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Der Lord ihres Herzens

Titel: Der Lord ihres Herzens
Autoren: Christina Brooke
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Prolog
    London, Frühling 1799
    Sie haben sie also gefunden. Nach all der Zeit.“
    Beim Klang der tiefen Frauenstimme drehte sich der Duke of Montford um. Eine Dame, die herrlich funkelnde Ketten aus Altgold und Diamanten trug, war hinter ihn getreten. Im nüchtern und funktional eingerichteten Kindertrakt wirkte sie ebenso fehl am Platz wie er selbst.
    „Ja“, sagte er.
    Auf Lady Ardens strengem, elegant geschnittenem Gesicht zeigte sich eine Spur mütterlicher Weichheit, als sie das schlafende Mädchen im Bett vor sich betrachtete. Dann richtete sie den Blick streng auf ihn.
    „Ist das Dauntrys Tochter?“
    Montford neigte den Kopf. Nur wenige Menschen ahnten etwas von der Existenz dieses kleinen Mädchens. Nur Lady Arden wusste, dass der Duke of Montford all die Zeit nach Lady Jane Westruther gesucht hatte.
    Eigentlich sollte es ihn nicht überraschen, dass Lady Arden lebhaftes Interesse an dem kleinen Mädchen zeigte. Eine verwaiste Erbin witterte diese Frau eine Meile gegen den Wind.
    Diese spezielle Erbin hatte acht Jahre als vermisst gegolten. Eine Woche nach der Geburt des Kindes war die Mutter vom großen Anwesen des Earl of Dauntry geflohen und hatte ihre Tochter mitgenommen.
    Vielleicht hatte Lady Dauntry sich angesichts des Geschlechts ihres Kindes vor dem Zorn ihres grausamen Ehemanns gefürchtet, vielleicht war sie auch Opfer jener Melancholie geworden, welche Frauen nach der Geburt eines Kindes hin und wieder heimsuchte. Ihr Ehemann hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach ihr zu suchen. Nach allem, was Montford herausfinden konnte, war sie wenige Monate nach ihrer Flucht am rheumatischen Fieber gestorben.
    Jonathan Westruther, Earl of Dauntry, hatte sich später bei einem Jagdunfall das Genick gebrochen. Seine einzige Tochter hatte er, sollte sie jemals gefunden werden, unter die Obhut des Duke of Montford gestellt. Derartige Arrangements waren in diesen Kreisen nicht selten. Als Oberhaupt des Hauses Westruther war Montford zum Vormund einiger Kinder dieser großen und erlauchten Familie ernannt worden - und zwar immer dann, wenn das Kind Erbe eines Familienguts oder eines Vermögens war, bei denen Montfords Sachverstand und Urteilsvermögen gefordert wurden.
    Inzwischen konnte Montford eine regelrechte Sammlung reicher Waisen vorweisen.
    Er hatte einen ganzen Stall voller Kinder mit seinem Namen und immer noch keine Ehefrau. Wer hätte das gedacht? Manchmal kam er sich vor, als sei er hundert Jahre alt, dabei war er noch nicht einmal dreißig.
    Er sah Lady Arden an, wie sie so elegant und glanzvoll neben ihm im Kinderzimmer stand. Ihr honigbraunes Haar schimmerte golden im Kerzenlicht. Sie war ihm nach oben gefolgt, nur der Himmel wusste, was sie damit bezweckte. Er war sich nicht einmal sicher, wieso er selbst hier war, warum er das Kind ausgerechnet jetzt, während des Balls, sehen musste.
    Plötzlich kam Montford sich ein wenig lächerlich vor. Schließlich hatte er Heerscharen von Dienstboten angestellt, damit sie sich um Lady Jane Westruther kümmerten. Ein Kindermädchen schlief im Nebenzimmer, immer in Hörweite für den Fall, dass ihre Schutzbefohlene aufwachte. Er wurde hier nicht gebraucht.
    Mit einer Geste bat er Lady Arden, mit ihm zusammen den Raum zu verlassen. Er gewährte ihr den Vortritt. Dennoch konnte sich der Duke of Montford einen letzten Blick zurück nicht verkneifen. Das dünne kleine Mädchen lag im Bett. Sie hatte ein Händchen unter die Wange gelegt, ihr rosiger Mund stand ein Stück weit offen und ihre Lippen zitterten bei jedem Atemzug. Die Angst, die er am Tag noch in ihrem Blick entdeckt hatte, war unter ihren sanft gewölbten Lidern verborgen.
    Zorn stieg in ihm auf, als er an die Ursache für diese Angst dachte. Mit entschlossener, gnadenloser Effizienz hatte er die Schurken vernichtet, die Lady Westruther in ihrem elenden Gästehaus wie eine Sklavin hatten schuften lassen. Jetzt war sie in Sicherheit.
    Doch die Angst, die sich in ihren großen grauen Augen abzeichnete, konnte er nicht so leicht besiegen wie die Halunken, unter deren Obhut sie gestanden hatte. Er war sich nicht sicher, ob sie diese Angst überhaupt jemals überwinden würde.
    Montford wandte sich ab und bot Lady Arden mit einer Verbeugung den Arm. Sie legte ihre Hand sanft darauf. Beim Durchschreiten der Tür drang ihr Parfüm an seine Nase. Es duftete zurückhaltend, komplex und doch verlockend. Es war so wie die Frau, die es trug.
    Nach einer nachdenklichen Pause sagte sie: „Die Kleine
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