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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran
Autoren: Helen Nuelle
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mucksmäuschenstill liegen, bis er sich entfernt hatte und sie nichts mehr von ihm hörte.
    Aber jetzt, jetzt hatte sie eine Chance! In der Richtung, in die er sich entfernt hatte, winkte die Freiheit. Sie rollte sich auf den Bauch, holte Schwung und war im nächsten Augenblick auf den Knien. Den heftigen Schmerz, der sie dabei durchzuckte, beachtete sie kaum. Nun versuchte sie, sich auf die Füße zu stellen, aber sie fiel hilflos wieder zur Seite. Die Füße waren völlig gefühllos, nutzlose Klumpen, die ihr nicht gehorchen wollten. Sie streifte hastig die Hausschuhe ab und rieb die Füße am Steinboden. Als endlich das Blut wieder darin zu zirkulieren begann und sie den ersten prickelnden Schmerz spürte, probierte sie erneut aufzustehen, aber auch diesmal vergeblich. Ihre Wange schlug hart auf dem Steinboden auf. Verzweifelt begann sie zu kriechen, blieb mit dem langen Schlafrock hängen und stürzte wieder. Und da kehrten die Schritte zurück.
    Ohne nachzudenken, drückte sie sich ausgestreckt gegen den Steinboden und bewegte sich nicht. Hoffentlich merkte er nicht, daß sie sich ein winziges Stück fortbewegt hatte. Diesmal war sie auf die Berührung durch seine Hand gefaßt. Sie beherrschte sich mit eisernem Willen, um nicht durch eine dumme Reflexbewegung das Täuschungsmanöver zu verraten.
    Das Licht einer Taschenlampe blitzte auf, um ihre Lage festzustellen, dann fühlte sie, wie er den Schlafrock an beiden Schultern packte, und im nächsten Moment schleifte er sie genauso über den Boden davon, wie er es mit der Leiche von Molly gemacht hatte.
    Sie fühlte sich versucht, den Kopf anzuheben, damit er nicht gegen die Steine schlüge, aber noch während sie die Versuchung niederzwang, bemerkte sie, daß der Boden abfiel; erst nur allmählich, und dann ging es immer steiler abwärts, so daß er ohnehin gezwungen war, ihren Kopf hochzuhalten.
    Frische kalte Luft schlug Peggy ins Gesicht. Sie mußten ins Freie gelangt sein, doch durch die geschlossenen Lider drang kein Licht. Es mußte noch immer Nacht sein. Die Feststellung erschreckte sie, denn sie hatte geglaubt, daß inzwischen eine Ewigkeit vergangen wäre, und nun war noch nicht einmal die Nacht vorüber.
    Sie wurde hochgehoben. Schlaff ließ sie Arme und Beine hängen, um sich nicht zu verraten. Aber sie mußte endlich wissen, wo sie waren, und sie wagte es, das eine Auge einen winzigen Schlitz breit zu öffnen. Weiße Nebelschwaden umzogen sie, nur hier und da ließen sie den Blick auf ein Stückchen Felswand frei. Gleich darauf ließen die Arme, die sie hochgehoben hatten, sie in einen Wagen fallen. Der Wagenrand hob sich dunkel gegen das milchige Weiß dahinter ab. Undeutlich sah sie im Nebel die Gestalt des Mannes am Wagen vorbeigehen und hörte ihn vorn auf den Sitz klettern.
    Eine Welle der Erleichterung durchzog sie. Er war zwar noch ganz in ihrer Nähe, aber sie konnte sich wenigstens ein bißchen entspannen, konnte ohne Angst durchatmen und brauchte nicht ängstlich nach dem lauten Klopfen ihres Herzens zu hören. Der Nebel kam ihr gerade recht. Hoffentlich verdichtete er sich noch. Die Füße brannten jetzt wie Feuer, und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ihr Gewicht tragen würden und nicht mehr versagten. Neben sich im Wagen fühlte sie Mollys Leiche, aber es berührte sie kaum.
    Der Wagen rumpelte mit einem heftigen Ruck los. Auf einer Straße fuhren sie jedenfalls nicht, das erkannte sie sofort an dem schrecklichen Schütteln, wenn die Räder sich über den steinigen Boden quälten. Die Pferdehufe klapperten laut, und sie hörte, wie sie öfters auf dem glatten Fels ausrutschten. Sie kamen nur im Schneckentempo voran. Es ging wohl den Abhang hinunter, aber der Boden war so uneben und voller Geröll, daß das Pferd mit dem Gewicht des Wagens hinter sich immer wieder zögerte und nicht weiterlaufen wollte. Wenn Peggy ein bißchen den Kopf drehte, konnte sie nur wenig entfernt über sich die Umrisse des Mannes erkennen. Plötzlich schwanden sie. Vermutlich mußte er das Pferd führen, und damit war ihr Chance gekommen. Sie betete inbrünstig, daß die Füße ihr den Dienst nicht versagten, und robbte sich zum offenen Ende des Wagens vor.
    Du mußt auf deinen Füßen landen, befahl sie sich, als sie sich vom Wagen rollen ließ. Der Nebel war jetzt so dicht, daß man keine Handbreit weit sehen konnte. Auch das Licht seiner Taschenlampe würde ihm in dieser Milchsuppe bei der Suche nach ihr nicht helfen. Wenn nur ihre Füße mitmachten,
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