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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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unter Waffen, den sie finden. Warum kommt ihr nicht mit zur Küste? Gemeinsam wären wir sicher vor Räubern und Wölfen.«
    »Ich danke dir für dein Angebot, Utaschimtu, doch gedenke ich, einen anderen Weg einzuschlagen.«
    »Nun, ich habe dich gewarnt, mehr kann ich nicht tun.«
    Dann nahm Utaschimtu die Deichsel wieder auf, und mit einem lauten Knarren setzten sich die schweren Räder in Bewegung. Als sie außer Sichtweite waren, sagte Tasil: »Lösch das Feuer, Kröte, wir brechen auf.«
    »Nach Ulbai, Onkel?«, fragte Maru, während sie Erde über die Flammen häufte, um sie zu ersticken.
    »Lass dich überraschen«, sagte Tasil grinsend.

Das Dorf im Strom
    Klopfe an einen Baum, und höre, wie es klingt.
     
Farwisches Sprichwort
     
     
    Maru spähte unter ihrer Kapuze aufmerksam nach rechts und links. Ihr Pferd trottete durch den Regen, der seit Stunden und Tagen die Welt in Morast verwandelte. Es würde bald Abend werden. Die Tritte ihres Pferdes waren schwer, denn der Boden war
durchweicht, so dass man tief einsank. Marus Wollmantel war völlig durchnässt. Sie war müde, wie ihr Reittier, aber unruhig. Sie wusste, wo sie waren. Das Fenn, nannten es die Bauern. Sie hatten noch Beinamen dafür: Das Verfluchte, das Endlose oder einfach das Schwarze Fenn. Und ausgerechnet in diesen Sumpf führte Tasil sie nun hinein. Maru fühlte sich unwohl. Sie spürte eine ungute Spannung in der Luft, die sie nicht erklären konnte. Es ging nicht in die Große Stadt Ulbai, wie sie geglaubt hatte. Sie hatten den schmalen Weg eingeschlagen, der am Schirqu in den Wald abzweigte. Er war eine Weile einem flachen, aber breiten Hügel gefolgt und hatte sie schließlich auf einen alten Dammweg geführt, der sich lange durch sumpfiges Gelände und dann hinaus in den Strom schlängelte. Der Dhanis hatte sie wieder, der mächtige Strom, dem sie vor einem halben Jahr den Rücken gekehrt hatten, der Fluss, den die Kydhier Vater des Landes nannten. Sie waren an einem seiner Seitenarme, den die Bauern den Schwarzen nannten. Als Maru das dunkle Wasser sah, das sich zwischen den Schilfinseln hindurchschlängelte, wusste sie, warum. Aber es war beileibe nicht die Farbe des Stroms, die sie beunruhigte. Nein, es ging ein Gerücht um im Wasserland: Von einer gewaltigen Seeschlange, einer Awathani, die nach jahrhundertelangem Schlaf wieder erwacht sei. Die Bauern sprachen eigentlich von nichts anderem. Viel wussten sie nicht darüber, und schon gar nichts Genaues. Sicher waren sie nur, dass der Krieg, der das Reich zerriss, die Schläferin geweckt hatte. Und sie waren sich einig, wo das Untier zu finden war: Im Schwarzen Dhanis. Und genau da waren sie nun. Auf einem alten Damm, der hineinführte in den endlosen Sumpf, den der Strom hier mit tausend Armen durchzog.
     
    Vor ihnen tauchte jetzt ein hoher Zaun auf. Maru hatte schon Zweifel bekommen, ob der Dammweg sie wirklich an ihr Ziel führen würde, aber jetzt waren sie offensichtlich irgendwo angekommen.
Tasil hielt sein Pferd an. Der Weg endete an einem hölzernen Tor. Rechts und links davon zog sich ein hohes, aber nicht sehr starkes Gatter die Böschung hinunter bis ins Schilf und weiter ins schwarze Wasser. Tasil sah sich um. Ein Stück Holz baumelte an einem Strick neben dem Tor. Tasil nahm es und schlug damit auf die große Baumscheibe, die offensichtlich zu diesem Zweck dort aufgehängt war.
    Nach wenigen Augenblicken zeigte sich ein Gesicht zwischen den Stäben des Tors. »Wer seid ihr, und was wollt ihr?«, fragte eine dünne Stimme.
    »Wir sind Reisende und suchen Unterkunft für die Nacht.«
    »Für eine Nacht?«
    »Das sagte ich, ja.«
    »Wie sind eure Namen? Wo kommt ihr her? Und was ist euer Ziel, Fremder?«
    »Ich bin Tasil aus Urath, und das ist meine Nichte Maru. Wir wollen zur Stadt Ulbai.«
    Das Tor öffnete sich einen Spalt. Dahinter zeigte sich ein Gesicht.
    »Deine Nichte?«
    »Ja, meine Nichte.«
    »Kann ich sie sehen?«
    Tasil starrte den Mann an. Es regnete in Strömen. Tasil winkte Maru nach vorn. Vorsichtig lenkte sie ihr Pferd an seine Seite. Der Weg war schmal und rutschig und die Böschung hinunter in den Sumpf steil. Das Tor öffnete sich noch etwas weiter. Ein Mann sah hervor. Er trug einen flachen Schilfhut und einen Strohmantel. Er war barfuß und hüpfte jetzt über die Pfützen hinaus auf den Weg. Er starrte Maru mit zusammengekniffenen Augen an. Regen lief ihm ins Gesicht.
    »Ein Mädchen«, stellte er schließlich fest. »Und sie ist sicher nicht deine
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