eine vertikale Lage zu bringen und mit einem halsbrecherischen Manöver auf die andere Seite des Masts zu schwenken.
    »Ruder hart Backbord! Schot einholen! Und jetzt volle Fahrt voraus!«
    Die Rahe schwenkte in ihre normale Schrägstellung, jedoch auf der anderen Seite des Mastes. Die Masts tage wurden wieder festgemacht, und das Segel blähte sich und ächzte, als der Wind hineinfuhr. Die Besatzung nahm ihre Plätze auf den Ruderbänken ein. Wie viel einfacher, dachte Barnevelt, ginge das Ganze mit einem simplen Stagsegel, wo man lediglich das Ruder scharf herumreißen und sich schnell ducken musste, wenn der Baum über das Deck schwenkte. Außerdem konnte man damit härter am Wind segeln. Er bezweifelte, dass sie sechseinhalb Knoten machten. Selbst ein irdischer Rahsegler (falls ein solcher überhaupt noch existierte) würde genauso viel Fahrt machen; überdies konnte er viel schneller halsen.
    Zei, die neben ihm im Heck stand, sagte: »O Snyol, sagt an, wozu dieses Manöver? Wird das Piratenschiff uns jetzt nicht den Weg abschneiden?«
    »Nicht, wenn es seine Segel gebraucht. Es müsste schon dasselbe Manöver durchführen wie wir, und bei solch schwerem Seegang nützen ihm seine Ruder allein nicht viel …« Er blickte stirnrunzelnd zum Himmel, auf die See und auf die eigene Takelage. »Wenn wir in einen richtigen Sturm geraten, dann muss die Galeere sich sputen, dass sie schnell wieder nach Hause in den Sunqar kommt. Aber wir wären auch nicht viel besser dran. Mit einer solchen Takelung lässt sich bei einem Sturm nicht kreuzen. Wir müssten dann vor dem Wind segeln, um nicht unterzugehen, und das würde bedeuten, dass wir wieder im Sunqar landen würden.«
    »Und was ist, wenn der Wind sich völlig legt?«
    »Dann kriegen sie uns auch. Sie haben mehr als hundert Mann an den Rudern, und wir haben bloß vierzehn.«
    Er überlegte: Wenn es ihnen gelänge, ihren Vorsprung vor der Galeere bis zum Einbruch der Nacht zu halten, würde es ihnen dann vielleicht gelingen, in der Dunkelheit zu entwischen? Nein, unmöglich – nicht bei drei Monden, die gleichzeitig schienen. Bei Regen oder Nebel würde die Sache anders aussehen, aber das gegenwärtige Wetter deutete weder auf das eine noch auf das andere hin. Und dann war da auch noch die zweite Galeere, deren Segel von der Mastspitze aus immer noch deutlich zu erkennen war.
    »Ihr verzeiht«, unterbrach Zei seine Gedanken, »aber ich fühle mich unwohl und muss mich zurückziehen … würg!«
    »Aber geht an die Reling auf der Leeseite!« brüllte Barnevelt – doch leider zu spät.
    Als Zei sich unter Deck
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