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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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begeben hatte, um sich hinzulegen, kam Chask herauf und sagte: »Kapitän, da ist noch ein Punkt, den Ihr bedenken müsst. Unser Trinkwasser geht langsam zur Neige; leider hatten wir im Sunqar nicht die Möglichkeit, unseren Vorrat aufzufrischen. Bei einem solchen Ruderwettlauf schwitzen die Männer ihr Wasser sehr schnell aus, müsst Ihr wissen.«
    »Rationier es!« befahl Barnevelt und beobachtete dabei die Galeere der Verfolger, auf der sich jetzt hektische Betriebsamkeit breitmachte.
    Wie kleine braune Ameisen auf einem Strohhalm schwärmten drüben jetzt Matrosen die Masten hinauf und befestigten die Segel mit Seisingen. Obwohl er mit der Affenarbeit des Segelhandhabens Erfahrungen hatte, war Barnevelt heilfroh, dass er jetzt nicht mit ihnen dort oben sein musste, die schwankende Rahe zwischen die Knie geklemmt wie ein Rodeo-Reiter, die klammen Finger in das glitschigfeuchte Segeltuch gekrallt.
    Nach und nach schrumpften die Segel der Galeere zusammen, bis sie schließlich zu einem schmalen Bündel gerollt an den Rahen anlagen. Dann sanken die Rahen herunter auf das Deck. Die Galeere kreuzte das Kielwasser der Shambor und fuhr auf nördlichem Kurs weiter. Barnevelt vermutete, dass die Galeere versuchen würde, sich windwärts vor die Shambor zu legen und erst dann wieder die Segel zu setzen, da die Schwierigkeit, einen Lateinsegler zu lavieren, mit der Größe des Segels wuchs und die Shambor aufgrund ihrer geringeren Größe in diesem Punkt ohnehin im Vorteil war.
    So vernarrt Barnevelt in die Segelei war – in diesem Augenblick hätte er eine Menge für eine nette kleine Allis-Chalmers oder Maybach-Gasturbine im Heck gegeben.
    Der lange krishnanische Tag schleppte sich hin. Barnevelt ging in die Kabine, nahm eine Mütze Schlaf und rasierte sich die verräterisch sprießenden Stoppeln auf dem Schädel ab. Die Männer murrten wegen der Wasserknappheit, verstummten indes sofort, als Barnevelt mit der Hand am Schwertgriff und grimmig entschlossener Miene an ihnen vorüberschritt.
    Die einzige Abwechslung, die der Nachmittag mit sich brachte, war ein kleines Flugtier, das, offenbar durch den heftigen Wind auf das Meer hinausgetrieben, an Bord geflattert kam und sich erschöpft in der Takelage festklammerte. Es sah aus wie ein unbehaarter kleiner Affe mit Fledermausflügeln. Barnevelt schlug sich die Zeit damit tot, indem er es von seinem luftigen Sitz herunterlockte und zähmte. Als der Abend nahte, fraß es ihm schon aus der Hand.
    Endlich wurde es Abend. Der grünliche Himmel blieb klar und wolkenlos. Im Westen versank die rote Sonne Roqir hinter der Galeere, die jetzt in bedrohlich geschrumpftem Abstand querab von der Shambor durch die Wellen stampfte. Ihre Segel hoben sich als schwarze Silhouetten gegen den roten Ball Roqirs ab. Die Sterne gingen auf. Ihr harter Glanz war ungewöhnlich für diese ansonsten dunstigen Regionen. Barnevelt suchte und fand Sol, die Erdensonne, am Himmel. Auf der Sternkarte des Achten Abschnitts, in dem die Cetischen Planeten lagen, befand sich Sol fast auf einer Linie mit Arcturus. Jetzt gingen auch, fast gleichzeitig, die drei Monde Krishnas auf: der große Karrim, Golnaz, der mittlere des Dreigestirns, und der kleine Sheb. Wie die drei Bären, dachte Barnevelt, und ich selbst in der Rolle von Goldköpfchen.
    Der Wind ließ ein wenig nach. Als Barnevelt den Blick nach Norden schweifen ließ, gewahrte er eine gewaltige Hochdruckzone über der Sabadao-See, die eine Schicht dichter Kaltluft nach Südwesten zum Sunqar sandte.
    »Wie lange hält eine solche Strömung für gewöhnlich an?« fragte er Chask.
    Der Maat vollführte eine Handbewegung, die dem irdischen Achselzucken entsprach. »Vielleicht einen Tag, vielleicht auch vier oder fünf. Sie wird ganz schlagartig abflauen, und dann wird wieder eine Woche lang Flaute über dieser stinkenden See liegen. Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn wir wieder in der Zone der beständigen Westwinde sind.«
    Die Männer wurden zusehends müder, obwohl die Shambor genug Leute für zwei volle Rudermannschaften an Bord hatte. Aber die Galeere kam trotzdem nicht näher; offenbar war auch ihre Besatzung der Erschöpfung nahe.
    »Außerdem«, erklärte Chask, »ist es unwahrscheinlich, dass sie versuchen, uns in der Dunkelheit einzuholen. Dazu ist ein so kleines Schiff wie die Shambor viel zu wendig. Und Katapulte und Armbrüste in der Nacht einzusetzen, das hieße – selbst bei dem Licht der drei Monde –, sinnlos Geschosse zu vergeuden.
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