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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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sein nasses Haar. »Ich bin Koro von den Hakul«, rief er laut. »Wer immer dort ist, er möge sich zeigen!«
    Eine schlanke Gestalt tauchte aus der Finsternis auf. Es war ein Mädchen, oder eher eine junge Frau, in ein schlichtes graues Gewand gekleidet und offensichtlich unbewaffnet. Der Hakul runzelte die Stirn. Ein Mädchen, allein in dieser Gegend? Sie war hübsch, wenn auch etwas zu mager für seinen Geschmack. Ihr dunkles Haar fiel glatt bis auf die Schultern, und ihr Gesicht war ebenmäßig und strahlte Ruhe aus. Sie hatte helle Augen, auch wenn der Reiter aus der Entfernung die Farbe nicht erkennen konnte. Sie mochten blau sein, oder grün.
    »Bleib stehen!«, rief der Reiter. Die Seher hatten gesagt, das Mädchen habe grüne Augen. Er beugte sich unwillkürlich weiter vor, um sie besser zu sehen, und senkte dabei seine Lanze um eine Handbreit. »Bist du allein, Mädchen?«
    »Nein, ist sie nicht«, sagte eine Stimme hinter dem Hakul. Koro riss gedankenschnell am Zügel, doch es war zu spät. Im Buschwerk war ein Mann aufgesprungen, bewaffnet mit einem starken Ast, den er jetzt dem Hakul in die rechte Seite rammte. Der Reiter verlor das Gleichgewicht. Sein Pferd scheute und warf ihn ab. Und dann war der Angreifer über ihm und stieß dem Gestürzten einen Dolch in die Brust. Als er die Klinge wieder aus dem Körper zog, blickte er dem Sterbenden in die brechenden Augen und sagte: »Bestelle in Ud-Sror, dass sie noch ein wenig länger auf Tasil aus Urath warten müssen!«
    Dann war der Hakul tot. Der Kampf hatte nicht einmal drei Sekunden gedauert.

    »Fang das Pferd ein, Kröte«, rief Tasil. Er sprang selbst vor, um es am Zügel zu packen. Aber das war ein Fehler. Das Tier scheute zurück und galoppierte laut wiehernd davon, den Weg zurück, den es gekommen war.
    »Soll ich ihm nachreiten, Onkel?«, rief Maru.
    Tasil blickte dem Tier kurz hinterher, dann winkte er ab. »Das war dein Fehler, und jetzt ist es zu spät. Sei’s drum. Ist nur schade um die Beute. Verdammt seien die Hakul und ihre störrischen Pferde! Hast du den Helm gesehen?«
    Er wischte seinen Dolch am Mantel des Gefallenen ab. »Ein Späher, unerfahren, zu unserem Glück, aber leider auch nicht sehr wohlhabend.« Er untersuchte den Leichnam. Seine wertlosen Ringe aus Kupfer ließ er dem Toten. Dann sah er sich das Schwert an und schüttelte den Kopf. »Damit muss schon der Vater seines Großvaters gekämpft haben. Schartig und kaum zu gebrauchen.« Er zog den Dolch aus der Scheide und prüfte die Klinge. »Nur Bronze, und schon zu oft nachgeschliffen. Ich habe wahrlich schon bessere Arbeiten gesehen, aber immerhin, es ist ein Dolch der Hakul.«
    »Wie friedlich er aussieht«, sagte Maru, die das Gesicht des Toten betrachtete. Der Regen schien den Schmerz fortgewaschen zu haben.
    »Du brauchst ihn nicht zu bedauern, Kröte. Er hätte dich genauso gerne getötet wie mich.«
    »Glaubst du, er war allein, Onkel?«
    »Wahrscheinlich, er hat ein Jagdhorn am Gürtel. Wären andere Hakul in der Nähe, hätte er sie sicher gerufen.«
    »Ich dachte, wir hätten sie abgeschüttelt«, sagte Maru niedergeschlagen.
    »Haben wir auch, Kröte. Ich denke, sie haben sich aufgeteilt, um nach uns zu suchen. Sonst wäre dieser junge Kerl hier nicht alleine gewesen. Ich würde sagen, das ist gut für uns, denn solange
sie einzeln kommen, werden wir mit ihnen fertig. Und jetzt hilf mir, wir wollen ihn dort drüben ins Moor werfen. Seine Seele ist fort. Soll sein Körper dort Ruhe finden.«
    »Aber wie sollen wir hier die Nacht über rasten, wenn nebenan...« Maru vollendete den Satz nicht.
    »Gar nicht, Kröte. Wir werden bald aufbrechen. Es kann nicht mehr weit sein.«
    »Nach Ulbai?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass wir in die Stadt reiten.«
    »Aber du hast jeden Bauern, den wir getroffen haben, nach dem Weg dorthin gefragt.«
    »Natürlich, Kröte. Es ist mir nämlich lieber, die Hakul suchen uns dort, statt an dem Ort, an dem wir wirklich sind.«
    Maru half Tasil widerstrebend, den Hakul ins Moor zu tragen. Der ganze Landstrich bestand fast nur aus Moor und Marschland. Hier und dort fanden sich leichte Bodenwellen, zu niedrig, um Hügel genannt zu werden, aber immerhin fester Grund. Der Schirqu stand auf so einem lang gezogenen Buckel, der sich weit nach Norden und Süden erstreckte. Sie waren in Awi, dem Wasserland. Der Boden schmatzte unter ihren Füßen, als sie die Böschung hinter sich ließen. Tasil suchte einen sumpfigen Tümpel.
    »Dort hinein«,
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