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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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denkbar.
    Daß der Träger dieses Spitznamens jedoch einer der gerissensten und skrupellosesten Unterweltler des Jahrhunderts sein mußte, verrieten seine kaltblütig durchgeführten Delikte. Die Gesichter der Männer im Sitzungssaal von Scotland Yard waren ernst, als der Sektionspräsident mit der Darstellung der augenblicklichen Situation um diesen ,Napoleon von London' begann:
    „Meine Herren, zunächst will ich Ihnen noch einmal die zwischenzeitlich angefallenen Taten dieses Mannes in Ihr Gedächtnis zurückrufen. Sie erinnern sich gewiß noch an die sogenannten Stafetteneinbrüche vor etwa sieben Monaten. Hierbei waren viele solide Banken und Kassen unserer Stadt in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie hoch die wirkliche Gesamtbeute der Gangster war, ist bis heute noch nicht geklärt. Die Polizei trifft in dieser Hinsicht keine Schuld. Vielmehr liegt es daran, daß wohl der größte Teil der Geschädigten es vorgezogen hat, zu schweigen, anstatt die wirklichen Summen anzugeben, die aus ihren Privattresoren verschwunden sind. Wer eben seine Gelder und Vermögen dem Fiskus verschweigt, hat das selbst zu verantworten.
    Kommen wir zum nächsten Punkt der Untaten-Liste dieser Bande. Ich meine den Überfall auf den scharf gesichert gewesenen Lastkraftwagen, der mit den zum Einstampfen bestimmten Banknoten beladen war. Mir ist es schleierhaft, wie es möglich sein kann, daß eine derartige Summe bis heute verschwunden geblieben ist."
    Ein betretenes Schweigen folgte. Was könnte versäumt worden sein?
    Die Yard-Officer wußten nur zu gut, wie sehr sie sich abgemüht hatten, hinter den raffinierten Trick des Napoleon von London zu kommen. Weder ihnen noch den von den Banken unterhaltenen Sicherheitsorganen war es bisher gelungen, auch nur eine einzige Spur von den gestohlenen Banknoten zu finden. Stand ein einzelner, ein geschworenes Team oder eine einmalig ausgekochte Verbrecher-Organisation dahinter?
    Man hatte hin und wieder einen kleinen verdächtigen Gauner erwischen können. Vielleicht gehörte der eine oder andere zum ,Club‘, aber alle schwiegen sich beharrlich aus, da sie wohl wußten, daß während ihrer Abwesenheit,  während ihrer Knast-Zeit — ausreichend für ihre Familienmitglieder gesorgt wurde, und daß nach ihrer Strafverbüßung sogar eine erhebliche Entschädigung auf sie wartete. Man konnte bei diesen Leuten auch niemals mit Sicherheit sagen, ob sie wirklich etwas über diesen ,Napoleon von London' hätten aussagen können. Wie dem auch sei: der geheimnisvolle Gangster mit dem Namen ,Napoleon von London' war und blieb der große Unbekannte. Er trieb nach wie vor sein Unwesen in der Stadt, und bisher hatte Scotland Yard noch keinen Weg gefunden, um hinter seine Schliche zu kommen.
    Daß endlich etwas geschehen mußte in Scotland Yard, um nicht noch zum Gespött der Bevölkerung zu werden, war allen Anwesenden im Sitzungssaal klar. Was aber könnte unternommen werden? Einer der wenigen Männer um den Sektionsleiter war offenbar nicht so niedergeschlagen und so pessimistisch wie seine Kollegen. Dieser Beamte wurde nun an die Spitze einer Spezialgruppe von erfahrenen Kriminalisten gesetzt, die sich lediglich mit der Aufklärung dieses ,Napoleon-Falles' zu beschäftigen hatte. Es war Kommissar G. E. Morry, Leiter des neu gebildeten Sonderdezernats ,N. I.' bei Scotland Yard . . .
    Alle Augen richteten sich auf ihn, als ihn der Sektionspräsident instruierte:
    „Kommissar Morry!" begann er fast beschwörend eindringlich, „Sie werden sich also von nun an mit allen Ihren Leuten nur noch für diesen Ausnahme-Fall einsetzen. Alle anderen derzeit in Ihren Händen befindlichen Fahndungsvorgänge werden von Kollegen der anderen Dezernate weiterbearbeitet. Diese Anordnung treffe ich, damit in Ihrem Dezernat jede Kräftezersplitterung vermieden wird. Von dieser Konzentration verspreche ich mir endlich Erfolg. Ich drücke uns allen, besonders aber Ihnen und Ihren Leuten die Daumen. Es muß Ihnen einfach gelingen, die zweibeinigen Ratten unserer Stadt zu fassen. Biegen Sie mit Ihrem Schneid den leicht lädierten Ruf unserer Kriminalisten wieder gerade —"
    Nun, das ließ sich sehr leicht dahinsagen, den Nimbus des gut funktionierenden Polizeiapparates von früher wiederherzustellen. Wie schwer es aber für Kommissar Morry und seine Leute werden sollte, ahnte in diesem Augenblick wohl noch keiner der anwesenden Männer, auch Kommissar Morry selbst noch nicht.
    Die ,Karre' war nämlich schon so gründlich
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