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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Wollt Ihr nicht ein wenig schlafen, Kapitän?«
    Barnevelt hatte sich schon eine ganze Weile mit dem Gedanken getragen, selbst eine Schicht an den Rudern zu übernehmen, obwohl er voraussah, dass Chask das missbilligen würde. Doch abgesehen davon war er sich auch nicht sicher, ob ihn dies in den Augen der Mannschaft nicht sogar herabsetzen würde. Seine anfänglichen Versuche, sie als Gentlemen zu behandeln, schienen jedenfalls fehlgeschlagen.
    Überdies glaubte er nicht, dass seine Muskelkraft entscheidend zur Beschleunigung der Shambor beitrüge. Zwar war er eindeutig die größte Person an Bord, und nach krishnanischem Standard war er sicher alles andere als ein Schlappschwanz (er hatte den Vorteil, auf der Erde mit ihrer etwas größeren Schwerkraft aufgewachsen zu sein), aber er verfügte nicht über die muskelbepackten Schultern und schwieligen Hände dieser Ruderprofis. Daher zog er es schließlich doch vor, Chasks Rat zu befolgen und sich während der Nacht mit dem Steuermann an der Ruderpinne abzulösen.
    Die ganze Nacht über hing die Galeere wie ein schwarzer Schatten hinter ihnen, ein drohendes dunkles Etwas, das sich, umrahmt von einer phosphoreszierend gischtenden Wasserlinie und im Mondlicht weiß aufblitzenden Ruderspritzern, schemenhaft gegen den Nachthimmel und die dunkle Wasserfläche abhob. Auf keinem der beiden Schiffe brannte Licht.
    Gegen Ende der zweiten Wache, als die Nacht sich ihrem Ende zuneigte, weckte Barnevelt Chask mit den Worten: »Ich habe mir überlegt, dass wir mit einer veränderten Takelung den Halunken davonsegeln könnten.«
    »Was redet Ihr da, Käpt’n? Ein Trick aus den Polarregionen, den Ihr jetzt bei uns ausprobieren wollt? Mitten in einer solchen Verfolgungsjagd die Takelung zu verändern, ist meiner Meinung nach – verzeiht die Offenheit, Herr! – blanker Wahnsinn, selbst wenn Euer Plan noch so gut sein sollte. Bis Ihr Eure neue Takelung hängen habt …«
    »Ich weiß, aber sieh selbst!« Barnevelt deutete mit dem Finger auf die Segel der Galeere, die jetzt im Licht der aufgehenden Sonne rosa schimmerten. »Sie kommen immer näher heran, und nach meinen Berechnungen erreichen wir die Meerenge nicht vor Mittag. Und bei diesem Tempo holen sie uns mit Sicherheit vorher ein.«
    »Seid Ihr dessen sicher, Herr?«
    »Ganz sicher. Wir kommen immer weiter nach Westen ab. Das bedeutet, dass wir auf jeden Fall früher oder später noch einmal kreuzen müssen, und bei diesem Abstand hieße das, sie praktisch auf Bogenschußweite zu schneiden. Das aber wäre unser sicheres Verderben.«
    »Unsere Lage ist in der Tat sehr ernst, Sir. Aber was sollen wir tun?«
    »Ich werde es dir erklären. Wenn wir unser Manöver sorgfältig vorbereiten und es dann mit allen verfügbaren Leuten auf einmal blitzschnell durchführen, könnten wir es schaffen, dass unsere Takelung hängt, bevor sie uns einholen. Und wir haben immer noch eine bessere Chance, wenn wir es jetzt sofort machen, ehe der Wind wieder auffrischt und sie noch näher herankommen.«
    »Verzweifelte Bedingungen verlangen nach verzweifelten Maßnahmen, wie schon Nehavend sagt. Doch nun sagt, was wir tun sollen.«
    »Wähl ein paar Männer aus, denen du trauen kannst, und bring sie in die Kabine.«
    Eine halbe Stunde darauf lag Barnevelts Plan auf dem Tisch. Er selbst war bei weitem nicht so zuversichtlich, wie er tat, aber ein Versuch, so aussichtslos er auch scheinen mochte, war immer noch besser, als tatenlos zuzusehen, wie die Galeere sich mit der Unerbittlichkeit eines Uhrzeigers Zentimeter um Zentimeter heranschob.
    Sein Plan war kein geringerer, als das gegenwärtige Lateinersegel in ein Marconi- oder Bermudasegel zu verwandeln.
    Als erstes ging einer der Männer an der Unterkante des Segels entlang und schnitt in regelmäßigen Abständen Löcher hinein, während ein anderer eine Rolle Tau in kurze Stücke schnitt, die lose um die Rahe geschlungen werden sollten, welche bei der neuen Anordnung als Mast dienen würde. Als alles bereit war, übernahm Chask das Steuer und drehte die Shambor mit dem Bug in den Wind. Das Segel killte, und die Ruderer, die wussten, dass sie jetzt keine zusätzliche Antriebsquelle mehr hatten, tauchten ihre Ruderblätter mit doppelter Kraft ein.
    Die Galeere, die das Manöver beobachtet hatte, drehte sich ebenfalls in den Wind und ließ ihre Segel erschlaffen. Barnevelt sank das Herz fast in die Hose, als er erkannte, dass die Galeere jetzt, da beide Schiffe unabhängig vom Wind waren, lediglich
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