Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
gleißenden Sonnenlicht stehen, dann entschloß er sich, sein Gepäck auf der Station zu belassen und zu Fuß den kurzen Weg bis zur City zurückzulegen.
    Mit einem Blick auf die große Stationsuhr überzeugte er sich davon, daß er noch genügend Zeit hatte. Es war erst acht Uhr, als er seinen Koffer an sicherer Stelle wußte, und sich auf den entscheidenden Weg machte. Obwohl er langsam ging, rannen ihm Ströme von Schweiß über die Haut. Wehmütig dachte er an das schöne Fleckchen Erde an der Küste zurück. Schon war er geneigt, seinen Fußmarsch zu unterbrechen, um irgendwo einen erfrischenden Drink zu nehmen, als vor ihm ein mächtiges Gebäude auftauchte, an dem in überdimensionaler Schrift der Name; ,Exclusiv-Press‘ prangte. Er hatte also viel schneller als geglaubt sein Ziel erreicht. Er trat kurzentschlossen ein.
    Wenn Cary Broyders kaum die angenehme Kühle der großzügig angelegten Vorhalle empfand, so lag das vor allem an seiner Nervosität, die ihn schon bei den ersten Schritten durch das Portal erfaßt hatte. Während seine Augen durch die Halle schweiften, fiel sein Blick auf ein Girl, das mit einer Kamera bewaffnet die hohe Freitreppe herunterschwebte. Er mußte plötzlich schneller atmen.
    „Pardon", entfuhr es ihm unwillkürlich, als die zierliche Gestalt an ihm vorbeigleiten wollte. Zwei klare Augen, aus denen der Schalk nur so herausblitzte, sahen ihn einen kurzen Moment an und machten ihn in seiner Erregtheit noch unsicherer als zuvor.
    Doch dann schob er alle Bedenken und Grübeleien, die ihn auf dem Weg von der Station bis hierher nicht losgelassen hatten, beiseite. Er war wieder der echte pfiffige Cary Broyders.
    „Ist der hohe Herr des Hauses anwesend?" wollte er von der Kameramaid wissen.
    Sie sah ihn noch kecker, mit unverhohlener, weiblicher Neugier an. Und in einer eigenen burschikosen Sprechweise erkundigte sie sich:
    „ Sie sind wohl das Küken, das der Chef heute erwartet, stimmt's?"
    Ein amüsiertes Lächeln legte sich augenblicklich um seinen Mund. Das Girl da vor ihm war verdammt hübsch — die sorglose Selbstsicherheit des Mädchens übertrug sich auf ihn. Er stellte sich sozusagen in Positur und meinte gönnerhaft: „Genau geraten, verehrte Kollegin! Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Stellen Sie sich immer gut mit mir. Ich werde dann schon dafür sorgen, daß besonders Ihre Bilder zum Glanzpunkt meiner Berichte werden. Zunächst aber darf ich Sie bitten, mir den Weg zu unserem Herrn und Gebieter zu weisen."
    „Typisch Mann!" hielt sie scherzend mit. „Immer soll zuerst das schwache Geschlecht etwas bieten, bevor sich die Herren der Schöpfung herablassen, uns etwas von ihrem Überfluß an Genialität abzugeben. Na, trotzdem, kommen Sie!"
    Sie lachten miteinander. Die Nähe des Mädchens wirkte sich auf Cary zauberisch entspannend aus. Voller Tatendrang stieg er neben der Fremden die Freitreppe hinauf, wobei er es nicht unterlassen konnte, des öfteren neugierig zur Seite zu schielen.
    Er hatte geglaubt, nicht so schnell und leicht entflammbar zu sein. Nun mußte er sich eingestehen, daß ihn das Fluidum dieses Girls in ungeahnte und bisher unbekannte Schwingungen versetzt hatte.
    „Nun, habe ich die Prüfung bestanden?" klang es silberhell neben ihm auf. Erst jetzt kam ihm zum Bewußtsein, daß seine Blicke verräterischer gewesen sein mochten, als es geboten schien. Das junge Geschöpf an seiner Seite war ihm deswegen offenbar nicht böse. Das fröhliche Funkeln in den Mädchenaugen ermunterte ihn zu antworten:
    „Sie haben sogar mit Auszeichnung bestanden, Fräulein! Wir sollten eigentlich gleich eine Art Vertrag abschließen und uns verpflichten, uns gegenseitig fest zu unterstützen. Denn was Sie nicht können sollten, kann ich wahrscheinlich..."
    „Stop, stop, nicht zu hastig, junger Mann", unterbrach das Girl den Redefluß. „Sie wissen doch noch gar nicht so genau, ob Sie für längere Zeit hier bleiben werden. Unser Chef — Mister Bide Hillsleigh — muß Sie doch erst persönlich kennenlernen! Danach können wir weitersehen —"
    Cary wurde plötzlich verlegen rot. Ihm war eingefallen, daß er sich dem freundlichen Kamera-Mädchen ja noch nicht einmal vorgestellt hatte! Wie kann man so etwas vergessen! Er biß sich auf die Lippe, entschuldigte sich artig und nannte seinen Namen. Bis in die Schläfen erwärmte ihn der Blick, den er dafür empfing. Das wäre eine Sache — dachte er, eine famose Sache, mit diesem Mädel gemeinsam die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher