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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur
Autoren: Jason Dark
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Über Jahrhunderte hinweg mieden die Menschen die Insel. Denn sie wußten genau, daß sie nicht geheuer war. Emma-Hoo, der Teufel, hatte vor Tausenden von Jahren dort einen Kampfplatz errichtet, um seine Diener gefügig zu machen. Bei allen hatte er es geschafft, bis auf einen. Es war der goldene Samurai.
    Er widerstand Emma-Hoo, dem Höllenherrscher. Mit seinem goldenen Schwert zerschlug er die glühenden Steine, die ihm der Teufel entgegenschleuderte.
    So wurde er nicht sein Diener, und Emma-Hoo, Herr in der Jigoku, der Hölle, schwor ihm finstere Rache. Er suchte sich statt dessen einen anderen Samurai aus, der an seiner Seite kämpfte. Tokata!
    Und ihm impfte Emma-Hoo Haß gegen den goldenen Samurai ein. So lange, bis die beiden Todfeinde waren.
    Irgendwann würden sie aufeinandertreffen, und dann sollte es sich zeigen, wer der Stärkere war.
    Die Insel jedoch blieb weiterhin ein Hort des Schreckens. Sie wurde von den Menschen gemieden, und selbst die Tiere machten einen Bogen um sie.
    Bis eines Tages die industrielle Revolution auch Japan erreichte. Alte Tugenden, welche die Menschen dieses Landes ausgezeichnet hatten, wurden verdrängt. Es zählte nur noch der Fortschritt. Man stellte fest, daß das alte Japan eigentlich für seine Bevölkerung zu klein war, und clevere Industriemanager wichen auf die Inseln aus.
    Auf die Warnungen der Alten hörten sie nicht. Sie wollten nur verdienen und nahmen auch die Insel des Schweigens in Besitz. Auf ihrer Westseite errichteten sie gewaltige Betonsilos, Wohnburgen für Menschen, die raus mußten aus den überfüllten Städten wie Tokio, Kobe oder Kioto.
    Da die Leute wirklich nicht wußten, wo sie sonst unterkommen konnten, nahmen sie das Angebot an. Zu Tausenden zogen sie auf die Insel des Schweigens und lebten dort wie in einem gewaltigen Gefängnis. Zwar gab es alles, was sie benötigten, angefangen vom Supermarkt über Kinos, Vergnügungszentren bis hin zu einem Bordell, aber es fehlte dennoch der Bewegungsfreiraum.
    Egal, in welche Himmelsrichtungen sie auch gingen, irgendwann gerieten sie immer an die hohen Klippen und damit an den Strand. Zwei Jahre ungefähr ging das Experiment gut, danach drehten die Menschen durch.
    Zuerst waren es nur Überfälle, dann fielen die ersten Schüsse. Tote blieben zurück. In den Familien, wo sonst so großer Wert auf Tradition gelegt wurde, kam es zu Gewalttätigkeiten. Kinder gingen gegen ihre Eltern vor, Männer erschlugen ihre Ehefrauen, die Polizei befand sich in einem ständigen Streß. Und die Alten wußten Bescheid.
    In manchen Nächten saßen sie zusammen und erzählten sich die Geschichten von Emma-Hoo und seinen beiden Samurais. »Die Insel ist verflucht«, hieß es immer wieder. »Sie wird auch verflucht bleiben.«
    Je schlimmer es wurde, um so stärker setzten sich die Warnungen der Alten durch. Schon bald sahen auch die jüngeren Menschen ein, daß sie hier nicht mehr bleiben konnten. Petitionen an die Regierung wurden eingereicht. Über drei Jahre zogen sich die Verfahren hin. Die Baugesellschaften stellten Schadenersatzforderungen, es kam zu Prozessen, und schließlich setzte sich der Staat durch. Die Insel wurde geräumt.
    Fast fluchtartig verließen die Menschen das Areal. Sie nahmen nur das nötigste mit. Die Bauten, Geschäftszentren und Vergnügungsstätten blieben zurück. Sie sollten vergammeln und verrotten.
    Die Bevölkerung aber wuchs weiter. Die Verantwortlichen suchten nach Lösungen auf der Mutterinsel, ließen das geräumte Eiland allerdings nie aus den Augen. Bis jemand eine Idee hatte. Er trug sie vor, und nun reagierten die staatlichen Stellen sehr schnell, denn die Idee war bei ihnen auf fruchtbaren Boden gefallen.
    Warum sollte man auf dieser Insel nicht ein gewaltiges Zuchthaus errichten? Die Amerikaner hatten es mit Alcatraz vor der Küste Kaliforniens vorexerziert.
    Die Baugenehmigungen wurden sehr schnell erteilt. Gleichzeitig bewarben sich einige Konzerne um Gelände für ihren Müll. Mit Bestechung wurde durchgedrückt, daß die Insel außerdem als Mülldeponie verwendet werden konnte. Das ging natürlich blitzschnell über die Bühne. Noch während das Zuchthaus gebaut wurde, kamen die ersten Müllschiffe an. Gewaltige Kräne luden den Unrat ab und verteilten ihn auf die entsprechenden Plätze der Insel.
    Seit dieser Zeit schwebte immer eine stinkende Rauchfahne über das Stück Land im Meer. Und die Insel des Schweigens wurde ihrem Namen wieder gerecht, denn auch die Verbrecher, die hinter
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