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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
Autoren: Torsten Fink
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gezeigt hatte.«
    Der Seiler schüttelte den Kopf. »Die Schläferin erwachte zu Zeiten der Väter unserer Großväter. Habt ihr die Geschichten vergessen? Und haben sie da das Blutopfer dargebracht? Nein!«
    »Damals hatten sie die Maghai, große Maghai. Aber wen haben wir? Wo ist der mächtige Jalis? Wo die anderen? Sie haben uns verlassen. Wen haben wir noch – außer jenen, die uns die Liebsten sind?«, fragte der Grauhaarige bekümmert.

    »Vielleicht sollten wir die Zauberer suchen«, meinte der alte Seiler.
    »Maghai! Die Maghai haben behauptet, sie hätten das Unheil für alle Zeiten gebannt!«, zischte der Edaling. »Aber sie haben sich getäuscht – und uns!« Missmutig setzte er sich wieder.
    »Das haben sie, und es ist seltsam, dass sie sich darin geirrt haben«, erwiderte der Seiler nachdenklich. Er hatte die Hanffäden zusammengedreht. Jetzt begann er, sie gedankenverloren wieder aufzufasern. »Ich frage mich, was Sie geweckt hat.«
    Der Graue zuckte hilflos mit den Schultern. »Wer kann das wissen? Vielleicht der Krieg? Es wird viel Blut vergossen am Ufer des Dhanis. Vielleicht sind es die Toten im Wasser, die Ihren Schlaf stören.«
    »Was ist mit dem Schatten, den Dwailis gesehen hat?«, fragte der Seiler.
    »Dwailis ist ein verrückter, alter Narr!«, rief der Edaling.
    »Das hast du auch gesagt, als er uns vor Ihr warnte, und er war der Erste, der Sie gesehen hat«, erwiderte der Weißhaarige.
    »Ich war nicht der Einzige, der ihm nicht geglaubt hat«, rechtfertigte sich der Jüngere verdrossen.
    Der Graue schüttelte unwillig den Kopf: »Es ist doch gleich, ob es der Krieg oder etwas anderes war. Die Zermalmerin ist erwacht. Und wir müssen das Unheil, das daraus folgt, ertragen.«
    »Unheil? Es kann unser Ende bedeuten. Sie hat lange geschlafen, und sie ist hungrig! Aber wir können das Verhängnis noch abwenden. Nur ist keine Zeit mehr für Bedenken. Wir müssen schnell handeln!«, rief der Jüngste mit vor Erregung zitternder Stimme. »Die Zeichen sind eindeutig! Schlange, Boot und Mädchen.«
    »Ist das alles, was dir wichtig ist, deine Zeichen?«, fragte der alte Seiler bitter.
    »Ich bin der Edaling! Es ist meine Aufgabe, das Auwara zu legen, Alter, auch wenn dir das nicht gefällt.«

    »Bitte, Männer, beruhigt euch«, sagte der Graue. »Ich habe euch gerufen, weil ich weiß, wie kummervoll dieser Weg noch werden wird. Wir, die Ältesten und der Edaling, wir führen dieses Dorf, und wir müssen einig sein, wenn wir zur Versammlung sprechen.«
    »Ich habe diesen Streit nicht begonnen«, zischte der Edaling.
    »Aber ich erkläre ihn für beendet!«, rief der Graue scharf. Er verlor offenbar die Geduld. »Hört, ihr Männer, die Weissagung der Halmzeichen ist klar. Keiner von uns kann es anders deuten: Das Opfer wird verlangt. Sind wir darin einig?«
    »Ich habe kein gutes Gefühl, wenn wir das Auwara in dieser Frage entscheiden lassen«, sagte der Seiler langsam, »aber ich gebe zu, dass ich es auch nicht anders deuten kann.«
    »Ah, du siehst ein, dass du dich geirrt hast? Was für ein seltenes Ereignis! Dann müssen wir jetzt bereit sein zu tun, was verlangt wird!«, forderte der Jüngste.
    »Er hat Recht, alter Freund«, pflichtete ihm der Grauhaarige bei. »Seit vielen Menschenaltern befragen wir das Schilf und vertrauen den Zeichen. Und in diesem Fall nicht? Bald erscheint der Neue Mond, und dann müssen wir handeln. Worauf sollen wir warten? Schon vier unserer Fischer sind nicht wiedergekehrt. Jetzt wagt sich keiner mehr hinaus auf den Fluss. Vom Ufer werfen sie die Netze aus, und mit den Flussechsen müssen sie darum streiten. Und der Fang ist armselig genug. Es wird nicht mehr lange dauern, und der Hunger sitzt in diesem Dorf an jedem Tisch.«
    Der Weißhaarige nickte langsam. »Ich weiß, aber ich fürchte, dass Unheil aus alldem erwächst. Ich werde nicht widersprechen, wenn das Auwara das Opfer einfordert, aber bedenkt, es wird eine unserer Familien treffen, ein Mädchen aus unserer Mitte. Das wird die Ihrigen hart ankommen.«
    »Das lässt sich leider nicht vermeiden«, sagte der Edaling kühl.

    »Du kannst das leicht sagen, denn du hast weder Kinder noch Enkel«, sagte der alte Seiler mit gezwungener Ruhe. »Ich fürchte jedoch, dass die Sippe der Erwählten sich wehren könnte. Es wird Beschuldigungen geben, Widerspruch, Streit.«
    »Was schlägst du also vor, mein Freund?«
    »Ich denke, wir lassen die Oberhäupter der Familien schwören, dass sie sich dem Los ohne
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