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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Zunge, sprach sie aber nicht mehr aus, weil in diesem Moment eine Tür aufging. Herein kam ein Beamter, der anscheinend von Höflichkeit nichts verstand — so erschien es Morgan — denn er ging grußlos zum Kommissar an den Schreibtisch und überreichte ihm ein stattliches Aktenbündel. „Das ist bloß ein Teil, Herr Kommissar —"
    „Danke, ich weiß Bescheid. Dieser Packen wird genügen."
    Mister Randolph Morgan wußte nicht so gut Bescheid. Ihm ging erst ein Licht auf, als sich eine zweite Tür öffnete und — eskortiert von Polizisten — zwei gefesselte „alte Bekannte" hereingeführt wurden: Silvester Fulham und Danny Shangalor —
    Der prominente Pressemann rutschte auf seinem Stuhl nervös herum, und seine sonderbaren Katzenaugen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen.
    „Ist Ihnen nicht gut?" fragte Morry. Er konnte eine merkliche Vibration in seiner Stimme nicht vermeiden. Dann kam ein schneidend scharfer Befehl über seine Lippen: „Genug mit dem Teufelsspiel. Die Sitzung kann beginnen. Experte Morgan, jetzt kommen Sie zu Wort —"
    Morgan verfärbte sich. In seinem Gesicht löste sich dunkles Rot mit leinenfahler Blässe ab. Er hatte begriffen, daß er dem gerissenen Kriminalisten auf den Leim gegangen war. Seine Wangenmuskeln mahlten unausgesetzt. Wie Hohn kamen ihm seine komplizierten, raffiniert ausgeklügelten Sicherungsanlagen in den Sinn, seine Villa, die im Grunde fast eine Festung war, seine kleine Armee von Wächtern und Spionen aller Art, und sein Arsenal furchtbarster Waffen, angefangen vom eleganten Browning, der einem Zigaretten-Etui glich, bis zum Chemikalienlager und bis zum edelsteinbesetzten Giftring. Hier im Polizeibüro nützte keine Waffe mehr; hier konnte — vielleicht — nur noch ein glänzendes Schauspieler-Talent retten, wie es Randolph Morgan angeboren schien. Noch einmal — ein allerletztes Mal? — machte er davon Gebrauch. Er fragte gespielt lässig: „Was soll das bedeuten? Wollen Sie mir nicht erklären..."  
    „Das sollen Sie haben", versetzte Morry mit gehobener Stimmung. „Das bedeutet, daß wir einen Erzhalunken überlistet haben, den sogenannten ,Napoleon von London'!"
    „Das ist . . . das ist . . . was soll das heißen!" gab Morgan schnaufend zurück. „Welchen Scherz erlauben Sie sich hier mit mir?" Er sprang wie ein Tiger auf. „Ich verlange... ich verlange augenblicklich..."
    „Mund halten!" Morrys Ton war eisig kalt. „Sie haben überhaupt nichts mehr zu verlangen, oder höchstens einen stabilen Galgen, denn Sie wiegen ja nicht wenig — Sie haben alle Rechte eines ordentlichen Staatsbürgers verwirkt."
    „Schweinehund! Du falsches Aas, du mistiger . . .“
    Diese zarten Worte hatte Danny Shangalor ausgestoßen, bis seine Stimme überschnappte. Auch Freund Silvester Fulham schien vor Wut platzen zu wollen; er glich einem gesiedeten Krebs und machte Anstalten, Morgan auszuwringen. Polizisten verhinderten Exzesse und sorgten für die sachliche Fortführung der „Sitzung".
    Firma Shangalor-Fulham konnte die Entlarvung der wahren Persönlichkeit ihres Oberchefs kaum fassen. Kommissar Morry hatte seine souveräne Ruhe wiedergefunden. Er holte das „Aktenbündel", das ihm kurz vor der Aufklärungs- Sitzung überbracht worden war, hervor und sagte: „Sind überhaupt noch papierne Beweise nötig? Nun, vorsorglich, Sie seltsam napoleanischer Morgan: Dieses Bündel hier enthält nur einen Teil jener Banknoten, die sich in dem von Ihnen geraubten Lastkraftwagen befunden hatten —"
    „Das ist nicht wahr! Das ist reine Phantasie, das ist ..." Morgan schnappte nach Luft. Er hörte den Kommissar sagen: „Diese ,Phantasie' werden meine Leute vor Gericht beeiden, Ran- dolph Morgan. Und man wird mit gutem Gewissen noch unerhört vieles beeiden. Ich verhafte Sie wegen Mordes an Ihrem Berufskollegen Browner, wegen Mordes an Lady Hur- linghamer, wegen Mordversuches an Cary Broyders und wegen unzähliger anderer Verbrechen, die jetzt im einzelnen nicht auf gezählt zu werden brauchen. Die formalen Anklagen erhebt der Staatsanwalt. Mir obliegt lediglich, Sie festzunehmen und für die Sicherstellung des Beweismaterials ..." Er brach ab. Morgan knickte wie ein Taschenmesser zusammen. Beamte griffen zu. Der Verbrecher winkte ab. „Lassen Sie —", bat er mit heiserer Stimme. Er versuchte, sich aufzurichten. Seine Halsadern traten dick hervor. Er stierte Morry an und brachte mühsam hervor: „Morry, ich habe ... ich habe Sie unterschätzt. Das war mein
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