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Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 5 - In Acht und Bann
Autoren: R. A. Salvatore
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zu leugnen, dass Drizzts dunkles Erbe in einer verständnislosen Oberflächenwelt auf Barrieren traf. Doch nach Montolios Einschätzung sollte der Dunkelelf in der Lage sein, diese Vorurteile zu überwinden und ein langes und erfülltes Leben zu verbringen, wenn man seine unzähligen Fähigkeiten in Betracht zog.
    »Ist Eure Reue wirklich echt?« fragte Montolio. »Meistens ist das nämlich nicht der Fall. Oftmals lädt man sich selbst eine Bürde auf, weil man etwas falsch einschätzt. Wir – zumindest die, die einen festen Charakter haben – beurteilen uns nach einem wesentlich strengeren Standard, den wir an andere nicht anlegen. Das ist ein Fluch, denke ich, oder ein Segen, kommt ganz darauf an, von welchem Standpunkt aus man es betrachtet.« Er wandte sein Gesicht Drizzt zu. »Nehmt es als Segen hin, mein Freund, als eine innere Stimme, die Euch dazu drängt, ungeahnte Höhen zu erstreben.«
    »Ein zweifelhafter Segen«, erwiderte Drizzt gelassen.
    »Nur wenn Ihr Euch nicht die Zeit nehmt, darüber nachzudenken, welche Vorteile Euch dieses Streben gebracht hat«, antwortete Montolio prompt, als hätte er gewußt, was der Drow sagen wollte. »Die, die nach weniger streben, erreichen auch weniger. Daran kann kein Zweifel bestehen. Es ist meiner Meinung nach besser, nach den Sternen zu greifen, als deprimiert herumzusitzen, weil man weiß, dass man sie nicht erreichen kann.« Und dann warf er Drizzt sein typisches, ironisches Lächeln zu. »Wenigstens kriegt der, der es versucht, ein gutes Stück davon, einen guten Einblick und vielleicht ja auch einen tiefhängenden Apfel als Belohnung für seine Mühen!«
    »Und vielleicht einen tieffliegenden Pfeil, den ein unsichtbarer Mörder losschickt«, bemerkte Drizzt säuerlich.
    Montolio senkte hilflos den Kopf. Gegen Drizzts Pessimismus kam er nicht an. Es schmerzte ihn tief, den gutherzigen Dunkelelf so verängstigt zu sehen. »Das ist wirklich möglich«, sagte Montolio ein wenig unbeherrschter als nötig, »aber der Verlust eines Lebens ist nur für den groß, der die Chance wahrnimmt, es zu leben! Schießt doch Euren Pfeil und trefft den, der zögert, sage ich da nur. Sein Tod wäre nicht sonderlich tragisch!«
    Drizzt hatte gegen diese Logik nichts einzuwenden, und auch nicht gegen den Trost, den der alte Waldläufer ihm spendete. Während der letzten paar Wochen war Drizzt durch Montolios Philosophie und Weltanschauung – die zwar pragmatisch waren, aber dennoch Spuren jugendlicher Überschwenglichkeit aufwiesen – ruhiger geworden. Doch Drizzt konnte auch nicht leugnen, dass dieser Trost ihn nicht sonderlich lange beruhigte. Worte konnten besänftigen, aber sie konnten die nagenden Erinnerungen an Drizzts Vergangenheit, an die fernen Stimmen des toten Zaknafein, des toten Clacker und der toten Bauernfamilie nicht auslöschen. Wenn das Wort »Drizzit« nur kurz in seinem Geist widerhallte, löschte es Montolios gutgemeinten Rat in Windeseile aus.
    »Genug von diesem verrückten Geplänkel«, fuhr Montolio fort, der beunruhigt zu sein schien. »Ich bezeichne Euch als Freund, Drizzt Do'Urden, und ich hoffe, dass ich für Euch dasselbe bin. Wie kann ich etwas gegen die Bürde tun, die Ihr tragt, wenn ich nicht mehr darüber erfahre? Bin ich Euer Freund, oder bin ich es nicht? Die Entscheidung liegt bei Euch, aber wenn ich es nicht bin, dann sehe ich auch keinen Grund, eine wunderschöne Nacht neben Euch sitzend zu verbringen. Erzählt es mir, Drizzt, oder verlaßt mein Haus!«
    Drizzt konnte kaum glauben, dass Montolio, der normalerweise so ruhig und gelassen war, ihn an so einen Punkt trieb. Zuerst wollte sich der Drow in sich zurückziehen und angesichts der Drohung des alten Mannes wütend werden, weil er an dem festhalten wollte, was er als seine persönliche Angelegenheit erachtete. Doch einen Augenblick später ließ seine erste Verblüffung nach, und er nahm sich die Zeit, Montolios Argumente zu überdenken. Plötzlich begriff er auch, dass es eine grundlegende Tatsache gab, die diese Dreistigkeit rechtfertigte: Er und Montolio waren wirklich Freunde geworden, und der Waldläufer hatte für diese Freundschaft mehr getan als er.
    Montolio wollte an Drizzts Vergangenheit teilhaben, damit er seinen neuen Freund besser verstehen und ihn trösten konnte.
    »Wißt Ihr etwas über Menzoberranzan, die Stadt, in der ich geboren wurde und meine Verwandten leben?« fragte Drizzt leise. Allein das Aussprechen des Namens fiel ihm schon schwer. »Und wißt Ihr etwas
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