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Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)

Titel: Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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Prolog

     
    Einige haben den Autor darüber zur Rede gestellt, warum er gar soviel Tollheiten in diese Geschichten gebracht und ob er denn kein Jahr vergehen lassen könne, ohne einen Sack voll Bosheiten auszuschütten, kurz, was es überhaupt für einen Zweck habe, weißes Papier voller Beistriche zu malen, mit nichtsnutzigen Wörtern dazwischen, bei denen die Damen in der Öffentlichkeit erröten müssen, und was dergleichen dummes Geträtsch mehr ist.
    Der Autor erklärt hiermit: daß solche heuchlerische Reden, die ihm wie Steine auf seinen Weg geworfen werden, ihn in tiefster Seele gerührt haben. Er kennt genügend seine Pflicht und will gern in diesem Prolog dieser absonderlichen Art von Lesern, obwohl er es wiederholt getan, von neuem seine Gründe auseinandersetzen, da man sich nie die Mühe verdrießen lassen darf, den Kindern so lange Vernunft zu predigen und zu wiederholen, bis sie größer geworden sind und euch in Ruhe lassen, weil sie endlich begreifen. Und wahrlich, es sind eine Menge dummer Buben unter den Leuten, die da ihr Geschrei erheben und die so tun, als ob sie nicht begriffen, worum es sich in diesen Geschichten handelt.
    Zunächst sage ich euch das: Wenn einige tugendhafte Damen, ich sage tugendhafte, weil die liederlichen und nichtsnutzigen viel lieber neue und ungedruckte Geschichten selber machen, als daß sie die meinigen lesen, während im Gegenteil die tugendhaften, frommen und zurückhaltenden Damen, als welche, daran ist kein Zweifel, vor den hier behandelten Dingen im Leben und in der Wirklichkeit einen großen Ekel haben, sie fleißig und aufmerksam lesen, um dem Geist der Neugierde in sich genugzutun und dann im Leben um so strenger zu sein. Versteht ihr mich, ihr Anwärter der Hahnreischaft? Besser ist es, durch den Inhalt eines Buches Hahnrei zu werden als durch die Machenschaft eines Junkers. Ihr könnt nur Vorteil daraus haben, ihr guten Knickebeineriche, abgesehen davon, daß eure verliebte Dame es manchmal doch auch euch zugute kommen läßt, was durch dieses Buch in ihr angeregt und aufgeregt worden ist. Und also müssen diese Geschichten notwendig dazu beitragen, die Fruchtbarkeit, die Freude, die Ehre und die Gesundheit des Landes zu erhöhen. Ich sage die Freude, weil jeder daran seine Freude haben muß; ich sage die Ehre, weil dies Buch ein Talisman ist gegen die Klauen jenes Dämons, dessen Name auf gut altdeutsch ›Hahnreitum‹ lautet. Ich sage die Gesundheit, weil diese Geschichten großen Anreiz geben zu jenem Tränklein oder Filter, das von der infalliblen medizinalen Fakultät von Salerno unter Androhung der Plethora cerebralis allen Gläubigen vorgeschrieben ist. Und nun sagt, ob ihr je in andern typographisch geschwärzten Heften solche Vorteile gefunden habt? Es ist zum Lachen. Wo sind denn die Bücher, durch die Kinder gemacht werden? Ihr werdet umsonst danach suchen. Um so mehr werdet ihr Kinder finden, die langweilige Bücher machen.
    Ich nehme meine unterbrochene Rede wieder auf. Wenn also wirklich einige Damen mit tugendhaftem Herzen und ausschweifendem Geist öffentlich über mein Buch Beschwerde geführt haben, so wisset, daß eine ganze Anzahl derselben, weit davon entfernt, den Autor mit Vorwürfen zu überhäufen, ihm allzeit ihre Liebe und Verehrung an den Tag gelegt, ihn für einen tapfern und furchtlosen Mann, ja für würdig erklärt haben, ein Mönch im Kloster Thelesma zu werden. Und mit soviel Gründen, als es Sterne am Himmel gibt, haben sie ihn bestärkt und ermuntert, seine lustigen Geschichten weiter zu erzählen, seine Tadler zu verachten und mutig auf sein Ziel loszugehen, da die Welt ein Weibsen ist, die sich sträubt, wenn man, ihr wißt schon was, von ihr will, ein Geschrei macht, mit allen vieren um sich schlägt, mit Redensarten um sich wirft wie: »Nein, nein, nie. Was fällt Euch ein, mein Herr! Geht doch, Ihr werdet unverschämt ...«, aber, wenn das Zehent fix und fertig ist, sich plötzlich voller Liebenswürdigkeit zeigt und sagt: »Wie schön, mein Herr und Meister, habt Ihr noch andere von der Sorte?«
    Vor allem aber seid überzeugt, daß der Autor als ein Hans Gutgesell und Bruder Leichtfuß jener andern Dame, die ihr Mode, Weltgunst oder Frau Fama nennt, ein Schnippchen schlägt und sich den Kuckuck schert um ihr Geschrei, Geheul und Gestrampel, denn er weiß, daß dieses Frauenzimmer im Grund eine große Hure ist, die sich mit Vergnügen notzüchtigen läßt. Die Parole dieser Welt ist dem Autor sehr wohl bekannt. Sie
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