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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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sah ihn aufmerksam an, dann sagte er: »Ich verstehe, wenn Numur wirklich Esqu genommen hat, dann hat er schon das halbe Reich erobert.«
    »Das halbe? Was ist denn noch übrig? Esqu ging vor fünf Wochen verloren. Und jetzt wird Numur mehr durch die Sümpfe von Awi als durch die Krieger des Kaidhans aufgehalten.«
    »Also seid ihr auf der Flucht vor Numur?«
    »Nein, wir sind auf der Flucht vor Luban, der es nicht wert
ist, den Namen seines großen Vorfahren Etellu zu tragen! Der Kaidhan begnügt sich nicht mehr damit, Hirten und Fischer mit Lügen in sein Heer zu locken – jeder Mann, der eine Waffe tragen kann, wird einberufen. Es würde ja angehen, wenn er dies mit Handwerkern und Bauern machte, aber selbst verdienstvolle Verwalter und Richter sind nicht mehr sicher! Ja, selbst die althergebrachten Unterschiede zwischen Kydhiern und Akkesch lässt er nicht mehr gelten. Er lässt Kydhier sein Heer befehligen und Akkesch müssen gehorchen. Er ist auch nicht besser als der Verräter Numur.«
    Maru hatte den Mann bis jetzt bedauert, doch seine Überheblichkeit stieß sie ab. Utaschimtu setzte seinen Bericht fort. »Es war nicht leicht, aus der Stadt zu entkommen, das kannst du mir glauben, Fremder. Luban hat die Brücke über den Dhanis abgebrochen und den Hafen sperren lassen. Niemand darf die Stadt verlassen. Ich konnte einen Fischer bestechen, der uns auf die andere Seite brachte. Das kostete mich ein Vermögen. Ganz zu schweigen von dem, was ich alles zurücklassen musste. Was ich noch besaß, gab ich einem Bauern, der uns dafür diesen armseligen Karren überließ. Uns ist nicht viel mehr geblieben als das, was wir auf dem Leib tragen. Selbst um Essen müssen wir nun schon betteln.« Der Richter starrte zu Boden. Offensichtlich schämte er sich für seine Not.
    »Was glaubst du, wann werden die Serkesch Ulbai erreichen?«, fragte Tasil. Das Schicksal der Flüchtlinge interessierte ihn ganz offensichtlich nicht.
    Utaschimtu fing sich wieder. »Bist du auf dem Weg dorthin, Fremder? Dann kann ich dich nur warnen. Die Stadt wird bald belagert werden, aber sie wird sicher nicht schnell fallen. Ulbai war schon von jeher gut befestigt, und wir Akkesch haben sie in eine uneinnehmbare Festung verwandelt. Sie liegt hoch über dem Fluss, auf allen Seiten vom Wasser des Dhanis geschützt. Dennoch...«

    »Du hast Zweifel?«
    »Hunger und Krankheit machen nicht vor Mauern halt. Wer weiß, wie lange Ulbai einer großen Belagerung standhalten kann? Außerdem sind hier auch noch Kräfte am Werk, die ein armer Mensch wie ich nicht begreifen kann.« Er hielt inne. Dann fuhr er flüsternd fort: »Hast du von dem Gott gehört, der Numurs Heer vorangehen soll?«
    »Ah, der neue Gott! Von dem haben auch die Bauern gesprochen, aber wie immer wussten sie nichts Genaues. Weißt du, was das für ein Gott ist?«
    »Nein, Luban hat verboten, darüber zu sprechen. Ich selbst musste Männer zum Tode verurteilen, die es trotzdem taten. Ich weiß nur, dass dieser Gott Numur bisher immer den Sieg geschenkt hat. Er soll ein Diener des Kriegsgottes Strydh sein, so heißt es. Vielleicht ist es auch der Flussgott Dhanis, der sich an uns Akkesch rächen will, weil wir versuchen, ihn mit Gräben, Dämmen und Kanälen zu zähmen.« Der Richter schaute nachdenklich in das qualmende Feuer, dann stand er plötzlich auf. »Ich danke dir für das Mahl und das Feuer, Fremder, aber wir müssen nun weiter.«
    »Weiter? Bei diesem Wetter? Wohin?« Tasils Erstaunen war dieses Mal echt.
    »Wir sind hier nicht sicher. Ich war ein Hoher Richter des Kaidhans. Es ist möglich, dass er mir meinen Abschied weder erlaubt noch vergibt. Vielleicht lässt er mich verfolgen. Es ist besser, wir bringen möglichst viele Stunden zwischen uns und die Stadt. Und das empfehle ich dir übrigens auch, Fremder. Würde es nicht Tag und Nacht regnen, könntest du sehen, dass selbst die Sterne zittern. Schlimme Zeichen sind das. Luban und die große Stadt Ulbai sind dem Untergang geweiht. Glaube mir, es ist besser, nicht dort zu sein, wenn das geschieht.« Seufzend blickte er in den wolkenverhangenen Himmel. Der Schauer hatte kaum nachgelassen.
»Wir ziehen weiter nach Süden, zur Küste. Vielleicht finden wir dort einen Fischer, der uns über das Meer bringt. Hier ist es jedenfalls nicht sicher. Und weil ich dir für deine Gastfreundschaft nichts geben kann, Fremder, warne ich dich. Die Krieger Lubans ziehen durch das Land. Sie werden sicher auch hierherkommen, und sie zwingen jeden
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