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Die Zeitdedektive 05 - Geheimnis um Tutanchamun

Die Zeitdedektive 05 - Geheimnis um Tutanchamun

Titel: Die Zeitdedektive 05 - Geheimnis um Tutanchamun
Autoren: Fabian Lenk
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Der Falke

Der Falke
    Langsam rumpelte der Schulbus über das Kopfsteinpflaster des mittelalterlichen Städtchens Siebenthann. Er machte einen Bogen um die Fußgängerzone in der Innenstadt mit dem Eiscafé Venezia , überquerte eine Brücke, fuhr die zwanzig Kilometer in die benachbarte Großstadt und hielt vor dem Völkerkundemuseum.
    Sobald der Busfahrer die Türen öffnete, stürmten 26 Schüler aus dem Bus und umringten einen kleinen Lehrer in einem grauen, abgetragenen Sakko.
    „Ruhe!“, rief der Mann und ruderte mit den Armen. „Und benehmt euch einmal in eurem Leben!“
    „Unser lieber Tebelmann ist heute wieder mal ganz schön im Stress“, bemerkte Leon und grinste.
    „Ja, stimmt“, sagte Kim. „Vielleicht ist Tebelmann so nervös, weil er gleich Tutanchamun gegenüberstehen wird.“
    Julian wich einem Papierflieger aus, den ein Mitschüler zum Museumsausflug mitgenommen hatte.
    „Tebelmann und wir werden nicht dem Pharao gegenüberstehen, sondern seiner Totenmaske“, erklärte er. „Was hast du überhaupt in deiner riesigen Tasche, Kim?“
    Kim errötete leicht. „Nichts weiter“, antwortete sie schnell. „Nur was zu essen.“
    Julian sah Kim schräg von der Seite an. Er glaubte ihr kein Wort. Gerade als er etwas sagen wollte, rief Tebelmann mit seiner hellen Stimme: „Ich habe die Eintrittskarten. Es bringt also überhaupt nichts, wenn jemand nach vorn stürmt, um als Erster im Museum zu sein.“
    „Keine Sorge, Herr Tebelmann!“, rief ein Schüler.
    Einige lachten. Der Lehrer überhörte die Bemerkung und ging voran. Die Schüler folgten ihm.
    „Also, ich freue mich wirklich auf die Ausstellung“, sagte Julian. „Was für ein Glück, dass die berühmte Totenmaske als Teil einer Wanderausstellung nun auch hier zu sehen ist. Diese Maske muss unendlich wertvoll sein. Ich glaube, dass …“
    „He, seht mal den Falken da drüben!“, unterbrach Kim ihn. Sie deutete auf eine große Birke ganz in ihrer Nähe. Dort saß ein Turmfalke mit weiß-braun gesprenkelter Brust auf einem Ast.
    „Na und?“, sagte Julian ungehalten darüber, dass Kim seinen soeben erst begonnenen Vortrag gestört hatte. „Was ist so besonders an einem Falken?“
    Kim zog die Schultern hoch. „Weiß nicht. Ich habe den Eindruck, dass er zu uns herüber starrt.“
    „Wie bitte?“, entfuhr es Julian.
    „Das bildest du dir nur ein“, sagte auch Leon.
    Kim schwieg. Aber während Julian weiter über Tutanchamun sprach, behielt sie den Falken im Auge. Jetzt waren sie genau auf seiner Höhe. Und Kim war sich sicher: Der Falke beobachtete sie!
    Zwei Minuten später hatten sie den Eingang zum Naturkundemuseum erreicht. Bevor Kim am Kassenhäuschen vorbeiging, drehte sie sich noch einmal um. Der Falke saß nach wie vor auf dem Ast. Doch jetzt hatte er den Kopf gedreht und starrte Kim an. Ihre Blicke trafen sich, und Kim wurde es seltsam heiß. Ihr war es, als würden die großen, schwarzen Augen des unheimlichen Vogels genau durch sie hindurchschauen. Rasch wandte Kim den Blick ab und beeilte sich, ins Museum zu gelangen.
    Die Schülergruppe schob sich von Raum zu Raum der Sonderausstellung. Aufgeregt lief ihr Geschichtslehrer Tebelmann vor ihnen her. Gerade hatten sie die Grabbeigaben bewundert, die den Pharao auf seiner letzten Reise begleitet hatten oder seinen Aufenthalt im Jenseits verschönern sollten: eine goldene Brosche in der Form eines Skarabäus , ein goldener Anhänger, diesmal in der Form eines Falken, ein herrlich gearbeiteter Doppelring aus Lapislazuli , eine 50 Zentimeter große Parfümvase, verziert mit dem Kopf der Göttin Hathor , ein Brustschmuck aus purem Gold mit Einlegearbeiten aus buntem Kristall, silberne Ankh-Kreuze , aufwändig geschnitzte Truhen aus Elfenbein.
    Ein besonderes Schmuckstück war auch die Liege des Herrschers, deren Pfosten mit vergoldeten Löwenköpfen verziert waren. Auch eine blau bemalte Tonfigur war Teil der Grabbeigaben. Dabei handelte es sich, wie ein kleines Täfelchen erklärte, um einen Uschebti , einen Diener, der den Pharao im Jenseits verwöhnen sollte. Das Figürchen ruhte auf einem weißen Samtkissen in einer Vitrine. Noch beeindruckender waren die mannshohen Kriegerfiguren aus Holz, die einst mit Speeren bewaffnet den Eingang zur Sargkammer bewacht hatten.
    Auch Kim war von der Pracht fasziniert. Den Falken hatte sie schon fast vergessen. Dafür beanspruchte etwas anderes immer stärker Kims Aufmerksamkeit. Ihre Tasche hatte in den letzten zehn Minuten ein
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