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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran
Autoren: Helen Nuelle
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namenlosem Entsetzen gegen den Angreifer auf und versuchte, sich umzudrehen, um nach ihm zu greifen. Aber er erkannte ihre Absicht und stürzte sich mit dem vollen Gewicht seines Körpers auf sie. Eine Hand packte ihre Haare und riß ihr den Kopf so heftig nach hinten, daß sie meinte, ihr müßte das Genick brechen. Sie stieß einen gellenden Schrei aus, aber ein harter Schlag auf die Schläfe erstickte ihn. Die Dunkelheit explodierte in ein Feuerwerk von Sternen, dann wußte sie nichts mehr von sich.
    Langsam kehrte das Bewußtsein zurück. Sie öffnete die Augen, schloß sie, und öffnete sie wieder, weil sie nicht begreifen konnte, daß sie sah und vor Finsternis doch nichts sah. Sie bemühte sich, sich an das Geschehene zu erinnern, ihre Gedanken langsam zu ordnen. Allmählich erkannte sie, daß ihr ganzer Körper steif war, daß sie sich nicht rühren konnte. Selbst das Atmen fiel ihr schwer. Etwas Dickes, Trockenes verstopfte ihr den Mund. Sie lag auf der Seite, und etwas Kaltes und Massiges war gegen ihren Rücken gebunden. Wenn sie sich mühsam zu bewegen versuchte, bewegte es sich mit. Aber es war schwer, und sein Gewicht zerrte an den Seilen, die schmerzhaft fest um ihre Beine und Arme geschnürt waren.
    Sie versuchte, trotz des Knebels zu schreien, aber sie brachte keinen Laut heraus. Die Anstrengung ließ sie beinah ersticken; sie meinte, nicht genug Luft durch die Nase zu bekommen, und das Herz arbeitete wie rasend und drohte jeden Augenblick zu versagen. Ein letzter Rest von Vernunft befahl ihr, sich zusammenzunehmen und langsamer zu atmen, aber sie brauchte unendlich lange, bis sie das Gefühl hatte, genug Luft zu bekommen, und bis die Erstickungsangst abebbte.
    Er muß mich mit etwas Hartem geschlagen haben. Peggy erinnerte sich an die Millionen Sterne, die sie plötzlich gesehen hatte. Sie spürte ein dumpfes Klopfen an der einen Seite des Kopfes, und Blut rann von der Schläfe über die Wange und ins Auge und verklebte das Lid, so daß sie es nicht mehr öffnen konnte. Und dann sprang nackte Todesangst sie an. Ich liege hier gefesselt im Finstern, und keiner weiß, wo ich bin, schrie es in ihr. Nur einer weiß es. Er weiß, daß ich ihm nicht entrinnen kann. Aber wenn er nun überhaupt nicht mehr zurückkommt...! Wenn er sie hier jämmerlich verhungern und verdursten läßt? Der trockene Kloß im Mund machte das Verlangen nach Wasser schon jetzt fast unerträglich.
    Wenn sie wenigstens den Knebel entfernen könnte, wäre ihr schon viel geholfen, überlegte sie. Sie bekäme genügend Luft und könnte sich ohne Angst vorm Ersticken anstrengen. Vielleicht gelang es ihr, sich von den Fesseln zu befreien und von der schweren Masse, die zusätzlich mit etwas Wulstigem um ihre Taille herum befestigt war. Sie bog den Kopf rückwärts, um eventuell zu fühlen, was es sein könnte; berührte mit der Wange Haare, und da fiel es ihr wieder ein
- bevor sie überfallen wurde, hatte sie mit der Hand Haare gestreift, war gegen einen kalten toten Arm gestoßen. Peggy bäumte sich auf, als sie erkannte, daß das Gewicht an ihrem Rücken eine Leiche sein mußte. Und um ihre Taille schlangen sich die Arme des Toten. Sie riß den Mund auf und schrie lautlos ihr Entsetzen hinaus, bis ihr der Kopf fast zu platzen schien. Sie strampelte, schüttelte sich in vergeblichem Kampf, um sich von der furchtbaren Last zu befreien. In ihrer panischen Verzweiflung spürte sie nicht mehr, daß sich die Fesseln dadurch nur enger zogen; Ekel und Grauen hatten ihr die Besinnung geraubt. Sie kämpfte und kämpfte, bis ihre Bewegungen immer langsamer, immer schwächer wurden, und sie schließlich in gnädige Ohnmacht sank.
    19
    Als sie wieder zu sich kam, war es, als ob sie aus dem Schlaf erwachte. Sie erinnerte sich sofort, wo sie sich befand und was mit ihr geschehen war. Die im gleichen Augenblick hervorquellende Angst drängte sie zurück und bemühte sich, die Ruhe zu bewahren. Ein neuer hysterischer Anfall würde sie nur sofort wieder in Ohnmacht sinken lassen und noch hilfloser machen. Mit grimmiger Entschlossenheit weigerte sie sich, an den leblosen Körper an ihrem Rücken zu denken. Maßloser Zorn überwältigte sie jedesmal, wenn sie es doch tat. Eine dunkle Ahnung sagte ihr, daß es die Leiche von Molly Mullins sein mußte. Doch die Trauer, die sie normalerweise empfunden hätte, ertrank in der schrecklichen Erkenntnis, daß sie bald genauso sterben mußte wie die arme Molly.
    Aber noch lebte sie. Vorsichtig begann sie, die
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