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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hand auf die klaffende Wunde in seiner Schulter. Blut sprudelte wie rot gefärbtes Wasser zwischen seinen Fingern hervor, und er presste die Kiefer so fest aufeinander, dass Katharina seine Zähne knirschen hörte.
    Mit einem einzigen Satz war sie neben ihm und auf den Knien. »Herr!«, keuchte sie. »Um Gottes willen! Was ist denn mit –?«
    »Geh!«, stöhnte Ellsbusch. »Tu was … ich dir gesagt … habe!«
    Katharina beugte sich nur weiter über ihn, griff nach seiner Schulter und prallte entsetzt zurück, als Ellsbusch vor Schmerz aufschrie und sich wand. Verzweiflung ergriff sie, und sie fühlte sich so hilflos, dass es beinahe körperlich wehtat.
    »Geh!«, wimmerte Ellsbusch. »Warne … die anderen!«
    Und endlich schüttelte Katharina ihre Starre ab, sprang auf und rannte los, so schnell sie nur konnte.
    Im allerersten Moment stürmte sie einfach blindlings drauflos, ganz egal in welche Richtung, nur fort von diesem Ort des Schreckens und tiefer hinein in die beschützende Dunkelheit. Mindestens ein halbes Dutzend mal stolperte sie über ein Hindernis, das sie in der Dunkelheit zu spät sah, und zweimal stürzte sie, rappelte sich aber sofort wieder auf und stolperte weiter.
    Der dritte Sturz schließlich war so hart, dass eine Woge aus reinem Schmerz hinter ihren Augen explodierte und sie beinahe das Bewusstsein verloren hätte.
    Vielleicht geschah es sogar, denn als sie wieder imstande war, mehr als Schmerzen und das rasende Hämmern ihres Pulsschlags wahrzunehmen, spürte sie, dass Zeit vergangen war, auch wenn sie nicht sagen konnte, wie viel. Stöhnend setzte sie sich auf, fuhr sich mit dem Handrücken durch das Gesicht und registrierte erschrocken das warme Blut, das sie sich über Stirn und Wange schmierte. Sie musste sich verletzt haben.
    Dann durchfuhr sie ein heißer Schrecken, als sie begriff, dass es Graf Ellsbuschs Blut war, dessen klebrige Wärme sie auf dem Gesicht spürte, nicht ihres.
    War er tot? Ein Teil von ihr weigerte sich einfach, diesen Gedanken auch nur zu denken, denn der Herr von Burg Ellsbusch konnte nicht sterben, nicht ein so mächtiger Krieger, der siegreich aus zahllosen Schlachten heimgekehrt und sicher schon schlimmer verwundet worden war. Aber da war auch all dasBlut an ihren Händen, und sie konnte auch das schreckliche Geräusch einfach nicht vergessen, mit dem die Axt des Dämons seine Schulter gespalten hatte …
    Sie schüttelte den Gedanken ab, setzte sich weiter auf und wischte sich die Hände im Gras sauber, so gut sie konnte, bevor sie ganz aufstand und sich umsah, um sich zu orientieren.
    Katharina erschrak, als sie sah, wie nahe sie der brennenden Burg noch war. Ihr Gefühl wollte ihr weismachen, dass sie meilenweit gerannt war, doch in Wahrheit hatte sie kaum den Hügel hinter sich gelassen, auf dem Burg Ellsbusch thronte – oder um genauer zu sein: loderte. Von hier aus betrachtet gab es keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Inbegriff von Stolz und Wehrhaftigkeit, als die sie die Burg zeit ihres Lebens gesehen hatte. Die Flammen griffen jetzt immer schneller um sich und hatten inzwischen auch von der Palisadenwand Besitz ergriffen, und Katharina wurde mit einem Gefühl sonderbar benommenen Schreckens klar, dass Burg Ellsbusch nicht mehr existierte. Falls die Sonne noch einmal aufging, würde ihr Licht nicht mehr als einen brandgeschwärzten Hügel bescheinen.
    Und vielleicht ihren eigenen Leichnam, wenn sie nicht bald verschwand.
    Katharina erinnerte sich an Graf Ellsbuschs letzte Worte, und plötzlich wurde ihr klar, dass ihr der Herr von Burg Ellsbusch nicht einfach nur einen Auftrag erteilt, sondern ihr eine Möglichkeit gegeben hatte, ihren schrecklichen Fehler wiedergutzumachen. Sie musste Lord Pardeville und seine Soldaten alarmieren, und vor allem das Dorf warnen. Wenn die Dämonen diese gewaltige Burg einfach überrannt hatten, welche Chance hatten dann die ahnungslosen Dorfbewohner?
    Katharina blieb noch einen Moment mit geschlossenen Augen stehen und lauschte, aber alles, was sie hörte war das Prasseln der Flammen und die mannigfaltigen Geräusche des Waldes, der am Fuße des Hügels begann. In ihrer Panik war sie in diefalsche Richtung gerannt, sodass sie ein gutes Stück auf ihrer eigenen Spur zurückgehen musste, bevor sie den Weg erreichte. Wenn sie dem Weg durch den Wald folgte, das wusste sie, dann würde sie das Dorf in einer guten halben Stunde erreichen; schneller, wenn sie rannte. Aber alles in ihr warnte sie davor. Die Dämonen
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