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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Gespräch. Er deutete mir zu meinem Leidwesen an, daß er seine Besuche hier einzustellen gedenke. Ich forschte selbstverständlich nach den Gründen, und was ich — nur andeutungsweise — erfuhr war das: Er hatte seine Spielpartner dermaßen geschickt ausgefragt, daß er halbwegs schon das Versteck des gerissenen Gauners wußte, der vor Monaten mit dem geraubten Banknotenlastwagen spurlos verschwunden war. Er mußte auch, wo die Banknoten verborgen gehalten wurden. Mister Browner verriet zunächst nichts. Die ganze Sache sollte — wie er sich ausdrückte — der ganz große Knüller für seine Zeitung werden. Nun, Mister Broyders, Sie wissen so gut wie ich, daß dieser Knüller für Mister Browner zum Grab geworden ist."  
    Madam Fortune hielt einen Augenblick schweratmend inne, dann berichtete sie zu Ende, was sich an jenem letzten Abend in ihrer Kantine ereignet hatte. Sie deutete auf einen Tisch und sagte:
    „Dort in der Ecke saßen sie und spielten, Mister Browner und die anderen. Ich sehe sie noch so dasitzen, als wären sie erst vor einer Stunde hinausgegangen. Sie gingen auch gemeinsam hinaus, aber zuvor . . . Yes, so war es: Zuvor war ein etwa fünfzigjähriger, feiner Pinkel in die Kantine gekommen. Hier an Ihrem Platz saß er. Er bestellte sich Bier, und während er trank, sahen seine kleinen, stechenden Augen auf die Kartenspieler. Mister Browner selbst konnte diesen Fremden nicht sehen, denn er saß mit dem Rücken zu ihm. Wann sich Mister Browner vom Spieltisch entfernt hatte, weiß ich nicht auf die Minute genau. Jedenfalls: der Fremde bezahlte und ging plötzlich. Kurze Zeit danach folgte ihm einer der Burschen. Fünf Minuten mochten vergangen sein, als der Bursche wieder zurückkam. Irgendwie schien er mir verändert gewesen zu sein . . . Heute weiß ich, warum der Mann so verstört ausgesehen hatte. Und heute weiß ich auch, weshalb Mister Browner nie wieder zurückkehrte. — Auch Sie wissen es, alle wissen es. Aber ich sage Ihnen: nicht diese drei Boys haben den Tod Mister Browners auf dem Gewissen, sondern dieser feine Pinkel. Von dem kam der Befehl. Und die Boys mußten so handeln, wollten sie ihr eigenes Leben nicht riskieren."
    Madam Fortune starrte auf jenen Ecktisch, an dem Browner zuletzt gesessen hatte. Sie schüttelte sich fröstelnd. Auch Carys Blick wanderte zu dem Tisch hin. Dann fragte er, mit welchen Namen sich die drei Männer angeredet hätten.
    Die Wirtin antwortete nachdenklich:
    „Nur an zwei Vornamen kann ich mich so ungefähr noch erinnern. Den stämmigsten von ihnen riefen sie Dann oder Danny. Und der andere nannte sich protzig selbst ,Tresor-Jill‘. Mehr weiß ich nicht."
    Sie ließ auf Carys Bitte noch eine genaue Beschreibung des „feinen" Fremden folgen.
    Cary bedankte sich bei der Besitzerin der Kantine und beachtete die wohlgemeinte Warnung, mit wachen Sinnen die finstere Hafengegend zu durchqueren. Als er es sich dann wieder in den Polstern der Underground Railways bequem gemacht hatte, war sein einziger Wunsch, schnellstens in sein Quartier an der Waterloo-Station zu kommen — und sich auszuruhen. Auszuruhen für den kommenden Tag, den er so erfolgreich wie den vergangenen bewältigen wollte. Doch die „Rechnung" schrieb der Wirt, in diesem Falle vornehmlich der Napoleon von London!
     
    *
     
    „. . . daß es keinem von euch beiden einfallen sollte, den Sonny dieser Wohnung hier bei seinem Eintreten abzuputzen. Wir haben uns verstanden, klar? Den Burschen übernehme ich ganz allein..."
    Das sagte Jill Poloo, derselbe „Tresor-Jill", dem es erst vor wenigen Stunden mit viel Glück gelungen war, seinen Häschern in Shadwell zu entschlüpfen. Seine Gesprächspartner waren jedoch nicht die alten Komplicen Silvester Fulham und Danny Shangalor — die saßen ja bereits hinter Schloß und Riegel — sondern das waren zwei neue alte Gauner und Gewaltverbrecher, zu denen er sich hingezogen fühlte, seit er mit ihnen einen jahrelangen Zuchthaus-Knast abgesessen hatte. Er mußte sich erst daran gewöhnen, die traditionelle Freundschaft mit den beiden wieder aufzufrischen, und das bedeutete, den beiden beizubringen, daß sie ihm zu gehorchen hatten, falls sie Wert darauf legten, ständig lohnende Aufträge zu bekommen.
    Der „Napoleon von London" war nicht kleinlich, weder im Bezahlen, noch in dem von ihm verlangten Brutalitäts-Volumen. Joe und Pitt, die beiden neuen alten Spezialisten, glaubten Tresor-Jill aufs Wort, daß er der beste Freund „Napoleons" sei und
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