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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers
Autoren: Denise Danks
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gern zu Gefallen«, sagte er und knüllte das Papiertuch zu einer festen Kugel zusammen. Er hielt sie hoch in seiner Faust, bevor er sie in den pfirsichfarbenen, velourbezogenen Papierkorb fallen ließ. Er lächelte, ohne Zweifel befriedigt über diese neuerliche, sichere kleine Bestätigung der Schwerkrafttheorie.
    Ich ließ mich schwer aufs Bett fallen. Es dauerte ein, zwei Augenblicke, bis meine Stimme in der Lage angekommen war, in der ich sie haben wollte. Ich hätte noch ein bißchen länger warten sollen. »Du bist unglaublich«, kreischte ich.
    Es kam keine Reaktion. Er paßte eigentlich gar nicht auf. Er schaute wieder in den Fernseher und hörte mir nicht zu. Ich wollte aber, daß er zuhörte, und so schrie ich noch ein bißchen lauter.
    »Du arroganter... kleiner Scheißkerl. Du hast das alles angefangen. Im verdammten New York. Du rufst mich jedesmal an, wenn du in der Stadt bist. Rufe ich dich jemals an? Ja? Tu’ ich das? Wer ist hier wem zu Gefallen? He?«
    Er drehte nicht mal den Kopf. Er sah zu, wie die rasende Hektik in der Flimmerkiste zu einem niederschmetternden Ende kam, bevor er zum Sofa am Tisch ging, sich dort hinsetzte und die Ellbogen auf die Knie stützte. Eine Streichholzschachtel lag auf dem Tisch. Er streckte die Hand aus, nahm sie auf, öffnete sie und fing an. Eins nach dem anderen nahm er die Streichhölzer heraus, brach sie entzwei oder knickte sie zu kleinen Pfeilen. Ich sah ihm zu, solange ich es ertragen konnte, bevor ich beinahe auf Zehenspitzen über den weichen Teppich zu ihm ging. Zwischem ihm und dem stummen Fernsehapparat blieb ich stehen. Meine gedämpfte Stimme klang wattig vom Alkohol.
    »Was ist es, was dir gefällt?« fragte ich.
    Er zerbrach noch ein paar Streichhölzer und sah dann zu mir auf; seine Augen waren klar, direkt und unbekümmert. »Du willst, daß ich es dir sage?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher, daß es nicht alles verdirbt?«
    Nein, mein Schatz, es ist ja alles in bester Butter. Ich starrte auf ihn hinunter und wünschte, es wäre noch ein Streichholz übrig, um seinen kleinen Berg Splitter in Brand zu setzen. »Nein«, sagte ich.
    »Es gefällt mir, dich zu bearbeiten. Das gefällt mir.«
    Der Satz hatte die Sinnlichkeit eines Anstellungsvertrages. Ich arbeitete für ihn. Er bearbeitete mich.
    »Sehr nett. Und du weißt, was mir gefällt? Genau?«
    »Ich weiß, was dir gefällt. Das beweise ich jedesmal.«
    »Und was?«
    »Ist das wichtig?«
    »Allerdings. Denn ich glaube nicht, daß es mir gefällt.«
    »Warum bist du dann hier?«
    »Nicht alles, jedenfalls.«
    Knack. Knack. Knack. Der Hölzchenberg wuchs.
    »Der Tod«, sagte er.
    »Was?«
    »Du hast schon gehört.«
    »Aber ich will nicht sterben«, sagte ich.
    »Das weiß ich.«
    »Verstehe ich nicht.?«
    »Es gefällt dir, zu spüren, wie er kommt.«
    »Ach ja?«
    »Glaub mir. Es gefällt dir.«
    Mit einer präzisen Handbewegung ließ er die leere Streichholzschachtel in einem Bogen durch die Luft fliegen, so genau berechnet, daß die Schachtel mit dumpfen Klappern in den Papierkorb fiel. Die Luft im Zimmer war schwer und dick, wie der geballte Atem von Tieren in einer Höhle. Ich drehte mich rasch um und wäre fast über die Möbel gefallen, als ich mich bemühte, meine Schuhe und meine Handtasche aufzusammeln.
    »Entschuldige mich« sagte ich und ging zur Tür, aber er war schon da. Er faßte mein Kinn fest mit einer Hand, während die andere an die weiche Haut zwischen meinen Schenkeln griff.
    »Wiederverwendbar wie ein Glas. Ich kann den Tod für dich wiederverwendbar machen. Auffüllen. Leermachen. Von vorn anfangen. Verstehst du?«
    Tränen traten mir in die Augen, und ich blinzelte. Alles in mir schien zu kollabieren. Ich wußte nicht, warum ich mich nicht wehrte, ihn nicht zur Seite stieß und ging. Ich hing da wie ein Kaninchen, das er aus dem Hut gezogen hatte, bis er mich losließ.
    »Geh nur duschen. Ruh dich aus. Trink was. Da ist genug im Schrank«, sagte er. »Ich habe noch zu arbeiten.«
    Während ich nackt im Bett lag und, zwei Minifläschchen griffbereit auf dem Nachttisch, das Vorabendprogramm im Fernsehen anschaute, las David ein paar Unterlagen. Mein Verstand taperte durch eine endlose Gedankenschleife, ohne zu einer Lösung zu kommen. Der Tod. Er glaubte, ihn in meinen Gedanken gesehen zu haben, und wollte ihn hier draußen in der realen Welt haben, so daß unsere Fantasien sich vermischen und verbinden könnten. Aber ich wollte ihn nicht in der realen Welt haben. Er war zu real
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