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Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)

Titel: Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
Autoren: Wilhelm Ruprecht Frieling
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Ihr Paket wartet …
     
    Frohgemut schaue ich aus dem Fenster: Ein großer Gelber mit den fetten Buchstaben DHL steht direkt vor meinem Haus im Sonnenschein. DHL steht großspurig für das, was früher einmal schlicht und klar Post hieß. Wer sich in die ständigen Überraschungen, die uns die Nachfolger der Reichsgeneralpostmeisterei von Thurn und Taxis bescheren, nur langsam hineinfindet, dem sei gesagt: Es handelt sich um die gute alte Paketpost. Hoch auf dem gelben Wagen thronte dunnemals ein Postillion, der stolz ins Horn stieß und sein Kommen avisierte. Heutzutage hasten schlecht bezahlte Aushilfen durch unwirtliche Häuserfluchten und schmuddelige Treppenhäuser, um ihre schwere Last loszuwerden.
     
    Meine Türklingel bleibt indes heute stumm, der gelbe Wagen rollt weiter. Schade, denn ich freue mich stets wie ein Kind auf die Sendungen, die mir die Post ins Haus trägt. Pakete zu bekommen ist einfach spannend. Selbst wenn mir der Inhalt bekannt zu sein scheint, weil ich wieder einmal Prospekte, Zeitschriften, Bücher, CDs oder Elektromüll bestellt habe, empfinde ich es doch jedes Mal aufs Neue erregend, die mehr oder weniger professionell verpackte Lieferung aufzureißen und mich über den geheimnisvollen Inhalt herzumachen. Heute gehe ich leider leer aus. Bedauerlich, denn wie oft ist man gerade in dem Augenblick unterwegs, wenn der Bote läutet und seine Fracht loszuwerden versucht.
     
    Stunden später verlasse ich das Haus. Im Briefkasten finde ich eine Benachrichtigungskarte. »Ihr Paket wartet in der Packstation«, heißt es auf der grünen Klappkarte. Toll! Es gab also doch ein Überraschungspaket. War der Kerl etwa zu faul, um zu klingeln? Ich war doch daheim! Mit krakeliger Schrift hat er die Benachrichtigung ausgefüllt und mir zum Hohn sogar die Uhrzeit notiert. Ich weiß genau, wann er da war. Ich habe sein Fahrzeug gesehen. Ich war zuhause, und meine Türklingel funktioniert einwandfrei. Zornig läute ich wie zum Beweis an der eigenen Tür, als wolle ich ihm hinterher schnauzen: Scheiß Post!
     
    Die bescheuerte Benachrichtigung bietet mir zwei Möglichkeiten: Ich kann die zuständige » Zustellbasis« bitten, einen erneuten » Zustellversuch« zu unternehmen. Das wäre frühestens drei Werktage nach Absendung der Karte möglich. Immerhin ist eine Adresse vorgedruckt, das hinterlässt einen geordneten Eindruck. Doch wenn ich das mache, kommt bestimmt derselbe Faulkopf und wirft erneut eine Benachrichtigung durch den Briefschlitz. Vielleicht erklärt er aber die Sendung auch gleich für unzustellbar, wie es mit einem Teil meiner Weihnachtspäckchen geschah, obwohl ich seit Jahren unter ein- und derselben Adresse bekannt und erreichbar bin. Diesmal gehe ich lieber auf Nummer Sicher und selbst auf die Suche. Neugierig bin ich aber vor allem auf die neue Packstation, in der meine Sendung bereits am nächsten Abend abholbereit warten soll. Dabei soll es sich um eine vollautomatische Auslieferungsmaschine handeln.
     
    Es klingt gut: In der Packstation kann ich mein Paket unabhängig von Öffnungszeiten 24 Stunden und sieben Tage die Woche am Automaten abholen. Wie das wohl in der Praxis klappen mag, frage ich mich. EDV macht schließlich vieles möglich. Spuckt vielleicht ein gefräßiges gelbes Maul mein Päckchen aus, sobald ich mit der Karte winke?
     
    Wie gut, dass ich nicht in der gleichen Nacht die Station mit einem Besuch beehre sondern sie erst am belebten Nachmittag aufsuche. Wie schön, dass ich ein Auto habe, sonst müsste ich dreimal den Bus wechseln, um die genannte Packstation 133 am Hindenburgdamm zu erreichen. Ich treffe jedenfalls ein, finde sogar einen Parkplatz, denn es ist Samstag, und streiche um das ehemals gelbe Postgebäude herum.
     
    Das Postamt existiert, es hat zum Wochenende geschlossen. Einen Hinweis auf eine Tag und Nacht geöffnete Packstation suche ich jedoch vergebens. Die einzige Möglichkeit, ins Innere des verriegelten Gebäudes zu gelangen, ist durch die Geldautomatenstube. Für die benötige ich eine Scheckkarte der Postbank. Zwar besitze ich eine farbenfrohe Kollektion nützlicher und unnützer Plastikkarten, doch Kunde der Postbank bin ich nicht. Auf dem Abholschein ist auch kein Hinweis auf das Erfordernis einer Eintrittskarte. Wie komme ich also hinein?
     
    Es naht ein netter junger Mann, der Geld abholen oder Kontoauszüge drucken möchte. Er ist zu meinem großen Glück arglos und hält mir höflich die elektrischen Glastüren auf, als er meine
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