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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt
Autoren: Nikolai Nossow
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Nimmerklugs Wunschtraum
    Manche Leser kennen wahrscheinlich das Buch „Nimmerklug im Knirpsenland". Im Knirpsenland leben die Knirpse und Knirpselinen. Auch Nimmerklug ist solch ein Knirps. Er wohnt in der Glockenblumenstraße von Blumenstadt zusammen mit seinen Freunden Immerklug, Rennefix, Schussel, den Mechanikern Schraubschnell und Schraubstift, dem Musiker Geigenstrich, dem Maler Farbenklecks, dem Doktor Rizinus und vielen anderen. Das Buch erzählt von der Reise mit dem Luftballon, die Nimmerklug und seine Freunde unternahmen, von ihren Besuchen in Grünstadt und Drachenstadt, von allem, was sie dort sahen und lernten. In Blumenstadt hatten Imme rklug und seine Freunde eine Brücke über den Gurkenfluß errichtet und Wasserleitungen und Springbrunnen aus Schilfrohr gebaut, wie sie es in Grünstadt gesehen hatten.
    Dann zogen sie elektrische Leitungen durch die Straßen der Stadt, legten Telefonanschlüsse, damit sie sich miteinander unterhalten konnten, ohne das Haus zu verlassen, und Schraubschnell und Schraubstift konstruierten unter Immerklugs Anleitung einen Fernsehapparat. Jetzt konnten sie sich alle Filme und Theateraufführungen daheim ansehen.
    Wie bereits bekannt, war Nimmerklug nach der Reise wesentlich  vernünftiger geworden. Er lernte lesen und schreiben, las die Grammatik von vorn bis hinten durch und das Rechenbuch beinahe auch und wollte sich schon an die Physik heranwagen, aber da verging ihm plötzlich die Lust. So was passiert im Knirpsenland häufig. Manch ein Knirps lügt den Leuten die Hucke voll, erklärt, er wolle Berge versetzen und sich auf den Kopf stellen, aber in Wirklichkeit arbeitet er nur wenige Tage, und danach beginnt er sachte zu schwänzen.
    Niemand würde natürlich sa gen, daß Nimmerklug ein unverbesserlicher Faulpelz sei. Er ließ sich nur ablenken. Nachdem er richtig lesen gelernt hatte, hockte er tage lang über den Büchern, doch las er vor allem Märchen. Und als er sich den Kopf mit Märchen vollgestopft hatte, begann er zu träumen. Er freundete sich mit der Knirpseline Pünktchen an, die ebenfalls schrecklich für Märchen schwärmte. Nimmerklug und Pünktchen träumten von allen möglichen Wundern, von Tarnkappen und flie genden Teppichen, von Siebenmeilenstiefeln, Silberschalen und Para diesäpfeln, von Zauberstäben, Hexen und Hexenmeistern, von guten und bösen Zauberern und Feen. Von früh bis spät erzählten sie ein ander Märchen, doch am liebsten stritten sie, was besser sei: eine Tarnkappe oder ein fliegender Teppich, eine Zaubergeige oder Sie benmeilenstiefel. Und sie zankten sich so heftig, daß die Sache zu weilen gar mit einer Prügelei endete.
    Einmal stritten sie zwei Tage hintereinander, bis es Nimmerklug gelang, Pünktchen zu beweisen, daß ein Zauberstab am allerbesten ist, denn wer ihn besitzt, kann alles erlangen, was sein Herz begehrt. Er braucht bloß den Zauberstab zu schwenken und zu sagen: „Ich wünsche mir eine Tarnkappe oder Siebenmeilenstiefel!" Dann kriegt er sie im Handumdrehen.
    Vor allem, so meinte Nimmerklug, kann derjenige, der einen Zau berstab besitzt, mühelos lernen, was er gar nicht unbedingt zu wis sen braucht. Er schwenkt den Stab und sagt: „Ich möchte gut rech nen und französisch sprechen!" Dann kann er rechnen wie ein Gelehrter und redet französisch wie geschmiert.
    Nach dieser Unterhaltung lief Nimmerklug wie verzaubert herum. Häufig fuhr er nachts im Bett hoch, murmelte etwas vor sich hin und fuchtelte mit den Armen. Doktor Rizinus sagte, wenn Nimmerklug seine nächtlichen Vorstellungen nicht aufgebe, müsse man ihn mit einem Strick am Bett festbinden und ihm vor dem Schlafengehen Rizinusöl verabreichen.
    Nimmerklug hatte Angst vor Rizinusöl und benahm sich deshalb von nun an weniger störend.
    Eines Tages saßen Nimmerklug und Pünktchen am Flußufer auf einer großen grünen Gurke. Die Sonne stand schon hoch am Him mel, aber Nimmerklug und Pünktchen fanden es nicht zu warm, weil die Gurke sie von unten kühlte und weil die breiten Gurkenblätter sie vor der Sonne schützten. Pünktchen hätte sich gar zu gern über Märchen unterhalten, aber Nimmerklug schwieg beharrlich.
    „Sag mal, Nimmerklug" ; fragte sie schließlich, „ist dir eine Laus über die Leber gelaufen? Warum bist du so langweilig?"
    „Mir ist überhaupt keine Laus über die Leber gelaufen", antwortete Nimmerklug. „Und langweilig bin ich, weil ich mich langweile."
    Pünktchen lachte. „Langweilig aus Langeweile. Versuch mal, das
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