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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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aus.
    »Verzeih bitte meinem Onkel diesen Scherz«, sagte Maru schnell, »ihr seid unsere Gäste und müsst natürlich nichts zahlen.«
    Tasil warf ihr einen eisigen Blick zu, aber dann sagte er: »Setzt euch. Meine Nichte wird gerne noch etwas Holz für dieses Feuer suchen, an dem ihr eure Kleider trocknen könnt.«
    Die Frau lächelte dankbar, doch der Mann warf ihr einen strengen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht nötig, dass du das Mädchen unseretwegen in den Regen schickst. Nur etwas zu essen, wenn ihr habt. Wir müssen gleich weiter.«
    »Zu sehr in Eile, um ins Trockene zu kommen?«
     
    Der Mann ließ sich doch überreden, wenigstens für kurze Zeit nach drinnen zu kommen. Das kleine Feuer, das Tasil und Maru dort am Morgen unterhalten hatten, war lange verloschen.
    »Es lohnt sich nicht, es wieder anzufachen, Fremder, wir können hier nicht bleiben«, wiederholte der Mann.
    Er wirkte gehetzt. Sein unruhiger Blick ging immer wieder über die Schulter zurück. Die Kinder drängten sich eng an ihre Mutter und sahen sich ängstlich um. Tasil entzündete das Feuer, was den Tempel in rötliches Licht tauchte. Maru fand ihn bedrückend.
Er war stark verfallen, aber auch in seinen guten Tagen konnte er kaum viel besser ausgesehen haben. Sie hatte noch nie einen Schirqu gesehen, der so arm an Schmuck war. Nur die vier rußgeschwärzten Nischen an einer Wand wiesen darauf hin, dass hier einmal Opferfeuer für die Hüter gebrannt haben mochten. Die Statuen waren verschwunden. Obwohl der Fremde es nicht wollte, legte Maru einen Scheit Holz auf das Feuer. Er war nass. Dichter Rauch quoll auf. Tasil hatte am Morgen eine Wildziege gefangen und gebraten. Das Fleisch war kalt, aber die Fremden hielten sich nicht damit auf, es noch einmal zu wärmen.
    Gegen alle Sitten wartete Tasil, der nichts aß, nicht ab, bis das Mahl beendet war, sondern begann gleich, seine Gäste auszufragen: »Deine Kleidung, die Gewänder deiner Frau – du siehst nicht aus wie ein Bauer oder Handwerker.«
    Der Mann nickte. »Utaschimtu ist mein Name«, sagte er zwischen zwei Bissen. »Noch vorgestern war ich ein angesehener Richter in Ulbai. Doch Recht und Gesetz haben die Stadt verlassen, also werde ich nicht mehr gebraucht.«
    Tasil stocherte im Feuer, als sei er nur mäßig interessiert. Aber Maru konnte ihm ansehen, wie neugierig er war. Ulbai, die Hauptstadt des Reiches, war nicht mehr fern.
    »Kein Gesetz? Wie meinst du das?«, fragte er beiläufig.
    »Du weißt, dass wir Krieg haben?«, fragte Utaschimtu.
    »Das hat man mir erzählt«, erwiderte Tasil, »allerdings wissen die Bauern und Hirten in dieser Gegend nichts Genaues. Sie berichten von großen Schlachten, doch können sie meist nicht sagen, wo gekämpft wurde, oder gegen wen und warum. Sie sind nur sicher, dass der Kaidhan von Ulbai immer siegreich ist.«
    Utaschimtu lachte bitter auf. »Das erzählen sie? Nun, das wundert mich nicht. Das ist es, was Luban-Etellu, unser hochgeborener Kaidhan, über seine Boten verkünden lässt. Lubans Männer schreiten von Sieg zu Sieg, so rufen sie es aus. Und sie suchen
nach jungen Männern, die bereit sind, die Reihen des ruhmreichen Heeres zu verstärken.«
    Tasil nickte nachdenklich. »Es schien mir da auch das eine oder andere, was ich hörte... nun, seltsam zu sein.«
    »Ich bin Richter und gewohnt, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Du weißt, dass die Stadt Serkesch sich vom Reich losgesagt hat? Du weißt, dass der Verräter Numur den Krieg mit Ulbai begonnen hat?«
    »So etwas in der Art kam mir zu Ohren«, erwiderte Tasil, so als wüsste er es nicht viel besser als der Richter selbst.
    Maru hingegen zuckte unwillkürlich zusammen. Sie hatten es nicht nur gehört, sie waren dabei gewesen, als es begann. War es wirklich schon ein halbes Jahr her, seit sie das brennende Serkesch so fluchtartig hinter sich gelassen hatten?
    Utaschimtu fuhr kauend fort: »Nun, der Kaidhan schickte sein Heer flussaufwärts, nach Norden, um den Verräter Numur zu unterwerfen. Zuerst kam die Meldung von einem Sieg bei Igaru, dann hieß es, die Serkesch seien bei Aqar Bairuti geschlagen worden. Schließlich wurde gemeldet, die Truppen des Kaidhans stünden kurz davor, die Stadt Esqu zu erobern – verstehst du, was ich meine, Fremder? Jeder dieser Orte liegt viel weiter südlich als der vorherige. Und wenn wir Esqu belagern, dann müssen es die Serkesch doch erst erobert haben! Und Esqu liegt schon in Aurica!«
    Utaschimtu war aufgebracht. Tasil
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