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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Emsigkeit wieder wettzumachen. Sie hörte das Prasseln und Brüllen der Flammen, Schatten und grelles rotes und gelbes Licht führten einen immer schneller werdenden Veitstanz rings um sie herum auf, und da war ein Chor gellender Schmerz- und Todesschreie überall. Der Dämon war immer noch da, nur dass es kein Dämon war, sondern etwas viel Schlimmeres: Einer von Graf Ellsbuschs Soldaten, dessen Kleider und Haut Feuer gefangen hatten und der nun nur wenige Schritte neben ihr auf die Knie sank, durch ein grausames Schicksal immer noch am Leben, und immer noch vor Qual schreiend, obwohl er doch mit jedem Atemzug pures Feuer einatmete, das seine Lungen weiter verbrannte.
    Und auch das war ihre Schuld, dachte sie entsetzt. Nichts von alledem wäre geschehen, hätte sie ihre Pflicht erfüllt und wäre nicht –
    Eine Hand packte sie an der Schulter und riss sie nicht nur so grob auf die Füße, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen und zu schmerzen begannen, sondern auch endgültig in die Wirklichkeit zurück. Hitze und Lärm nahmen noch einmal zu und steigerten sich zu einem irrsinnigen Crescendo, und erst jetzt erkannte sie den Mann, der sie von den Beinen gerissen und ihr damit vermutlich das Leben gerettet hatte. Auch wenn sein Gesicht so mit Blut und Ruß besudelt war, dass er kaum noch Ähnlichkeit mit sich selbst zu haben schien.
    »Herr!«, rief sie erschrocken. »Ihr –«
    Graf Ellsbusch versetzte ihr einen Stoß vor die Brust, der sie um ein Haar schon wieder zu Boden geschleudert hätte. »Was tust du hier, Junge?«, fuhr er sie an. »Bist du verrückt? Willst du, dass sie dich umbringen?«
    »Herr!«, stammelte Katharina noch einmal. Ihre Augen füllten sich schlagartig mit Tränen, von denen sie sich vergeblich einzureden versuchte, dass sie nur von Hitze und Qualm stammten. »Bitte … bitte verzeiht mir! Ich wollte das alles nicht, und –«
    Graf Ellsbusch hörte ihr gar nicht zu, sondern ergriff sie nur noch fester am Arm und zerrte sie einfach mit sich; während er so schnell losrannte, dass Katharina alle Mühe hatte, nicht schon wieder von den Beinen gerissen zu werden. »Weg hier!«, keuchte er. »Schnell! Bleib hinter mir, Junge, ganz egal was passiert!«
    Katharina hätte auch gar nichts anderes tun können, selbst wenn sie es gewollt hätte, denn Ellsbusch zerrte sie unbarmherzig weiter hinter sich her. Katharina hätte nicht einmal genau sagen können, in welche Richtung.
    Wohin sie auch blickte, brannte es. Die Luft war so heiß, dassdas Atmen wehtat, und es fiel ihr immer schwerer, klar zu sehen. Hinter ihnen erscholl ein gewaltiges Poltern und Krachen, als auch noch der Rest des Donjon zusammenbrach und sich endgültig in einen gewaltigen Scheiterhaufen verwandelte, ein riesiges glühendes Grab für die unglückseligen Männer, die den Fehler begangen hatten, sich auf den vermeintlichen Schutz seiner Wände zu verlassen. Und auf sie.
    Graf Ellsbusch stieß plötzlich ein erschrockenes Keuchen aus, machte einen raschen Schritt zur Seite und duckte sich hinter die qualmenden Reste eines zweirädrigen Karrens, der auf die Seite gefallen war. Der Esel, der ihn gezogen hatte, war noch angespannt und lag tot daneben, von gleich vier Pfeilen getroffenen, deren abgebrochene Schäfte noch aus seinem Hals und seiner Flanke ragten. Der Anblick versetzte Katharina einen neuerlichen tiefen Stich, denn sie selbst hatte den Karren am Tag zuvor beladen und hier heraufgebracht.
    Sie hatte jetzt kaum noch die Kraft, die Tränen zurückzuhalten. War denn wirklich alles, was sie berührte, zum Untergang verdammt?
    »Still!«, zischte Graf Ellsbusch, obwohl sie weder etwas gesagt noch den geringsten Laut von sich gegeben hatte. »Wenn sie uns sehen, sind wir tot!« Seine Stimme klang rau von all dem Rauch, den er eingeatmet hatte, und bebte vor Anstrengung.
    War das Angst, was sie darin hörte?, dachte Katharina. Aber das war unmöglich! Er war der Herr von Burg Ellsbusch, ihr aller Beschützer, der nichts und niemanden fürchtete!
    Aber vielleicht galt das ja nur für die Gefahren dieser Welt. Die Festung jedoch wurde von Dämonen gestürmt, die direkt aus der Hölle kamen. Vater Cedric hatte Recht gehabt, dachte sie entsetzt. Das Jüngste Gericht stand bevor, und die Hölle hatte ihre Tore geöffnet, um ihre schlimmsten Dämonen auf die Menschen loszulassen. Sie konnte sie sehen, ein gutes halbesDutzend von ihnen, die sich vor dem gewaltsam aus den Angeln gerissenen Tor versammelt hatten und brüllten und
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