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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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    Jetzt — schoß es Cary durch die Nerven. Wie von einer Sehne abgeschossen, flog sein Körper vom Stuhl hoch. Sein rechtes Bein zuckte hervor. Sein beschuhter Fuß krachte gegen das Handgelenk des Revolvermannes. In hohem Bogen segelte die Waffe durch den Raum. Carys Faust bohrte sich gegen die Rippen des Gegners.
    Der Getroffene ging in die Knie, sackte wie vom Blitz gefällt zusammen. Cary raste wie eine Furie. Ein Schuß detonierte. Cary verspürte keinen Schmerz. Er duckte sich wie eine Katze, sprang, schlug um sich, warf den Tisch mit dem daraufstehenden Koffer um. Wieder fielen Schüsse, drei vier, fünf. Cary vermochte sie nicht zu zählen. Das Stöhnen des verwundeten Gangsters, Flüche, zersplitternde Möbel — das Tohuwabohu glich einem Orkan.
    Cary wehrte sich verzweifelt. Er wußte nicht mehr, wohin er traf. Er wußte nur: er bewegte sich. Er lebte noch. Er war nicht getroffen. Irgendwo an seinen Händen, an der Stirn, an der heruntergerissenen Tischdecke auf dem Fußboden war Blut. Mit seinem ganzen Körpergewicht warf er sich auf den stämmigsten Kerl. Aber alles war vergebens. Drei Bewaffnete gegen einen — das war vergebliches Hoffen auf ein Wunder. Die rohe Kraft genügte nicht. Cary Broyders bekam nur noch mit, daß ihn einer zu Boden zerrte. Ein fürchterlicher Hieb auf den Kopf warf Cary vollends um. Nur noch ein Dröhnen jagte in seinen Adern. Bruchteile von Sekunden tanzten Irrlichter vor seinen Augen. Ein Schlund tat sich vor ihm auf. Er hatte das dumpfe Gefühl des Sinkens. Er sank immer weiter, versank in stockdunkle Nacht. Wie Befreiung kam die Ohnmacht über ihn.
     
    *
     
    Jill Poloos kochende Wut ebbte langsam ab. Noch immer rieb er sich mit den Händen die Stelle an seiner Brust, an der ihn Cary Broyders Rammstoß getroffen hatte. Nun sah er auf den Mann zu seinen Füßen nieder, der der Verursacher seiner nicht geringen Schmerzen war. Dennoch — je länger er auf Cary Broyders blickte, um so mehr schwand seltsamerweise der Zorn, die klareren Überlegungen gewannen mehr und mehr die Oberhand. Etwas Merkwürdiges ging in diesen Augenblicken in dem eingefleischten Gangster vor. Jill Poloo schien in diesen Sekunden plötzlich neue Nerven bekommen zu haben. Während sich seine Kumpanen mit den erlittenen Verletzungen beschäftigten und gottsjämmerlich fluchten, hielt er einen raschen Rückblick auf die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden. Warum war so vieles schiefgegangen? fragte er sich.
    Eine totale Pleite war schon das in der Imbißstube an der The Highway von Shadwell gewesen. Und jetzt roch es höchst brenzlig nach der nächsten Katastrophe. Sorry! Waren das nicht untrügliche Anzeichen dafür, daß seinen erfolggewohnten Chef das Glück verließ? Well, so war es! Man muß aber unbedingt eine feine Nase dafür haben, rechtzeitig zu passen, auszusteigen! Die beste Gelegenheit dazu lag schon förmlich in der Luft.  
    Jill Poloo faßte in diesen Sekunden den entscheidenden Entschluß, sich noch in dieser Nacht von dem Manne abzusetzen, der sich „Napoleon von London" nannte. Und wie Jill es tat, war verblüffend einmalig. Seiner .Stimme war nicht das geringste anzuhören, welche Absichten er mit Cary Broyders hatte, als er sich an seine Komplicen wandte:
    „Kommt, faßt an! Wir bringen den Burschen in den Wagen!" Er kehrte wieder den Anführer heraus und griff dabei den Ohnmächtigen unter die Arme. Mit vereinten Kräften trugen sie Cary aus dem Raum. Sie tasteten sich behutsam durch das Treppenhaus und erreichten unangefochten ihren Wagen, den sie knapp fünfzig Yards entfernt in einer Seitenstraße abgestellt hatten.
    Nachdem auch die Koffer im Wagen verstaut waren, setzte sich Jill Poloo ans Steuer und fuhr los.
    Wortlos hockten seine Komplicen im Fond des Fahrzeuges und beobachteten den ohnmächtigen Boy zwischen ihnen. Sie bemühten sich, ihn wieder aufrecht zu bekommen, um nicht bei einer Verkehrskontrolle anzuecken. Ohne einen Zwischenfall passierte der dunkle Wagen mit seiner heiklen Fracht die Black- friars-Bridge. Er durchquerte die City und steuerte die westlichen Stadtteile der Neunmillionenstadt an.
    Auf der West-India-Dock-Road im Stadtteil Bromley stoppte Jill unvermittelt ab. Er zwang sich zur Ruhe, beugte sich zu seinen Komplicen zurück und sagte: „So, da wären wir mal wieder. Ihr steigt hier aus. Den Rest schaffe ich schon allein..."
    Hatte Jill Poloo angenommen, seine Spießgesellen würden sich seiner Anordnung widersetzen oder gar Argwohn
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