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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr
Autoren: Christopher Ross
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    Peggy Corbett beugte sich im Sattel nach vorn und tätschelte ihrem Wallach den Hals. »Lass mich nicht im Stich, Dusty!«, feuerte sie ihn an. »Ich weiß, dass Dixie kaum noch zu schlagen ist, aber wir müssen es wenigstens versuchen. Zeig den Leuten, dass du schneller bist als ihr weißes Angeberpferd!«
    Ein verhaltenes Schnauben zeigte ihr an, dass Dusty wusste, was sie wollte. Sie lenkte ihn mit einem leichten Schenkeldruck zur Ziellinie und blieb vor der Markierung stehen, die Zügel in der linken Hand, die rechte erhoben, um sie beim Startsignal sofort auf die Hinterhand des Pferdes sausen zu lassen.
    Sie spürte die erwartungsvolle Spannung, die über den Fairgrounds von Reno lag. Obwohl sie ihren Stetson in die Stirn gezogen hatte und alle ihre Sinne auf den Start konzentriert waren, fühlte sie, wie gebannt die Zuschauer auf den Tribünen saßen. Die Stimme eines kleinen Mädchens, ein nervöses Husten, das Schnauben eines Pferdes in der Koppel hinter der Anzeigetafel, ansonsten herrschte atemlose Stille. Alle warteten auf das Signal des Starters und den letzten Ritt an diesem Nachmittag.
    »Ladies and Gentlemen!«, tönte es aus denLautsprechern. »Zum letzten Ritt beim diesjährigen Barrel Racing stehen Miss Peggy Corbett aus Billings, Montana, und ihr Wallach Dusty bereit. Peggy ist neunzehn Jahre jung und hat in dieser Saison bereits drei zweite Plätze aufzuweisen. Nur sie hat noch die Chance, die führende Dixie Malone vom ersten Platz zu verdrängen.«
    Peggy hörte die Worte kaum. Ihr Blick war auf die erste Tonne gerichtet, ihre Ohren warteten auf das Startsignal. Insgesamt drei Tonnen waren wie die Blätter eines Kleeblatts in der Arena angeordnet. Wer sie am schnellsten umrundete und in der besten Zeit über die Ziellinie ritt, hatte gewonnen.
    16,4 Sekunden hatte Dixie vorgelegt, eine unglaubliche Zeit. Wer die unterbieten wollte, musste eine erstklassige Reiterin sein und ein schnelles Pferd haben. Und musste einen guten Tag erwischen, einen sehr guten Tag.
    »Go!«, rief der Starter.
    Peggy ließ die rechte Hand auf das Hinterteil des Wallachs klatschen, presste ihm gleichzeitig die Hacken in die Seite und schoss in die Arena. Weit über den Rücken ihres Pferdes gebeugt und die Zügel locker in der Hand galoppierte sie auf die erste Tonne zu. So eng, dass sie mit den Stiefeln beinahe die Tonne berührte, lenkte sie ihr Pferd um das Hindernis herum. Dusty ging mit der Hinterhand weit nach unten, als sie herum waren, und stürmte nach vorn, preschte unter Peggys wilden Anfeuerungsrufen auf die zweite Tonnezu. Aber er war nicht so flink auf den Beinen wie Bluebonnet, die weiße Stute ihrer Rivalin. Zum Umrunden einer Tonne brauchte er länger. Was er dort verlor, machte er zwar durch Kraft und Entschlossenheit wett, doch bei der letzten Tonne geriet er ins Rutschen und verlor wertvolle Zeit, bevor Peggy ihn im gestreckten Galopp über die Ziellinie jagte.
    »16,8 Sekunden, eine erstklassige Zeit«, folgte ihr die Stimme des Moderators, »und damit steht unsere Siegerin fest: Dixie Malone aus Fort Worth in Texas hat gewonnen! Herzlichen Glückwunsch, Dixie!«
    Außerhalb der Arena, auf dem sandigen Platz, der den Teilnehmern des Rodeos vorbehalten war, stieg Peggy aus dem Sattel und belohnte Dusty mit einer Mohrrübe. »Das hast du gut gemacht«, lobte sie ihn. »Wir lagen nur vier Zehntel hinter ihr. Das nächste Mal packen wir sie, ganz bestimmt!«
    Sie führte ihren Wallach zur Tränke und ließ ihn saufen. Zur Siegerehrung würde sie noch einmal in die Arena reiten und wie bei den letzten Rodeos mit einem kleinen Geldpreis für den zweiten Platz vorliebnehmen müssen. Von den Preisgeldern allein konnte sie nicht leben und musste zwischen den Rodeos als Bedienung in einem Coffeeshop arbeiten. Das große Geld gab es nur in Texas. Bei den Rodeos in Fort Worth und Amarillo kamen auch die Cowgirls auf ihre Kosten.
    »Howdy, Peggy. Kein schlechter Ritt.«
    Peggy drehte sich um und sah Dixie auf ihrerSchimmelstute sitzen. Mit ihrem Püppchengesicht und den blonden Locken sah sie beinahe so gut aus wie Marylin Monroe, nur drahtiger, wie ein Cowgirl eben. Als einzige Reiterin hatte sie sich geschminkt, Lippenstift, pfirsichfarbenes Rouge und reichlich Eyeliner, der ihre braunen Augen noch glutvoller aussehen ließ. Der Traum aller Männer, wie die sehnsuchtsvollen Blicke der wartenden Cowboys und Bullrenreiter bewiesen.
    »Danke«, sagte Peggy.
    »Nur vier Zehntel langsamer als ich, so gut war
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