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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers
Autoren: Denise Danks
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mir den Ellbogen. »Muß mich auf einen Nerv gestützt haben«, sagte ich. Ich wollte verdammt sein, wenn ich mich jetzt noch mit ihm träfe.
    »Du hast recht«, sagte Diane und trank ihr Glas leer.
    »Was?«
    »Mit Richard. Hüte dich vor dem, was du dir wünschst, wie meine Mama immer sagte.«
    »Gute alte Mama.«
    »Der Himmel verhüte, daß einige unserer Fantasien lebendigwerden, hm? Ich meine, da wäre ja kein Kaplan mehr sicher, oder?« Sie klopfte mir auf die Schulter, bevor sie die langen Beine herumschwang und aufstand. »Danke für den Drink. Den Zettel hab ich dir gegeben, oder?« Sie wollte wieder ihre Handtasche aufklappen.
    Ich hinderte sie daran und winkte ihr zum Abschied vor dem Gesicht herum. Sie grinste. Ich grinste zurück, bis sie weg war, und wandte mich dann wieder zur Bar. Ich brauchte noch einen Drink, oder zwei, und eine Zigarette.
    Der Zimmerschlüssel war nicht an der Rezeption; ich wußte also, daß er da oben war. Er wußte, daß ich gekommen war, denn die Tür ging auf, als ich den stillen Korridor herunterkam. Sie schloß sich hinter mir mit schwerem Klicken.
    Er war ausgezogen und in ein großes weißes, flauschiges Hotelbadetuch gehüllt. Ein Feuchtigkeitsfilm überzog seine sandfarbene Haut mit mattem Glanz und glitzerte in seinem dunklen Haar. Der Duft von Sandelholz wehte über mich hinweg.
    »Möchtest du duschen?« fragte er.
    Ich fühlte mich allerdings schmutzig, und es war nicht nur die Hitze, die Fahrt durch die abgaserfüllten Straßen und der Bargeruch, der in meinem Atem und in meiner Bluse hing. Duschen wäre wundervoll gewesen, aber erst wollte ich streiten.
    »Ich will nicht duschen, verflucht. Ich will wissen, warum du das getan hast.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Da hinten? Warum hast du das getan?«
    »Was?«
    »Du hast mir wehgetan.«
    »Ach, das.«
    Er ging ins Bad, und ich hörte die Dusche losprasseln wie ein willkommener Regenschauer.
    »Fandest du meine Präsentation interessant?« fragte er und kam wieder herein.
    »Was?«
    »Bei der Pressekonferenz.«
    »Hab’ ich verpaßt.«
    »Schade.«
    »Ich mußte mich ja wieder anziehen, erinnerst du dich?«
    Trotzig schwankend stand ich neben dem Doppelbett. Ein Doppelbett, nicht etwa zwei Einzelbetten für uns, aber von solchen Intimitätsverheißungen ließ ich mir nichts vormachen. Es war eine rein praktische Erwägung. Mein Abbild in den drei hohen Spiegeln über dem Kopfteil aus schwerem Mahagoni sah schäbig und verbiestert aus, wie ich es auch betrachtete. Mein Haar hatte eine Bürste nötig. Mein Gesicht glänzte fettig vom Schweiß.
    »Zieh dich lieber aus«, sagte er und reichte mir ein großes Handtuch wie jenes, in das er sich gehüllt hatte.
    »Ich bleibe nicht.«
    Er zuckte die Achseln. Ich schleuderte die Schuhe von den Füßen und schmiß meine Handtasche in den Sessel.
    »Mistkerl!«
    Ebensogut hätte ich eine Pusteblume durch die Luft werfen können. Er sah erst auf die Uhr und wandte sich dann ab; ich hörte, wie er die Dusche zudrehte. Er ging an mir vorbei in den Salon und schaltete den Fernseher ein. Ein vertrautes Gesicht und Autorität verströmende breite Schultern erschienen auf dem Bildschirm. Die Spätnachmittagsnachrichten. Er stand da und schaute auf den Fernseher, die Arme verschränkt, bewegungslos, und hatte mir den blassen, sommersprossigen Rücken zugekehrt. Ich wollte ihn zerkratzen, aber statt dessen piekte in mir der verfluchte Drang, ihn zu küssen, wie ein eingerissener Fingernagel.
    »Bitte, David, Sprich mit mir.«
    Was für ein erbärmliches kleines Gewinsel. Ich haßte mich. Im Geiste rutschte ich auf den Knien. Der großmächtige Nachrichtensprecher endete mit geschmeidigem, herablassendem Lächeln und gab an die Lokalnachrichten weiter. Dann bekamen wir den Wetterbericht, gefolgt von einem unverhohlen gewalttätigen Zeichentrickfilm für Kinder. David drehte den Ton ab und wandte sich dem niedrigen gläsernen Couchtisch zu. Er zupfte ein weißes Papiertaschentuch aus einer schlanken Schachtel und rieb mit weichen, sanften, kreisenden Bewegungen seine beschlagenen Brillengläser blank. Seine kurzsichtigen Augen wirkten größer und blauer, als er aufblickte, um den Metallrahmen in seinem Gesicht zurechtzurücken. Als er sprach, tat er es überraschend wenig gereizt. »Ich tue, was ich tue, weil du es willst.«
    Ich brauchte eine Weile, um mir zu überlegen, was ich sagen sollte. Viel kam nicht dabei heraus.
    »Ach ja?« Ich hob herausfordernd das Kinn.
    »Ich bin durchaus
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