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0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

Titel: 0114 - Verschollen in der Jenseitswelt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Dreißig von ihnen gab es im Camp. Dreißig, die sich als Skalvenhalter aufspielten und dabei über übersinnliche Fähigkeiten verfügen mußten, von denen die des Gedankenlesens eine der geringsten war.
    Sie sprachen nicht. Es war ihnen nicht möglich. Es war eine Art von Telepathie, die Pjotr früher strikt abgeleugnet hatte, bis er sie auf dieser Welt kennengelernt hatte.
    Man hatte ihm nicht einmal gesagt, auf welche Weise er hierhergekommen war. Ihm nicht, und auch nicht den anderen Männern und Frauen jeden Alters, die wie die Fliegen unter der sengenden Sonne dahinstarben. Doch das schien die Schwarzen nicht zu stören, weil ständig Nachschub eintraf. Sie wußten nur, daß sie sich nicht mehr auf der Erde befanden. Sie sahen es an der Sonne, die nicht die ihre war.
    Steh auf! Arbeite!
    Der Befehl des Schwarzen entstand unmittelbar in Pjotrs Bewußtsein. Das war sie, die Telepathie der Fremden, die keine Mißverständnisse zuließ. Weiterarbeiten sollte er bis zum Zusammenbruch und nach den Kristallen graben.
    Pjotr Transkij taumelte hoch, stützte sich an einem kleineren Felsbrocken ab. Hoch aufgerichtet stand der Schwarze vor ihm.
    Schneller!
    »Ich kann nicht…«, stöhnte Pjotr, dem die violette Sonne die Kraft aus den Knochen gebrannt hatte. »Mein Gott, warum…«
    Da traf ihn die Peitsche.
    Gellend schrie er auf. Noch einmal spürte er den flammenden Schmerz.
    Wirst du jetzt schneller gehen und schneller arbeiten?
    Er konnte nicht mehr antworten. Taumelte nur noch und hastete stolpernd auf seinen Arbeitsplatz zu. Die anderen sahen ihn kommen und brachen dabei ihre Arbeit nicht ab. Sie hatten Angst.
    Angst vor der unsichtbaren, magischen Peitsche.
    Und Pjotr Transkij begann wieder zu arbeiten. Auch er spürte diese Angst in sich und wußte dabei, daß er nicht mehr lange zu leben hatte.
    ***
    Uber dem Loire-Tal stand die Herbstsonne und strahlte warm herab. Es war einer der letzten schönen Tage des Jahres und lud geradezu dazu ein, ihn durch Faulenzen zu genießen.
    Zamorra setzte das halbleere Glas mit Fruchtsaft ab, aus dem er einen kräftigen Schluck genommen hatte, setzte es auf den niedrigen Marmortisch und ließ sich dann im Liegestuhl zurücksinken, um dann den Kopf zu drehen. Seine Augen erfaßten das weite parkartige Gelände mit dem beheizbaren Swimming-pool, in dem jemand fröhlich plätscherte. Von diesem Jemand sah Zamorra momentan nur den Kopf mit dem schulterlangen, blauschwarzen Haar.
    »Changaura«, sagte Zamorra halblaut.
    Neben ihm beugte sich sein Freund vor. »Es läßt dich nicht los, was?«
    Der Parapsychologe sah weiter dem Mädchen im Pool zu. »Changaura ist tot«, erwiderte er. »Aber seine Welt möchte ich gern kennenlernen. Irgendwie spüre ich, daß dort etwas nicht stimmt. Ich möchte hin.«
    Bill Fleming, Dozent für Geschichtskunde an der Harvard University und momentan Zamorras Gast auf dem Château Montagne, grinste. »Zamorra, du spinnst, aber auf eine unkonventionelle Art, und von der Geschichte mit dem abgestürzten Raumschiff glaube ich dir kein Wort. Du warst wohl im Kino oder hast zu intensiv geträumt…«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Dann hat Nicole haargenau den gleichen Traum erlebt und diese deutschen Studenten ebenfalls. Massensuggestion scheidet aus…«
    »Sagst du!«
    »Weiß ich, Bill, und weil es eine Möglichkeit für die Silbernen gab, in unsere Welt zu kommen, muß es auch möglich sein, den umgekehrten Weg zu beschreiten. Etwas zieht mich hin, und ich weiß, daß ich dem Ruf folgen muß.«
    Der Historiker schwieg. Er kannte den Professor. Wenn dieser sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, führte er es auch durch. Nur konnte sich Fleming beim besten Willen nicht vorstellen, wie Zamorra in eine andere Dimension Vordringen wollte.
    Hatte der Professor seine Gedanken gelesen?
    »Es muß einfach sein, Bill. So einfach wie ein Trip in die Vergangenheit.«
    Der große durchtrainiert wirkende Mann Ende der Dreißig, dem man den Professor nicht ansah, fantasierte dabei nicht einmal. Schon mehr als einmal hatte er die Vergangenheit aufgesucht, teilweise unfreiwillig, zum Teil auch mit Hilfe seines Amulettes, das über ungeheure magische Kräfte verfügte. Zeitreisen waren für Zamorra und seine engsten Gefährten nichts Ungewöhnliches mehr.
    Für Uneingeweihte jedoch war das ganze Leben des Professors ungewöhnlich.
    Vor ein paar Jahren hatte es begonnen, als er das Schloß seiner Vorfahren erbte und übernahm, das von dem Magier Leonardo de Montagne
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