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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schöpfen, so hatte er sich getäuscht. Die Kerle ließen sich nicht zweimal auffordern und wälzten sich schon im nächsten Augenblick aus dem Wagen. ,Das Honorar', so wähnten sie, war ihnen ja sicher . . .
    „Paß gut auf, Jill, wenn der Bursche wieder zu sich kommt", gab man ihm noch zur freundlichen Warnung mit auf den Weg. Sie waren froh, auf diese Reisebegleitung verzichten zu dürfen. So hatten sie kein Risiko.
    Jill Poloo legte erneut den Gang ein. Dann betastete er seine Kleidertaschen. Er vergewisserte sich, nicht nur genügend Geld, sondern auch Block und Schreibstift bei sich zu haben. Für ihn wie für den angeschlagenen Cary Broyders wurde es eine lange Fahrt. Er behielt seinen gefährlichen Fahrgast mittels des Rückspiegels ständig im Auge. Cary schlief fest —
    Schon seit einer Stunde hatte der Wagen die Stadt verlassen. Noch immer trat Jill am Steuer das Gaspedal bis zum Anschlag durch. In hohem Tempo fuhr der Wagen über die breite Betonbahn in südwestlicher Richtung dahin. Eine weitere Viertelstunde verging, bis Jill von der Fahrbahn abbog und einen holprigen Waldweg passierte. Nach einer ziemlichen Kreuz- und Querfahrt durch das bewaldete Gebiet machte er an einer tiefen Schlucht halt. Er hatte sein Ziel erreicht. Was er in den nächsten Minuten tat, würden professionelle Gangster Verrat nennen. Ja, Jill Poloo übte Verrat an sich, an seinen beiden Komplicen — und an seinem Bandenchef, an „Napoleon von London".  
    Cary Broyders schlummerte lange. Er sollte ein wahres Wunder erleben. Er erwachte, konzentrierte sich erstaunlich rasch und fand sich allein mit seinen Koffern. Er sah auf der iSchluchtsohle das zerbeulte Fahrzeug der Gauner liegen. Dann traf sein Blick einen beschriebenen Blockzettel neben sich. Der Zettel lag, durch einen Stein beschwert, auf einem seiner Koffer. Er nahm ihn verwundert hoch. Träumte er nur — fuhr es ihm durch den Sinn. Er fühlte den engbeschriebenen Zettel jedoch wirklich, betastete sich, entdeckte Verbandspflaster auf seiner Stirn und am Hinterkopf, blickte — von einem unendlich glücklichen Gefühl durchströmt — in die unbegreiflich schöne, beständige Welt hinein und las nun die unverhoffte Botschaft. Bald wußte er von der Tragik eines verpfuschten Gangsterlebens, das hier — an dieser Stelle — an einem gewaltigen Wendepunkt angelangt zu sein schien. Derselbe Mann, in dessen rauhen Händen vor Stunden noch hauchdünn der Faden seines Lebens gelegen hatte, überraschte Cary mit dem ungelenk geschriebenen Geständnis:
    „Mister Broyders, mit einen Mord will ich nichts zu tun haben. Ein Trehsor ist nicht aus Fleisch und Blut. Ich werde Lohndon nicht wider Betreten. Ich will versuchen, ein Neues leben anzufangen. Bleiben Sie ja aus der Stadt heraus, jedenfals solange, bis der Napohleon von Lohndon am Galgen henkt. Eher giebt der keine ruhe.
    Ich habe Ihnen noch mit leuko verbunden, damit Sie nicht vor die Hunde gehen. Dies wünscht Ihnen der ehemalige „Tresor-Jill"
     
    12
     
    Als der Morgen graute, hatte sich der Fall „Napoleon von London" dermaßen zugespitzt, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis diesem Unmenschen die Maske vom Gesicht gerissen werden konnte. Hatten die Männer der Schattenstaffel ihren nicht geringen Teil zum gegenwärtigen Stand der Dinge beigetragen, so war es nun Kommissar Morry, der den ins Wanken geratenen Thron „Napoleons" vollends umstürzte . . .
    Der Kommissar selbst legte an diesem Morgen die letzten Schlingen aus, in denen sich der Verbrecher, der sich noch immer sicher glaubte, rettungslos verfangen sollte.
    Die letzten Vorbereitungen begannen. Morry hatte die Nacht damit verbracht, die beiden in Shadwell verhafteten Halunken Shangalor und Fulham so weich zu „kneten", daß es nur noch eines geringen Anstoßes bedurfte, bis diese beiden hartgesottenen Burschen umfielen. Sie pachten aus. Sie redeten, als sie merkten: Morry blufft nicht. Er macht seine Behauptung wahr, sie beide kurzerhand ihrem wahren geheimnisvollen „Oberchef" vorzustellen. Also mußte Morry des großen Gangsters habhaft geworden sein oder ihn so gut wie in der Tasche haben. Zuzutrauen war es ihm, dafür sprachen die vielen dicken Kriminalfälle, mit denen er schon fertig geworden war. In seinem Office erledigte Morry eine Fülle von Telefonaten und Anordnungen. Er brachte „Hinz und Kunz" auf die Beine.
    Der letzte Akt dieses Gangsterdramas konnte beginnen . . .
    Es war wenige Minuten vor acht, als Kommissar Morry seine
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