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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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halten, machte aber trotzdem eine rasche und abwehrende Geste mit der linken Hand, als ihr Bruder allen Ernstes Anstalten machte, sich auf Wulfgar zu stürzen. Die andere lag an ihrem Hals.
    »Lass ihn, Arden«, krächzte sie. »Das ist eine …« Sie hustete und musste ein paarmal tief ein- und ausatmen, bevor sie weitersprechen konnte. »… eine gute alte Angewohnheit zwischen uns, dass wir uns gegenseitig umzubringen versuchen.«
    Arden starrte sie aus großen Augen an, aber er war vernünftig genug, angesichts der Übermacht nichts Dummes zu tun, und starrte Wulfgar nur zornig an. Von Dwegr, der sich offenbar noch gut an seine letzte Begegnung mit dem Wikinger erinnerte, war keine Spur mehr zu sehen.
    »Das ist die Heimdall«, murmelte Wulfgar, als hätte er Vera, ihren Bruder und alle anderen um sich herum einfach vergessen. »Es ist lange her, aber ich erkenne sie. Das ist Wulfigars Schiff!« Plötzlich fuhr er herum und wandte sich in scharfem Ton wieder an Vera. »Woher habt ihr –?«
    Aber er sprach den Satz nicht zu Ende. Zwei, drei endlos lange, schwere Atemzüge lang stand er vollkommen reglos da und starrte die Gauklerin an, dann drehte er sich mit einer schwerfällig wirkenden Geste herum und wandte sich an Jorun. Trauer erfüllte seinen Blick.
    »Dann ist also alles wahr.«
    Jorun nickte. Sie schwieg.
    »Und der Rest auch«, sagte Baron zu Guthenfels. Ohne dass Erik oder einer seiner Krieger ihn daran hinderten, trat er dichter an das Schiff heran, legte den Kopf in den Nacken und musterte die Heimdall aus zu schmalen Schlitzen zusammengepressten Augen, und sehr lange. »Das ist das Schiff, das uns angegriffen hat«, sagte er schließlich. »Es gibt keinen Zweifel. Ich erkenne es wieder.«
    Langsam und zutiefst erschüttert drehte er sich wieder um und bedachte zuerst Vera, dann Katharina mit einem nachdenklichen Blick, bevor er sich mit mühsam beherrschter Stimme an Guy de Pardeville wandte. »Die Zigeunerin sagt die Wahrheit, Pardeville. Es war nicht Wulfgars Schiff, das uns überfallen hat.«
    Pardeville schnaubte abfällig. »Was beweist das schon? Dann hat er eben ein anderes Schiff genommen, damit man sein eigenes verdammtes Wolfsboot nicht erkennt, so auffällig, wie es ist!«
    Seine Stimme klang trotzig, aber in seinen Augen flackerte mühsam unterdrückte Angst.
    »Nicht die Wikinger haben uns angegriffen, sondern Eure Leute«, sagte Guthenfels. »Wie konntet Ihr das tun, Pardeville? All das hier, all diese Toten … ist Euer Hass auf die Nordmänner so groß, oder seid Ihr einfach nur abgrundtief böse?«
    »Hütet Eure Zunge, Baron«, antwortete Pardeville kalt. »Ich kenne dieses Schiff nicht. Wollt Ihr das Wort eines Kindes und einer dahergelaufenen Gauklerin über das meine stellen?«
    »Und wenn es so wäre?«, fragte Guthenfels.
    Pardeville lachte böse. »Dann seid Ihr dumm, Baron, oder zumindest naiv. Lasst uns die Sache bei Hofe vortragen. Ich stelle mich dem Gericht, wenn Ihr Euch unbedingt zum Narren machen wollt! Ihr werdet sehen, wem man glaubt!«
    »Wahrscheinlich Euch«, mischte sich Vera ein. Ihre Stimme klang ein wenig kratzig. Wulfgar hatte anscheinend wirklich mit aller Kraft zugedrückt. Dennoch lächelte sie dünn. »Es sei denn, Ihr stolpert über Eure eigene Schläue.«
    »Was soll das heißen?«, schnappte Pardeville. »Was fällt dir ein, ungefragt das Wort an mich zu richten?«
    Vera lächelte. Sie sagte nichts mehr, sondern nickte ihrem Bruder zu, und Arden wiederum gab seinen Begleitern einen Wink, auf den hin vier von ihnen zwei Gestalten herbeischleiften, deren Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren. Guthenfels sog hörbar die Luft durch die Nase ein, und auch unter den Kriegern ringsum wurde ein ebenso erschrockenes wie drohendes Murmeln laut, wirkten die beiden Gefangenen auf den ersten Blick doch wie zwei der ihren.
    Auf den zweiten nicht mehr. Sie trugen zwar keine Fellmäntel, ansonsten aber eindeutig die Kleidung der Nordmänner, bis hin zu einem Helm mit kurzen, abwärts gekrümmten Hörnern, der am Gürtel des Größeren der beiden hing. Auch die Schwerter, die man ihnen gelassen hatte – schließlich waren sie gefesselt –, waren die typischen Wikingerschwerter mit kurzer Parierstange und rundem Knauf, nicht die längeren und schwereren Klingen, wie sie hierzulande üblich waren. Nur ihre Gesichter passten nicht dazu. Es waren nicht die Gesichter von Nordmännern. Der eine war ein dürrer, kleiner Kerl, der etwas von einer Ratte hatte,
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