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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen
Autoren: Patrycja Spychalski
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HEUTE IST MEIN GEBURTSTAG , der siebzehnte, und Maja hat mich mit ein paar Jungs von zu Hause abgeholt. Maja treibt irgendwoher immer irgendwelche Jungs auf, an die sie sich zwei Tage später nicht mehr erinnert.
    Wir fahren nach Kreuzberg. Heute ist 1. Mai.
    »Da spielen paar coole Bands!«, schreit Maja und schiebt mich durch die Menschenmassen. Ein bisschen Schiss hab ich schon, ich weiß ja, wie das am 1. Mai in zwei Stunden hier aussehen wird. Vielleicht war das keine so gute Idee.
    »Wollen wir nicht erstmal was trinken gehen? Ich lade euch ein. Geburtstagsrunde«, schlage ich vor.
    Maja rollt mit den Augen und wir gehen ins Golden Trash rein.
    »Du bist eine Spielverderberin, Frieda, echt«, stöhnt sie, als wir am einzigen freien Tisch Platz nehmen.
    »Lass sie, es ist schließlich ihr Geburtstag.«
    »Ach ja! Jeffer! Der Freund und Retter aller weiblichen Wesen, mit Ausnahme von mir«, stellt Maja mir den Typ vor, dessen Namen ich schon die ganze Zeit gerne gewusst hätte. Er sieht wirklich überdurchschnittlich gut aus. Jeffer also. Klingt nach einem Künstlernamen oder aber nach besonders kreativen Eltern. Jeffer ist groß, hat dunkle, locker nach hinten gestrichene Haare und haselnussbraune Augen. Sein Lächeln wirkt irgendwie ironisch.
    Wir bekommen unsere Getränke und prosten uns zu. Maja zieht am Strohhalm ihres Mojitos. Sie trinkt gerne überzuckerte Cocktails. Ich nehme lieber ein Ginger Ale und die Jungs trinken Budweiser.
    »Frieda, Herzchen, mit siebzehn hat man noch Träume, weißt du doch, also genieß dein letztes schönes Jahr. Hörst du!? Genieß es!«, ruft Maja so, dass die halbe Kneipe es mitkriegt.
    »Was redest du da?«, fragt Jeffer. »Bist selber gerade mal neunzehn, oder?«
    »Neunzehn und siebzehn ist ein feiner Unterschied, mein Lieber. Ich weiß, wovon ich rede, glaub mir.« Sie klimpert mit ihren Wimpern.
    »Jungs! Maja möchte eine Ansprache halten!«, ruft Jeffer grinsend und kneift Maja freundschaftlich in die Seite.
    Die Jungs nippen nur an ihrem Budweiser und sehen gelangweilt aus dem Fenster.
    Ich verschwinde kurz auf die Toilette. Vor dem Spiegel zerzause ich mir meine Haare. Die roten Locken stehen mir gut. Die Pickel auf der Stirn machen allerdings alles kaputt. Neulich habe ich irgendwo gelesen, dass Pickel der Makel introvertierter Menschen seien. Die versteckten Gefühle wollen nach draußen. Warum in Form von hässlichen roten Pickeln, hat allerdings niemand verraten. Ich finde das eine gemeine Art, Menschen, die sowieso schon in sich gekehrt sind, das Leben noch schwerer zu machen.
    Ich habe mir für das neue Lebensjahr vorgenommen, ein bisschen weniger introvertiert zu sein. Vielleicht hilft das. Vorerst allerdings versuche ich, mir die Haare vor die Stirn zu schieben, ein bisschen wenigstens.
    Maja stößt die Toilettentür auf. »Näschen pudern nicht vergessen!«
    »Was sind das für Typen? Wo hast du die wieder aufgetan?«
    »Gestern aufm Südstaatenrockkonzert«, antwortet sie, so als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt und ich nur ein bisschen zu doof, um das zu kapieren.
    »Südstaatenrock? Mein Gott, du überraschst mich immer wieder.«
    »Südstaatenrock ist geil!« Maja ist schnell von etwas begeistert, das kenne ich schon.
    Ich zucke mit den Schultern. »Von mir aus.«
    »Nein wirklich. Wenn so junge Leute wie wir versuchen, so alte Musik zu spielen wie unsere Opas – na gut, Papas –, das ist echt spaßig.«
    »Spießig vielleicht.«
    »Nein, spaßig. Obwohl spaßig ein blödes Wort ist. Ach, na, ist ja auch egal.« Maja frischt ihr Lipgloss auf und betrachtet sich zufrieden im Spiegel.
    »Und was fangen wir mit diesen Südstaatenrockern jetzt an? Nach so viel Spaß sehen die nämlich nicht aus.«
    »Ach, vergiss die! Spätestens draußen haben wir die abgehängt, dann kommen die Autonomen und die sind sowieso viel interessanter.«
    »Mein Gott, Maja, was ist eigentlich dein Problem?« Manchmal frage ich mich, ob Maja eine Störung hat oder so was, zu wenig Zuwendung in der Kindheit, und deshalb rennt sie jetzt ungefähr jedem zweiten Typen hinterher, der ihr so über den Weg läuft.
    »Ich hab kein Problem. Du bist einfach nur prüde.«
    »Na toll.« Ich tue beleidigt.
    »Tja, meine Liebe, ist ja nicht so, dass das ein Geheimnis wäre. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch!« Sie stupst mich mit dem Finger an die Nase.
    Ja, Maja ist in der Tat meine beste Freundin. Ja, manchmal frage ich mich wirklich, wieso.
    Dann sind wir draußen
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