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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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untauglicher Reporter bin!"
    Dem eleganten Randolph Morgan schien zunächst der Kamm zu schwellen. Er war es anscheinend nicht gewohnt, daß man sich gegen ihn auflehnte. Doch schon nach Sekunden entspannte sich sein Gesicht wieder. Er sagte unnachahmlich lässig:
    „Wir werden sehen!"
    Mit dieser geheimnisvollen Andeutung verschwand er aus dem Vorzimmer. Cary Broyders vernahm im gleichen Augenblick die aufgeregte Stimme der Sekretärin hinter sich:
    „Aber Mister Broyders, wie konnten Sie sich nur so gehen lassen! Gleich bei der ersten Begegnung sich derart mit Mister Morgan zu Überwerfen, das ist ein Fehler, den Sie vielleicht so schnell nicht wiedergutmachen können."
    Broyders, zornig über das Gerede der Sekretärin, fuhr herum. Er dachte: Dieser aufgeblasene Mode-Fatzke Randolph Morgan soll mir nur nicht zu nahe kommen! Seine Zähne knirschten aufeinander. Er zwang sich, ruhig und bestimmt zu entgegnen.
    „Damn't, wer sagt Ihnen denn, daß ich die Absicht habe, mich jemals Liebkind bei Mister Morgan zu machen?"
    „Nun, nun", stotterte die Sekretärin, erschrocken über das energiegeladene Funkeln in Broyders Augen, „ich meine ja nur."
    „Behalten Sie solche Meinungen lieber für sich!“ Broyders liebte es nicht, sich den Willen eines anderen aufzwingen zu lassen, erst recht nicht den Willen eines vor Arroganz triefenden Kollegen. Dieser teure Mister Morgan sollte ruhig von Anfang an wissen, aus welchem Holz er, Cary, geschnitzt war. Selbstverständlich war Cary sich nun darüber im klaren, daß ihm dieser Geck das Leben hier schwer machen konnte. Doch davor fürchtete er sich nicht. Überhaupt, was bildete sich dieser Snob Randolph Morgan ein? Mit Spitzfindigkeiten und Schläue allein ist auf dem Gebiete der Berichterstattung kein Eindruck zu schinden. Worte müssen wiegen!
    Sorry, die richtigen Quellen für gute Berichte würde er schon finden. Mit dieser Überzeugung und einer runden Portion aufgespeicherter Wut im Leibe folgte Broyders der Aufforderung, in das Office des höchsten Chefs, Bide Hillsleigh, einzutreten. Dieser Mann war das Gegenteil von seinem Mitarbeiter und Kompagnon Randolph Morgan.
    Ruhig und sachlich erörterte er mit Cary Broyders alle Einzelheiten über dessen Anstellung als Reporter bei seiner Zeitung. Der schlanke, hagere Verleger mit dem feinen durchgeistigten Gesicht umriß knapp das Aufgabengebiet der neuen Kraft, nämlich: im wesentlichen die Kriminal-Reportage. Er betonte, daß er besonderen Wert darauf lege, in jedem Bericht und in jedem Feuilleton aus der Sphäre des Gerichtssaales die hintergründige lautere Wahrheit zu lesen. Auch vom tragischen Ende seines Vorgängers erfuhr Broyders Näheres, ohne allerdings die angedeuteten Zusammenhänge völlig zu erfassen. Doch der gewaltsame Tod seines armen Kollegen Browner schreckte Cary nicht davon ab, seine Nachrichtenquellen in den gleichen mysteriösen Kreisen zu suchen wie sein wagemutiger Vorgänger. Er wußte: eines der gefährlichsten und undurchdringlichsten kriminellen Hauptfelder war das sogenannte Soho-Gebiet . . .
    Als Broyders sich wieder draußen auf der Freitreppe des Verlagshauses befand, hatte er die giftige Auseinandersetzung mit Randolph Morgan beinahe schon vergessen. Dieser rätselhafte Mann kam ihm im Augenblick herzlich unwichtig vor. Cary war froh, ungemein froh! Ihm schien, er habe nun endlich jenen Arbeitsplatz gefunden, den er sich seit langem leidenschaftlich gewünscht hatte. Nun hieß es also für ihn, zu beweisen, was in Wahrheit in ihm steckte. Und er war überzeugt: manche Leute — besonders solche von der Sorte dieses Morgan — würden noch ihr blaues Wunder erleben . . .
     
    2
     
    Zur gleichen Stunde fand im kleinen Sitzungssaal von Scotland Yard eine wichtige Besprechung unter einigen Yard-Officer statt.
    Der Sektionspräsident persönlich hatte seine Dezernatsleiter hierher gebeten. Zu erörtern waren die vordringlichsten Schritte, um dem Treiben eines außerordentlich berüchtigten Gangsters ein Ende zu machen. Der Gesuchte wurde allerorts ,Der Napoleon von London' genannt.
    Wie dieser Name in die Gangsterkreise gekommen war, wußten nicht einmal die führenden Köpfe von Scotland Yard zu sagen. Der geheimnisvolle Mann war vor Monaten irgendwo unten im Soho-Gebiet aufgetaucht und hatte sich seinen Schleichweg von Stadtteil zu Stadtteil gebahnt. Welche Person sich womöglich hinter diesem Namen verbarg, war bis zur Stunde noch für alle Scotland-Yardler so ungewiß wie nur
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