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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kreischten, mehr als mannsgroße, struppige Riesen, so groß und scheinbar schwerfällig wie Bären, aber tausendmal gefährlicher. Sie hatten Waffen und Helme, und einige von ihnen schienen auch Hörner zu haben. Katharina war sich nicht sicher, ob sie das Peitschen eines Schwanzes sah, oder nur einen flatternden Mantel, doch ihre Stimmen waren ganz eindeutig die von Dämonen; guttural, laut und bellend konnten sie unmöglich aus menschlichen Kehlen stammen. Katharina begann zu weinen.
    »Ich weiß, dass du Angst hast, Junge«, sagte Ellsbusch. »Ich habe auch Angst. Aber wir müssen still sein. Wenn sie uns sehen, bringen sie uns um!«
    »Das … das ist es nicht, Herr«, stammelte Katharina. »Es ist meine Schuld. Das … das alles ist nur passiert, weil ich –«
    »Red nicht so einen Unsinn«, unterbrach sie der Edelmann, im Flüsterton, aber scharf. »Wenn überhaupt, dann ist es die dieses verdammten Pfaffen, der …« Er sprach nicht weiter, sondern presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, der in seinem rußgeschwärzten Gesicht wie ein dünner Schnitt wirkte. Katharina sah erst jetzt, dass sein Wappenrock und auch das schwere Kettenhemd darunter zerrissen waren. Blut sickerte durch das Geflecht aus winzigen metallenen Ringen und ließ den Wappenrock dunkel und schwer werden.
    »Gut«, sagte er schließlich. »Dafür ist später noch Zeit … falls wir dann noch leben. Du musst mir helfen, Junge. Kannst du reiten? Und kennst du den Weg zu Burg Pardeville?«
    Katharina schüttelte den Kopf, was als Antwort auf beide Fragen galt. Sie fragte sich, ob sie Ellsbusch sagen sollte, dass sie gar kein Junge war … aber welchen Unterschied hätte das schon gemacht?
    Und sie wäre auch gar nicht dazu gekommen. »Dann wirst du es lernen«, sagte Ellsbusch grimmig. »Und der Weg zur Burgist ganz einfach. Drei Stunden die Küste entlang, und wenn du daran denkst, dass diese Kerle hinter dir her sein könnten, schaffst du es wahrscheinlich in zwei. Aber zuerst müssen wir hier raus, ohne dass sie uns sehen.« Einen Moment lang blickte er wieder zu der Dämonenhorde vor dem Tor. Sie brüllten und schnatterten noch immer wild durcheinander. Vielleicht hatten sie ja Gefangene gemacht, dachte Katharina schaudernd, und beratschlagten jetzt über die schrecklichsten Foltermethoden, um sie möglichst qualvoll vom Leben zum Tode zu befördern.
    »Gut«, murmelte Graf Ellsbusch schwer atmend. »Komm mit. Bleib immer dicht hinter mir. Und keinen Laut, ganz egal, was auch passiert, hast du das verstanden?«
    Katharina nickte stumm, und Graf Ellsbusch sah noch einmal kurz zu der schnatternden Dämonenhorde hin und huschte dann geduckt los – zu Katharinas Entsetzen nicht zum Ausgang, sondern zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Katharina vermied es, den Leichnam des Mannes anzusehen, der gerade vor ihren Augen verbrannt war, aber das fettige Prasseln und Zischen der Flammen und der grässliche Geruch drangen trotzdem zu ihr durch.
    Geschickt jeden Schatten und jedes noch so kleine Hindernis als Deckung nutzend, führte sie Graf Ellsbusch um den zusammengebrochenen Donjon herum zu einem kleinen Schuppen auf der anderen Seite. Mehrmals mussten sie reglosen Körpern ausweichen und einmal sogar darüber hinwegsteigen, um nicht in das verräterische Licht der Flammen zu geraten. Die Spuren der Kämpfe waren hier nicht ganz so schlimm wie auf der anderen Seite, aber dennoch unübersehbar – überall brannte und schwelte es, Funken erfüllten die Luft wie Schwärme aus unzähligen glühenden Insekten, und das Atmen geriet mit jedem Moment mehr zur Qual. Auch der Schuppen, zu dem Ellsbusch sie führte, war nicht unbeschädigt geblieben. Sein Strohdach war weggebrannt, und gleich hinter der Tür tratsie in eine klebrige Pfütze, die nach heißem Blut stank. Es war so dunkel, dass man nicht einmal mehr die sprichwörtliche Hand vor Augen sehen konnte, und es verging eine Weile, in der Ellsbusch gedämpft und hektisch in der Dunkelheit hantierte, bevor er zurückkam und Katharina unsanft am Arm packte und in die Schwärze hineinzerrte. Verbranntes Holz schrammte über ihren Nacken und den schmerzenden Rücken, und ein gutes Stück musste sie auf Händen und Knien kriechen, und das durch so vollkommene Dunkelheit, dass ihr Herz noch schneller schlug und die Angst fast übermächtig wurde.
    Gerade als sie glaubte, es nun gar nicht mehr auszuhalten, waren sie hindurch, und es wurde wieder hell. Rotes Licht
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