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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage
Autoren: Brandon Mull
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dampfendem Schlamm. Ein gutes Stück entfernt flohen die Echsenmänner vor den zurückverwandelten Zentauren und Dryaden. Seth richtete sich auf und rieb sich die Augen. Breithuf blieb reglos liegen, wo er gefallen war.
    Patton sprang auf und taumelte einige Schritte, bevor er auf den steinigen Boden sackte. Er erhob sich und fiel abermals. Endlich, mit zerrissenen, schmutzigen Kleidern, kroch er auf Händen und Füßen weiter, bis er Lena erreichte. Er zog sie an sich und wiegte ihren schlaffen Körper, während er sich mit bebenden Schultern an sie klammerte.

KAPITEL 24
Abschiede
    Z wei Tage später lag Kendra hinter einer Hecke im Garten auf dem Rücken und hörte Bruchstücke von Gesprächen zwischen Feen. Um sie herum stand der Garten in voller Blüte, prächtiger denn je, als versuchten die Feen, sich zu entschuldigen. Sie hatte einige Feen belauscht, die sich über den Verlust ihres verdunkelten Status beklagt hatten. Nach dem, was Kendra mitbekommen hatte, konnten nur jene Geschöpfe, die es genossen hatten, dunkel zu sein, sich überhaupt an das Geschehene erinnern.
    Kendra hörte, wie die Hintertür des Hauses geöffnet wurde. Jemand kam heraus, um sie aufzumuntern. Warum konnten sie sie nicht einfach in Ruhe lassen! Sie hatten es alle versucht – Opa, Oma, Seth, Warren, Tanu, Dale und sogar Coulter. Nichts, was irgendjemand sagen konnte, würde ihre Schuldgefühle auslöschen, Schuldgefühle, weil sie Lena getötet hatte. Sicher, es war eine verzweifelte Situation gewesen, und ja, es mochte ihre letzte Hoffnung gewesen sein, aber trotzdem, wenn sie Lena den Stein nicht zugeworfen hätte, wäre Lena nicht gestorben.
    Niemand rief nach ihr. Sie hörte Schritte auf der Veranda. Warum konnten sie sie nicht behandeln wie Patton? Er hatte wortlos klargemacht, dass er Zeit brauchte, um zu trauern, also belästigte ihn niemand. Er hatte Lenas Leichnam zum Teich gebracht, ihn sanft in ein Ruderboot gelegt, es angezündet und zugesehen, wie es verbrannte. In dieser Nacht hatte er unter den Sternen geschlafen. Am nächsten Tag, nachdem sie festgestellt hatten, dass die zurückverwandelten Wichtel alle Fallen entfernt und das Haus repariert hatten, hatte Patton den größten Teil seiner Zeit allein in seinem Zimmer zugebracht. Als er sich dafür entschieden hatte, sich unter die anderen zu mischen, war er niedergeschlagen gewesen. Er hatte Lena nicht erwähnt, ebenso wenig wie irgendjemand sonst.
    Kendra war jedoch nicht vollkommen unglücklich. Sie war unaussprechlich dankbar, dass einige Dryaden Oma, Opa, Warren, Dale und Tanu in ihrem Gefängnis tief im Wald gefunden und befreit hatten. Sie war froh, dass alle verdunkelten Geschöpfe zurückverwandelt worden waren, dass Satyre und Dryaden wieder im Wald umhertollten und die Nipsis in ihren hohlen Hügel zurückgekehrt waren, um ihre Königreiche wieder aufzubauen. Es erleichterte sie, dass Ephira keine Bedrohung mehr darstellte, dass die Seuche nicht länger existierte und Kurisock Geschichte war. Sie fand es passend, dass der Dämon als ein unkenntlicher Klumpen Schattenpudding geendet war.
    Der Preis des Sieges und die Rolle, die sie dabei gespielt hatte, waren es, was Kendra daran hinderte, sich wirklich zu freuen. Sie trauerte nicht nur um Lena und Breithuf, sie konnte auch gewisse nagende Gedanken nicht zum Verstummen bringen: Was wäre gewesen, wenn sie von Breithuf gesprungen wäre, bevor er starb, wenn sie zugelassen hätte, dass er verdunkelt wurde, statt ihn zwischen Licht und Dunkelheit festzuhalten, bis der Kampf ihn tötete? Was, wenn sie mutig den Stein benutzt hätte, um Ephira zurückzutreiben, und dann den Nagel selbst zerstört hätte?
    »Kendra«, erklang eine leicht heisere Stimme.
    Sie richtete sich auf. Es war Patton. Seine Kleider waren immer noch zerrissen, aber er hatte sie gewaschen. »Ich habe nicht gedacht, dass ich Sie wiedersehen würde.«
    Er verschränkte die Hände hinterm Rücken. »Meine drei Tage sind fast vorüber. Ich werde schon bald in meine eigene Zeit zurückgeholt werden. Vorher wollte ich noch mit dir sprechen.«
    Richtig! Er würde bald gehen. Kendra fiel plötzlich wieder ein, was sie vor seinem Verschwinden mit ihm hatte erörtern wollen. »Der Sphinx!«, begann sie hastig. »Sie könnten wahrscheinlich eine Menge Ärger verhindern, denn er …«
    Patton hielt einen Finger hoch. »Ich habe bereits mit deinem Großvater über das Thema gesprochen. Vor nur wenigen Minuten, um genau zu sein. Ich habe dem Sphinx niemals
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