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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Autoren: R. A. Salvatore
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nach kamen sie sich wieder näher, und in Drizzt keimte die Hoffnung, dass er einen ebenso treuen Freund gefunden hatte, wie Belwar oder Zaknafein es ihm gewesen waren. Doch eines Morgens erwachte der Dunkelelf wegen einer Stimme, die er nur allzu gut erkannte, und Drizzt dachte sofort, dass seine Zeit bei Montolio zu Ende war.
    Er kroch an die Holzwand seiner ausgehobenen Kammer und spähte durch die Ritzen.
    »Dunkelelf, Mooshie«, sagte Roddy McGristle und hielt Montolio einen zerbrochenen Krummsäbel hin. Der stämmige Mann aus den Bergen, der durch die Pelze, in die er gehüllt war, noch kräftiger wirkte, saß auf einem kleinen, aber muskulösen Pferd vor der Steinwand, die das Wäldchen um­ säumte. »Habt Ihr ihn gesehen?«
    »Gesehen?« wiederholte Montolio sarkastisch und blinzelte mit seinen milchig-weißen Augen. Roddy war nicht amüsiert.
    »Ihr wißt, was ich meine!« knurrte er. »Ihr seht mehr als wir alle, also spielt nicht den Dummen!« Roddys Hund, auf dessen Fell Drizzt eine lange Narbe hinterlassen hatte, nahm einen bekannten Geruch wahr und fing an, aufgeregt herumzuschnüffeln und vor dem Wäldchen auf und ab zu laufen.
    Drizzt duckte sich und holte den Krummsäbel hervor. Auf seinem Gesicht spiegelten sich Angst und Verwirrung wider. Er hatte nicht den Wunsch zu kämpfen – und er wollte sich auch nicht wieder mit dem Hund auseinandersetzen.
    »Ruft Euren Hund zurück!« befahl Montolio.
    McGristle wurde neugierig. »Habt Ihr den Dunkelelf gesehen?« fragte er noch mal. Anscheinend hatte er einen Verdacht.
    »Könnte schon sein«, erwiderte Montolio. Er drehte sich um und stieß einen schrillen, aber kaum hörbaren Pfiff aus. Roddys Hund, der den Ruf des Waldläufers hörte und auch verstand, senkte den Schwanz und kroch neben seinen Herrn, der zu Pferd war.
    »Ich habe dort ein paar Fuchsjunge untergebracht«, log der Waldläufer verärgert. »Wenn sich Euer Hund an sie heranmacht…« Montolio beließ seine Drohung dabei, und Roddy war augenscheinlich beeindruckt, denn er legte seinem Hund einen Maulkorb an und zog ihn an sich.
    »Ein Dunkelelf, das muß der sein, der beim ersten Schnee hier aufgetaucht ist«, fuhr Montolio fort. »Wenn Ihr dem auf der Spur seid, dann habt Ihr eine harte Zeit vor Euch, Kopfgeldjäger.« Er lachte. »Meines Wissens hatte er mit Graul Schwierigkeiten, und dann ist er verschwunden, ich denke, dass er wieder in seine dunkle Heimat zurückgekehrt ist. Habt Ihr vor, dem Dunkelelf ins Unterreich zu folgen? Naturlich würde sich Euer Ruf beträchtlich vergrößern, Kopfgeldjäger, doch vielleicht müßt Ihr das dann auch mit Eurem Leben bezahlen!«
    Bei diesen Worten wurde Drizzt wieder ruhiger; Montolio hatte für ihn gelogen! Er konnte sehen, dass der Waldläufer nicht gerade große Stücke auf McGristle hielt, und auch das entspannte seine strapazierten Nerven. Doch dann legte McGristle noch eins nach und erzählte ohne Umschweife die Geschichte von der Tragödie in Maldobar und verdrehte dabei die Tatsachen so, dass Drizzts und Montolios Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wurde.
    »Der Dunkelelf hat die Distelwolles getötet, Mooshie!« brüllte Roddy. Der Waldläufer lächelte ihn süffisant an, aber diese Reaktion dauerte nur ein Augenzwinkern lang. »Er hat sie hingemetzelt, und der Panther hat einen von ihnen gefressen. Ihr kanntet Bartholomäus Distelwolle, Waldläufer. Schämt Ihr Euch nicht, dass Ihr seinen Mord auf die leichte Schulter nehmt?«
    »Der Drow hat sie getötet?« fragte Montolio grimmig.
    Roddy hielt ihm wieder den zerbrochenen Krummsäbel vor die Nase. »Er hat sie abgestochen«, knurrte er. »Auf seinen Kopf sind zweitausend Goldstücke ausgesetzt – ich gebe Euch fünfhundert, wenn Ihr für mich etwas herausfinden könnt.«
    »Ich brauche Euer Gold nicht«, erwiderte Montolio schnell.
    »Aber Ihr möchtet doch auch, dass der Mörder gefaßt wird?« schoß Roddy zurück. »Oder trauert Ihr nicht um die Distelwolle-Familie? Eine so feine Familie!«
    Montolios langes Schweigen brachte Drizzt zu der Überzeugung, dass es möglich war, dass der Waldläufer ihn auslieferte. Dann entschied Drizzt, dass er nicht wegrennen würde, wie immer sich Montolio auch entscheiden mochte. Er konnte mit der Verärgerung des Kopfgeldjägers leben, aber nicht mit Montolios Mißtrauen. Wenn der Waldläufer ihn anklagte, dann würde Drizzt sich ihm stellen und über sich richten lassen.
    »Trauriger Tag«, murmelte Montolio. »Wirklich feine Familie.
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