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Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Das Schloss am See: Mittsommerherzen (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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1. KAPITEL
    T iefblau schimmerte der Siljansee im klaren Sonnenlicht. In seiner Oberfläche spiegelten sich die Wipfel der Bäume und die mit samtigem Grün überzogenen Berge Dalarnas.
    Grün, so viele Facetten von Grün. Dunkel und schattig wie das der Kiefern- und Fichtenwälder oder leuchtend wie die Kronen der Birken und Weiden am See. Von gelben Butterblumen und weißem Tausendschön gesprenkelte Wiesen, auf denen Kühe weideten, und Obstbäume, deren Äste sich unter der Last der Früchte bogen. Dazwischen blitzte immer wieder das
Falunröd
, das leuchtende Rot der Häuser, auf. Mit ihren weißen Giebeln und Fensterrahmen sahen sie aus der Entfernung wie winzige Puppenstuben aus.
    Hannes Westenberg stand auf einer Anhöhe am gegenüberliegenden Seeufer. Seine Jacke flatterte im Wind, der von den schneebedeckten Bergen im Norden her blies. Die Luft war mild, aber frisch und sauber, und der Anblick, der sich ihm eröffnete, schien geradewegs einem Bilderbuch entsprungen zu sein.
    Trotzdem hätte Hannes jederzeit den Trubel und die Hektik der Großstadt vorgezogen.
    Er warf einen Blick auf die Uhr und runzelte die Stirn. So spät schon? In diesen langen schwedischen Sommernächten sank die Sonne, wenn überhaupt, erst sehr spät am Abend. Dadurch hatte er vollkommen die Zeit aus den Augen verloren. Der Tag neigte sich dem Ende zu, und es gab noch eine Menge zu erledigen. Je schneller er diese leidige Angelegenheit hinter sich brachte, umso eher konnte er dem Heimatland seiner verstorbenen Mutter den Rücken kehren. Doch er glaubte nicht, dass er vor Ablauf einer Woche wieder in Hamburg sein würde.
    Er ging zurück zu seinem Wagen, den er am Fuß der Anhöhe abgestellt hatte, stieg ein und setzte seinen Weg fort. Der Straßenrand war gesäumt von Wildblumen, dahinter erstreckten sich ausgedehnte Weiden und Wälder. Doch die landschaftlichen Reize seiner Umgebung waren an Hannes vollkommen verschwendet. Er hatte keinen Sinn für die Schönheiten der Natur. In Hamburg war er geboren und aufgewachsen, hatte danach lange Jahre in Paris, London und Rom gelebt. Er war ein Kind der Großstadt, und ein gelegentlicher Spaziergang an der Binnenalster, mit anschließendem Espresso auf der Terrasse seines Lieblingsitalieners, genügte seinem Anspruch an Freiluftaktivitäten vollkommen.
    Für mehr ließ ihm sein aufreibender Job auch gar keine Zeit. Und freiwillig, so viel stand fest, hätte er diese überstürzte Reise nach Schweden nicht angetreten.
    Bei dem Gedanken daran, wie viel von seinem Besuch hier im mittelschwedischen Dalarna abhing, runzelte Hannes die Stirn. Er mochte sich lieber gar nicht erst ausmalen, was ihm bevorstand, sollte er keinen Erfolg haben. Richard Westenberg, sein Vater, würde sich in seiner Meinung bestätigt sehen, dass sein jüngster Sohn, der bis zum Tod seines Bruders einfach in den Tag hinein gelebt hatte, nach wie vor ein Taugenichts war. Und der lachende Dritte wäre Albert, der Sohn von Richards zweiter Frau.
    Nein! Hannes hieb mit der flachen Hand auf das Lenkrad seines Mietwagens. So weit durfte es niemals kommen. Er hatte nicht all die Jahre so hart geschuftet, damit Albert am Ende den Sieg davontrug! Nicht ausgerechnet dieser Meister der Intrige – das war er Tobias schuldig …
    Rasch schob Hannes die Erinnerung an seinen Bruder beiseite. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er hatte wahrlich anderes zu tun.
    In einhundert Metern biegen Sie links ab.
    Hannes reduzierte die Geschwindigkeit und bedachte das Display des Navigationssystems mit einem skeptischen Blick. Mit dem Ding stimmte ganz offenbar etwas nicht. Hier gab es weit und breit keine Straße!
    Erst beim zweiten Hinsehen entdeckte er einen schmalen Weg, der von der Hauptstraße abzweigte und direkt in den Wald hineinführte. Die Entfernung stimmte, aber … Nun, versuchen konnte er es ja zumindest, ehe er die Landkarte aus seiner Laptoptasche im Kofferraum herauskramte.
    Nach ein paar Hundert Metern wurde der Weg noch schlechter. Hannes liebte schnelle und schnittige Wagen und hatte sich beim Autoverleih für einen kleinen Sportflitzer entschieden, was er nun bereute. Er war schon kurz davor zu wenden, als er bemerkte, dass sich der Wald direkt vor ihm lichtete.
    Er holperte weiter, und kurz darauf eröffnete sich ihm der Blick auf das Ziel seiner Reise.
    Beringholm Slott.
    Das Schloss lag auf einer Halbinsel, die über eine schmale Landbrücke mit dem Ufer verbunden war. Der
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