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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran
Autoren: Helen Nuelle
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Stirn. »Das ist schwer zu beurteilen – oder genauer gesagt, ich glaube nicht, daß Sie einen Käufer finden würden. Bally Moran liegt sehr einsam.« Er sprach noch bedächtiger, als er Peggys mißtrauischen Blick auf sich gerichtet fühlte. »Das Schloß ist uralt, und es gibt eindrucksvollere Schlösser. Objekte wie dieses stehen schon seit Jahren zum Verkauf, ohne daß sich jemand dafür interessierte.«
    »Wie schade! Ich hoffte, ich könnte es verkaufen«, fiel Jesse ein
    und fügte rasch hinzu: »Natürlich, nachdem ich den geforderten Monat dort verbracht habe. Was soll ich denn sonst damit tun, wenn ich es nicht behalten will?«
    »Sie könnten es dem Staat schenken, um die Grundstückssteuer zu sparen. Das wäre eine Möglichkeit, die... «
    »Das ist eine gute Idee, Mr. Pierce«, unterbrach ihn Jesse. »Ich werde einen Monat dort wohnen, um das Geld zu erben, und dann verschenke ich das Schloß.« Ein strahlendes Lächeln gab ihrem ebenmäßigen schönen Gesicht einen unwiderstehlichen Charme, und Peggy bemerkte, daß sich selbst der vertrocknete alte Anwalt davon einfangen ließ.
    Er hatte ihnen die Hotelzimmer besorgt und ihnen einen Wagen gemietet. Er hatte ihnen sogar auf einer Autokarte die Straßen gekennzeichnet, die zu dem kleinen Dorf führten, zu dem Schloß Bally Moran gehörte. Nachdem sie ihm telegrafisch ihre Ankunft mitgeteilt hatten, hatte er sich mit den Leuten in Conig in Verbindung gesetzt, die ihnen das Schloß zeigen und ihnen helfen sollten.
    Eine Frau, deren Haus zu den Besitzungen des Verstorbenen gehörte, hatte die Räume im Schloß gesäubert und alles für ihre Ankunft hergerichtet.
    »Das Schloß ist recht gut eingerichtet«, führte Mr. Pierce aus. »Es wurde in den letzten zweihundert Jahren immer wieder renoviert und modernisiert; das letztemal von Ihrem Onkel vor zwanzig Jahren. Er sorgte sogar für einen Generator, so daß Sie auch Strom zur Verfügung haben. Die Küche ist modern.«
    »Aber er selbst lebte nie dort?« fragte Peggy.
    »Nein.« Mr. Pierces durch Jesses Lächeln hervorgerufene Aufgeschlossenheit verschwand auf einmal.
    Jesse stand auf und begleitete den Anwalt und Mr. Quigley zur Tür; die häßliche braune Bettdecke hatte sie immer noch um die Schultern gewickelt. »Ich fürchte, Mr. Quigley, Ihre Stiftung wird auf das Geld meines Onkels verzichten müssen«, sagte sie zu dem ziemlich unscheinbaren Mann.
    »Wir rechnen auch kaum damit«, antwortete er fast verlegen und strich sich nervös über das spärliche Haar. »Ich habe nur der Form halber der Verlesung des Testaments beigewohnt.«
    »Ich wünsche Ihnen jedenfalls bei anderen Gelegenheiten mehr Glück.«
    »Das haben wir sicherlich; wir sind aber nicht darauf angewiesen. Und wenn Sie mich in Conig sehen werden, hoffe ich, daß Sie nicht denken, ich würde – nun ja, ich würde im Hintergrund wie ein Fuchs auf die Beute lauern.«
    »Was tun Sie denn in Conig?« Jesse konnte ihre Neugier nicht unterdrücken.
    »Nun ja, ich bin in Conig aufgewachsen. Ich war viele Jahre nicht dort, und da wir in diesem Sommer keine Ausgrabungen geplant haben, wollte ich meinen Urlaub dort verbringen.«
    »Dann werden wir uns ja bestimmt sehen«, entgegnete Jesse und lächelte. »Wenn Ihre alten Freunde Ihnen die Zeit dazu lassen, müssen Sie uns in Bally Moran einmal besuchen kommen.«
    »Das würde ich sehr gern machen.« Andrew Quigleys Miene hellte sich unter Jesses bezauberndem Lächeln genauso auf wie vorhin das vertrocknete Gesicht des Anwalts.
    Peggy hatte den Mann bisher kaum beachtet, aber nun erinnerte sie sich, daß Mr. Pierce ihn als anerkannten Archäologen vorgestellt hatte. Obwohl sie in ihrem Beruf nichts mit der Geschichte des Altertums zu tun hatte, faszinierte sie jeder, der sich mit Ausgrabungen beschäftigte. Rein äußerlich besaß Andrew Quigley allerdings nichts, was man faszinierend bezeichnen könnte: weder das spärliche krause Haar, von dem man nicht sagen konnte, ob es braun oder rot war, noch das magere faltige Gesicht, das den Fünfziger verriet. Aber seine Hände brachten Gegenstände ans Tageslicht, die seit Tausenden von Jahren nicht von Menschenhand berührt worden waren, und dieser Gedanke gab Peggy ein prickelndes Gefühl.
    »Wo haben Sie an Ausgrabungen teilgenommen?«
    »In Ägypten. Wir graben jetzt schon mehrere Jahre in Amarna.«
    »O ja, ich habe davon gelesen«, bestätigte Peggy eifrig. »Sie müssen uns unbedingt besuchen und davon erzählen.«
    Als die Tür sich hinter
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