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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Euch geäußerten Gedanken. Es sind entweder die Eingebungen eines Genies oder die wirren Ergüsse eines Geisteskranken.«
    »Wie auch immer, solches scheint in Katai-Jhogorai Gesetz zu sein …«
    »Warum hast du nichts gegen den Kerl unternommen?« fragte Barnevelt rasch dazwischen, um zu verhindern, dass sich das Gespräch zu einem Seminar über Regierungsformen aus wuchs. »Jeder weiß, dass man auf einem Schiff auf hoher See keine Demokratie walten lassen kann.«
    Insgeheim musste Barnevelt sich eingestehen, dass er nicht aufrichtig war. Schließlich war er von der Annahme ausgegangen, dass es doch möglich war, ein Schiff nach demokratischen Prinzipien zu führen, und er war immer noch der Ansicht, dass es einiges gab, was für Zanzirs Standpunkt sprach. Aber diese Überlegungen behielt er im Augenblick wohl besser für sich. Die Toten konnte man damit nicht wieder lebendig machen, und außerdem waren die Männer aus freien Stücken hier; keiner konnte sich beklagen, er wäre nicht rechtzeitig über die Gefährlichkeit der Expedition aufgeklärt worden.
    »Ich nehme mir die Freiheit, Herr, Euch Eure eigene ausdrückliche Order zu Beginn dieser Expedition ins Gedächtnis zu rufen: ›Keine Brutalitäten!.‹ sagtet Ihr. Damit ist nun die Gelegenheit für einen raschen Dolchstoß in der Dunkelheit vertan, zumal Zanzir jetzt natürlich darauf bedacht ist, sich in der Nähe seiner fanatischsten Parteigänger zu halten …«
    »Meine Herren!« Die Kabinentür flog auf – und ein Seemann streckte den Kopf herein. »Eine Galeere ist hinter uns her!«

 
3
     
    S ie hasteten nach draußen. In der Morgensonne leuchtete ein Segel am Horizont auf, auf halber Strecke zwischen ihnen und dem entschwindenden Sunqar. Barnevelt kletterte den Mast hinauf. Aus der Höhe konnte er den Rumpf unter dem Segel und die rhythmisch eintauchenden Ruderreihen auf beiden Seiten ausmachen. Und er gewahrte noch ein weiter entferntes zweites Segel.
    Er stieg herunter und sah sich auf Deck um. Der junge Zanzir, der gerade auf der vordersten Backbord-Ruderbank ruderte, erwiderte grimmig seinen Blick, so als wollte er ihm verbieten, etwas zu sagen.
    Barnevelt rief den Bootsmann und Zei in die Kabine, schloss sodann den Waffenschrank auf und entnahm ihm Schwerter für sich und Chask sowie einen langen Dolch für Zei.
    »Jetzt siehst du, warum es ein Fehler war, das Segel zu setzen. Ich habe den Verdacht, dass unser junger Hitzkopf insgeheim plant, über uns herzufallen, sobald die Piratenschiffe näher gekommen sind, und uns dann als Gegenleistung für seine Freiheit an sie auszuliefern.«
    »Das wäre möglich«, räumte Chask ein, »obwohl ehrliche Seemänner die Sunqaruma fürchten wie die Pest; sie halten sie nämlich nicht für Menschen, sondern für Automaten, welche zum Leben erweckt werden durch den teuflischen Zauber des Ungeheuers, das den Morast regiert.«
    »Also aufgepasst!« sagte Barnevelt eindringlich. »Wenn einer eine falsche Bewegung machen sollte, so töte ihn und wirf ihn über Bord. Ab sofort gilt in Sachen Disziplin ausschließlich dein Urteil.«
    Die Spur eines Lächeln huschte über Chasks Gesicht. Nur mit Mühe konnte er seinen Triumph verbergen.
    »Und nun«, fuhr Barnevelt fort, »will ich unseren Kurs berechnen. Ich möchte, dass du mir dabei hilfst.« Er wandte sich Zei zu. »Ihr solltet besser etwas seefestere Kleidung anziehen. Das Fähnchen, dass Ihr da anhabt, löst sich langsam in nichts auf.«
    Er schloss die Kleidertruhe auf und entnahm ihr ein paar grobe Kleidungsstücke. Dann breitete er seine Karte auf dem Tisch aus und machte sich an die Arbeit. Schwerer Seegang aus nördlicher Richtung warf die Shambor hin und her und machte die Positionsberechnung zu einer mühseligen Angelegenheit.
    Als Barnevelt schließlich fertig war, sagte Chask: »Kapitän, wenn wir nicht bald unseren Kurs ändern, schneiden die Sunqaruma uns von der Palindos-Straße ab.«
    »Machen wir uns an die Arbeit«, erwiderte Barnevelt entschlossen. Er setzte seinen zerbeulten Silberhelm auf, um sich keinen Sonnenbrand auf seinem nackten Schädel zu holen, und schritt hinaus auf Deck.
    Der Nordwind hatte mächtig aufgefrischt und blies vom Bug her das Salzwasser in einem Sprühregen schräg über das Deck. Manchmal waren die Wellen so hoch, dass das Wasser durch die Ruderöffnungen hereingespritzt kam. Schon längst konnten die Ruderer wegen des schweren Seegangs keinen gleichmäßigen Rhythmus mehr einhalten. Zwischen den einzelnen
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