Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
für den „großen Boß" die delikatesten Sachen schaukeln müßte. Darum hätte es sich so ergeben, daß schnell wieder ein eingeschworenes Trio zu bilden war. — Mit Ausfällen sei ja in der Branche immer zu rechnen, siehe Fulham-Shangalor!
    Als Aufgalopp oder Bewährungsprobe für die drei Kavaliere der Unterwelt hatte „Napoleon" befohlen, ein kleines störendes Hindernis „abzustellen". Dieses Hindernis trug den bürgerlichen Namen Cary Broyders, war seines Zeichens ein — allerdings gefährlicher — Grünschnabel der Presse und befand sich im Augenblick unterwegs, um gewissen Spuren nach einem Kollegen Browner nachzugehen. „Napoleon" mit seinen vielen mehr oder weniger glänzend getarnten Helfershelfern war immer im Bilde, was um ihn herum vorging.
    Tresor-Jill sollte binnen vierundzwanzig Stunden melden, daß der „kleine Presse-Fisch" ins friedliche Fahrwasser gelenkt worden sei . . . Darum hatte sich das neue Trio auf eigene Faust bei Cary Broyders einquartiert. Eine urgemütliche Sache, fanden die drei edlen Knaben. Jeden Augenblick konnte der sehnlichst erwartete Hausherr eintrudeln, und dann würde man sich mit ihm schon bestens „verständigen" —
    Jill Poloo war nicht in allerbester psychologischer Verfassung. Er schauspielerte. Nur keine Schwäche zeigen — galt ihm als oberstes Gebot. Aber da lag ihm mehr als nur eine Schwäche auf der Leber. „Napoleon" war ihm verändert vorgekommen, etwa so, daß er die Schlappe von Shadwell noch nicht überwunden hatte. Er, Jill, war sicherlich nicht auf Draht gewesen, sonst hätte die Panne mit Fulham- Shangalor nicht passieren können. So ungefähr schien der Gangsterboß zu kombinieren. Nur Erfolge geben recht. — Und Jill empfand noch etwas anderes Ungewisses: wollte „Napoleon" ein Doppelspiel treiben und ihm, Jill, die heißesten Brocken überlassen, damit schiefgehendenfalls ein anderer die Sache vor Gericht auszubaden hatte? Vielleicht ist „Napoleons" Stern im Sinken? Vielleicht ist auch für Tresor-Spezialisten die Luft ungesund geworden. Diese verflixten neuen Erfindungen an Schutzkonstruktionen! — Jill merkte: so etwas wie Angst wollte ihn mehr und mehr beschleichen. Man mußte versuchen, sich ein bißchen umzustellen — dachte er. Irgend etwas Neues müßte man sich zurechtlegen, eine Art Rückendeckung, falls eine „Auftragserledigung" einmal in die Binsen geht und ein Pensionsaufenthalt hinter Gittern droht. Die meisten Richter haben ja einen Sinn für mildernde Umstände! —  
    „Was ist los mit dir, Jill?" fragte unvermittelt Pitt. „Müde, besoffen, Magen verkorkst? Was hast du?"
    „Wieso? Ich habe nicht. Höchstens: unser Presse-Tintenkleckser könnte langsam eintrudeln."
    Joe grinste diabolisch. Er meinte: „Wird schon kommen!"
    „Weißte, Jill", hub Pitt wieder an, und seine Visage war triefend widerlich, „ich bin ja kein Freund von Traurigkeit, bloß, wenn ich dich so sitzen sehe, muß ich denken: hops mir mal auf die Zunge, ich will dich nach Hause spucken."
    „Halt's Maul!"
    „Buhhh, so unhöflich zum netten Kollegen. Aber im Ernst, Jill — haste traute Anwandlungen? Kann ja mal Vorkommen. Mir kommt, es so vor, als ob . . . ich meine —", er kratzte sich den ziemlich kahlen Schädel. „Biste verwandt, verschwägert, ist's 'n Unehelicher von dir, der Boy. Schuldest'e ihm was oder . . ."
    „Halt's Maul, habe ich gesagt. Wenn du sentimental werden willst..."
    „Unsinn, er will doch gar nicht", mischte Joe sich ein. „Aber mit dir scheint was verkorkst. Du bist so, wie ich dich gar nicht kenne."
    „Nun langt's mir aber. Ich hätte Lust, euch alle beide ..."
    „Pscht. Schritte auf der Treppe!" warnte Pitt. Die Schrittgeräusche gingen aber vorbei, und Jill bekam wieder Oberwasser. „Ihr Knallköppe seht Gespenster", höhnte er. Aber die beiden Genossen hatten recht. Er war in ein ihm völlig fremdes Überlegen gekommen. Was hatte „Napoleon" gemeint? „Der Boy muß weg. Der hat genauso dußlig geschnüffelt wie Browner. Sah nur geschickt aus, die Kartenspielerei und das strategische Verlieren. Vielleicht kommt Broyders auf dieselbe Masche. Der muß weg. Der weiß zuviel. Der hat noch mehr im Gehirn als Browner. Also: ihr stellt ihm eine Falle, und dann..."
    Jill schüttelte sich, als ob er plötzlich „Napoleons" Stimmenklang abschütteln wollte. Im Grunde wollte er noch mehr abschütteln. Wollte! Nun, die Falle war gestellt. Ahnungslose Leute sind am leichtesten zu überraschen . . .
    In Jills halb
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher