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Erotischer Roman

Erotischer Roman

Titel: Erotischer Roman
Autoren: Isadorra Ewans , Ana Riba
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Gordon Sumner war nicht das, was man sich unter einem typischen Literatur- oder Modelagent vorstellte. Seine Körperstatur glich der eines Riesen. Seine rotblonden Haare standen wirr von seinem Kopf ab, und die Sommersprossen in seinem Gesicht verrieten, dass er eher an der frischen Luft zu finden war als in einem abgedunkelten Lesezimmer. Seine Augen hatten ein Blau, wie man es in tiefen Bergseen fand, und wenn er lächelte, prangte eine kleine Zahnlücke zwischen seinen oberen Schneidezähnen. Seine Körpergröße ließ ihn grob und unbeholfen wirken. Seine sprachliche Ausdrucksweise entglitt ihm beizeiten, es ausfallend zu nennen wäre die höfliche Version, seine verbalen Auswüchse zu umschreiben. Für gewöhnlich trug er einen Cordblazer, darunter ein Hemd mit geöffnetem Kragen, ausgewaschene und schlabberige Jeans, die an seinen Beinen baumelten, als wären sie ihm eine Nummer zu groß. Seine Körperhaltung war seiner Größe gemäß schlaksig, immer ging er etwas nach vorn gebeugt – was seine Gesprächspartner glauben ließ, sie hätten sein uneingeschränktes Interesse. Seine Hände waren die eines Holzfällers – groß wie Untertassen und voller Kraft. Wenn man diese Hände das erste Mal sah, traute man ihnen kaum zu, dass sie die filigrane Tätigkeit des Seitenumblätterns eines Buches überhaupt beherrschten. Umrahmt wurde sein Auftreten meist von einem Rudel Hunde, die er aus Tierheimen der Stadt aufgelesen hatte. Alles in allem wirkte Gordon Sumner, als wäre er geradewegs von einem Bauernhof in die Stadt bugsiert worden. Trotzdem war er der erfolgreichste Literatur- und Modelagent in diesem Land. Seine Firma hatte er aus dem Nichts aufgebaut, und als sein Lebenswerk davorstand, im gleichen Nichts zu verschwinden, zog sich Gordon wie Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf. Geholfen hatte ihm dabei sicherlich seine Fähigkeit, sich Gesichter und Namen zu merken, und die unerwartete Finanzspritze in Form eines Erbes einer entfernten Tante. Sein Büro in der obersten Etage eines kubistischen Bürogebäudes an der New Oxford Street erinnerte ein wenig an eine geheime Lesekammer aus Gruselfilmen. Mit dunklen und schweren Möbeln eingerichtet, verströmte es die Gemütlichkeit eines alten, verschwiegenen Zirkels. Überall lagen Manuskripte gestapelt, die bei einer unbedachten Bewegung leicht umfallen konnten. Zwischen Kaffeetassen und einer sterbenden Pflanze fühlte sich Gordon Sumner wohl. Hier konnte er die Gesichter den Menschen zuordnen, sie abschätzen und Pläne mit ihnen schmieden. Gordon Sumner kannte jeden. Er roch es, wenn Newcomer wichtig wurden, und bot ihnen rechtzeitig einen Vertrag an. Er roch es ebenso, wenn ein Stern zu sinken begann, und hier kam seine zweite besondere Fähigkeit zum Vorschein. Er wusste, ab wann er diese Leute anderen überlassen musste, um sich, ohne persönlich Schaden zu erleiden, von diesen Personen zu trennen. Und er hatte jemanden, der diese Aufgabe perfekt beherrschte.
    Aber nicht nur bei den unangenehmen Seiten des Lebens war diese Person hilfreich. „Ich brauche Sie heute Abend, Ava!“ Ava Fisher sah von ihrer Tastatur auf, nahm die Stöpsel ihres Diktiergerätes aus den Ohren und sah ihren Chef, der in der Tür seines Büros lehnte, fragend an.
    „Wie bitte?“
    Er lächelte sie kurz an, und seine eisblauen Augen blitzten vergnügt. „Ich brauche Sie heute Abend. Essen mit dem Franzosen um halb acht im Misére.“ Er zog eine schräge Grimasse, und Ava lachte leise, bevor sie zustimmend nickte.
    „Der Franzose “, seufzte sie theatralisch und lachte erneut leise auf, als ihr Chef seine Grimasse wiederholte. Der beste Freund Sumners, gleichzeitig der beste Kunde der Agentur und um noch eins draufzusetzen: ein „ganz spezieller Fall“. Sie sah auf die Uhr neben ihrem PC. „Dann bin ich um halb vier weg?“ Ihr Chef lächelte befreit, warf ihr einen fliegenden Kuss zu und verschwand in seinem Büro. Gordon Sumner war erleichtert, denn dass Ava so schnell einwilligen würde, hatte er nicht erwartet. Sie war nicht der Typ Assistentin, der sich in die Öffentlichkeit drängte, und meist vermied sie es, ihn zu solchen Auftritten zu begleiten. Der Franzose war ein wirklich schwerer, jedoch der beste Kunde, und er war in Sumners Sekretärin vernarrt. Sumner hatte bei diversen Gelegenheiten festgestellt, dass es wesentlich einfacher war, Verhandlungen mit dem Mann, den alle nur den Franzosen nannten, obwohl er stets behauptete, französisches Terrain
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