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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage
Autoren: Brandon Mull
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wirklich vertraut. Und wenn du glaubst, er sei schwer fassbar, dann solltest du einmal versuchen, ihn zu meiner Zeit aufzuspüren. Ich bin ihm nur ein einziges Mal begegnet, und das war keine geringe Leistung. Zu meiner Zeit glauben viele, die Gesellschaft des Abendsterns sei für immer verschwunden. Aus der Ferne war der Sphinx immer sehr freundlich zu uns Verwaltern. Es wäre schwierig, ihn zu finden, und noch schwieriger, Unterstützung gegen ihn zu mobilisieren. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Kendra nickte. Sie starrte aufs Gras und nahm all ihren Mut zusammen. Dann schaute sie auf, mit Tränen in den Augen. »Patton, es tut mir so leid …«
    Wieder hielt er einen Finger hoch, um sie zum Schweigen zu bringen. »Sprich nicht weiter. Du warst großartig.«
    »Aber wenn ich …«
    Er wackelte mit dem Finger. »Nein, Kendra, du hattest keine andere Wahl.«
    »Und Breithuf …«, stammelte Kendra.
    »Keiner von uns konnte das kommen sehen«, sagte Patton. »Wir hatten es mit unerkundeten Kräften zu tun.«
    »Ständig sterben Leute um mich herum«, flüsterte Kendra.
    »Du betrachtest es von der falschen Seite aus«, erwiderte Patton energisch. »Um dich herum leben Leute weiter, die hätten sterben können. Schatten kehren ins Licht zurück. Du und Lena, ihr habt uns alle gerettet. Mir wäre es lieber, ich wäre es gewesen, ich würde alles dafür geben, alles, aber ein solcher Wunsch ist fruchtlos.«
    »Geht es Ihnen gut?«
    Er atmete scharf aus, halb Lachen, halb Schluchzen. Dann strich er sich mit einem Finger über den Schnurrbart. »Ich versuche, nicht ständig daran zu denken, dass ich den Nagel selbst hätte zerstören können, statt den Kieselstein zu werfen. Ich versuche, nicht zwanghaft darüber nachzudenken, dass ich meine Frau im Stich gelassen habe.« Er hielt inne, und die Muskeln in seinem Hals zuckten. »Ich muss nach vorne schauen. Ich habe eine neue Aufgabe. Eine frische Mission: Lena für den Rest ihres Lebens so sehr zu lieben, wie sie es verdient. Nie wieder an ihrer Liebe oder an meiner zu zweifeln. Ihr mich ganz zu schenken, jeden Tag, ohne Fehl. Geheim zu halten, wie ihr Leben enden wird, während ich ihr Opfer für immer in Ehren halten werde. Ich befinde mich in einer einzigartigen Position, sie verloren zu haben und sie dennoch behalten zu können.«
    Kendra nickte und versuchte, um seinetwillen die Tränen zurückzuhalten. »Sie werden ein langes, glückliches Leben miteinander haben.«
    »Das erwarte ich«, sagte Patton. Mit einem herzlichen Lächeln streckte er eine Hand aus und zog Kendra auf die Füße. »Ich habe genug getrauert. Es wird Zeit, dass du ebenfalls damit aufhörst. Es war eine tödliche Zwangslage. Wir hätten alle umkommen können. Du hast die notwendige und richtige Entscheidung getroffen.«
    Andere hatten Kendra genau dasselbe versichert. Doch erst als sie die Worte aus Pattons Mund hörte, glaubte sie aufrichtig, dass sie wahr sein könnten.
    Er schüttelte ihr die Hand. »Deine Mitfahrgelegenheit ist hier.«
    »Meine Mitfahrgelegenheit?«, fragte Kendra. »Jetzt schon?« Sie gingen zur Veranda.
    »Es wird bald Mittag sein«, meinte Patton. »Ich habe ihn sagen hören, er habe Neuigkeiten. Ich habe mich ihm nicht gezeigt.«
    »Sie denken, ich sollte nach Hause fahren?«, fragte Kendra unsicher.
    »Deine Großeltern haben recht«, versicherte er ihr. »Es ist die beste Möglichkeit. Man kann euch nicht länger von euren Eltern fernhalten. Ihr werdet ständig von besorgten Freunden beobachtet werden – zuhause, in der Schule, wo immer ihr hingeht.«
    Kendra nickte unsicher. Patton blieb an der Treppe zur Veranda stehen. »Wollen Sie nicht mit hineinkommen?«, drängte Kendra.
    »Ich kehre ein letztes Mal zum Teich zurück«, sagte Patton. »Ich habe mich bereits von den anderen verabschiedet.«
    »Dann war es das also.«
    »Nicht ganz«, erwiderte Patton. »Ich hatte heute Morgen ein privates Gespräch mit Vanessa. Ich habe vorübergehend einen der Goblins in die Stille Kiste gesperrt. Sie ist eine harte Frau – ich konnte sie nicht brechen. Ich glaube, dass sie nützliche Informationen hat. An irgendeinem Punkt solltet ihr vielleicht überlegen, falls alles andere scheitert, mit ihr einen Handel einzugehen. Aber vertrau ihr nicht. Ich habe Stan dasselbe gesagt.«
    »In Ordnung.«
    »Wenn ich recht verstanden habe, hast du mein Tagebuch der Geheimnisse gelesen«, fuhr Patton fort.
    »Das hat Ihnen gehört? Es stand nicht viel drin.«
    Patton lächelte.
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