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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war, die nicht in den Gesang eingestimmt hatte; abgesehen von Guthenfels vielleicht, der mit unbewegtem Gesicht neben Erik stand und dem davontreibenden Schiff schweigend Respekt zollte. Selbst Ansgar sang das Trauerlied neben ihr mit heller und überraschend klarer Stimme mit, und auch sein Blick ließ die brennende Heimdall nicht für einen Moment los.
    Da sie sich plötzlich fehl am Platze fühlte, entfernte siesich leise und rückwärtsgehend aus der Gruppe der Wikinger, machte schließlich kehrt und ging zu dem kleinen Lager auf der anderen Seite der Insel hin, wo Vera und ihre Sippe zurückgeblieben waren. Die Gaukler saßen in kleinen Gruppen beisammen, schwatzten oder spielten irgendwelche Spiele, deren Sinn sich ihr nicht erschloss – niemand lachte –, oder waren damit beschäftigt, das wenige Gepäck zusammenzupacken, das sie mitgebracht hatten; wenig mehr als das, was sie am Leibe trugen, und ein paar Lebensmittel. Vera und ihr Bruder saßen an einem schon fast heruntergebrannten Feuer, über dem Vera irgendein kleines Tier briet, das sie wohl gerade hier auf der Insel gefangen hatte. Als er ihre Schritte hörte, stand Arden auf und entfernte sich. Vera sah ihm einen Moment lang stirnrunzelnd nach, lächelte Katharina aber dann zu und winkte sie heran.
    »Habe ich deinen Bruder verärgert?«, fragte Katharina, während sie zögernd neben ihr am Feuer Platz nahm. Dwegr, der bisher auf seinem Lieblingsplatz auf Veras Schulter gesessen hatte, schnatterte zustimmend und sprang dann zu Boden, um Arden zu folgen, und Vera schüttelte heftig den Kopf.
    »Arden? Nein, Das hat nichts mit dir zu tun, Kleines. Er ist wohl ein bisschen enttäuscht, glaube ich. Dieser Kindskopf hat sich möglicherweise wirklich eingebildet, wir könnten das Schiff behalten.«
    »Wieso Kindskopf?«
    »Weil es eine naive Vorstellung ist«, antwortete Vera mit einem erneuten Kopfschütteln und einem leisen Lachen. »Leute wie wir auf einem Langboot der Nordmänner? Was glaubst du wohl, wie lange das gutgegangen wäre? Außerdem ist es nur recht so, dass er ein würdiges Begräbnis bekommen hat. Ich glaube, er war ein guter Anführer.«
    »Und das sagst ausgerechnet du?«, wunderte sich Katharina.
    »Warum nicht ausgerechnet ich?«
    »Immerhin hat er versucht, dich umzubringen«, erinnerte Katharina, aber auch jetzt lachte die Gauklerin nur.
    »Ach, das«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Das kleine Missverständnis habe ich doch längst vergessen. Außerdem hat er für alles bezahlt, meinst du nicht?«
    Katharina war ein wenig erstaunt – und nicht ganz sicher, ob Vera tatsächlich so schnell verzieh oder nur so tat, um freundlich zu ihr zu sein. Während sie sich jedoch noch den Kopf über eine entsprechende Antwort zerbrach, raschelte es neben ihr im Gras, und zwei winzige schwarze Katzen kamen wackelig, aber lautstark piepsend auf sie zu getappt.
    »Die beiden Einzigen, die du wahrscheinlich verärgert hast, sind diese zwei Knirpse«, sagte Vera. »Das ist jetzt das zweite Mal, dass du sie einfach im Stich gelassen hast. Irgendwann werden sie es dir übel nehmen, weißt du?«
    »Ich lasse sie bestimmt nicht noch einmal im Stich«, versprach Katharina. Hugin und Munin piepsten anklagend, wie um diese Worte nachhaltig zu bezweifeln, und Katharina begann ihre Köpfchen zu kraulen, woraufhin aus ihrem Piepsen ein umso lauteres, wohliges Schnurren wurde. Unverzüglich kam Dwegr herbei und drängte sich eifersüchtig zwischen sie, um seinen Teil der Streicheleinheiten einzufordern, und Vera lachte leise.
    »Andererseits scheinen sie bei uns schon einen Freund gefunden zu haben«, sagte sie. »Bringst du es übers Herz, die drei zu trennen?«
    Katharina legte den Kopf auf die Seite und sah sie fragend an.
    »Wie wärs?«, fragte Vera. »Mein Angebot gilt noch immer. Du kannst mit uns kommen. Ich habe schon mit den anderen gesprochen. Keiner hätte etwas dagegen. Ich glaube sogar, Arden mag dich – auch wenn er es niemals zugehen würde. Das Leben bei uns ist nicht das schlechteste, glaub mir.«
    »Würdest du denn mit uns kommen?«, fragte Katharina.
    »Mit euch? Mit den Nordmännern, in ihre kalte Heimat?« Vera schauderte übertrieben. »Gott bewahre!«
    »Siehst du?«, sagte Katharina.
    »Das ist doch wohl ein Unterschied«, antwortete Vera. Aber sie klang nicht wirklich überzeugt, sondern eher so, als hätte sie das nur gesagt, weil sie irgendwie der Meinung war, es ihr schuldig zu sein; oder vielleicht auch sich
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