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0316 - Krakenfluch

0316 - Krakenfluch

Titel: 0316 - Krakenfluch
Autoren: Rolf Michael
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Owen Masters pochte mit dem Fingerknöchel seiner rechten Hand an die Glasscheibe des mächtigen Bassin. Es war so groß wie ein Swimmingpool.
    Der Krake maß vom Kopf bis zum äußersten Ende der Tentakel ungefähr drei Meter. In dieser Größe hatten die Biester bereits genügend Kraft, einen Menschen anzugreifen.
    Doktor Masters war froh, einem solchen Tier nicht im freien Meer zu begegnen. Zwar war die allgemeine Erkenntnis der Wissenschaft, daß auch der Riesenkrake dem Menschen gegenüber die Flucht ergreift, doch verlassen konnte man sich niemals darauf. Ein Lebewesen wie ein Tier hat auch einen Charakter und Veranlagungen. Heute trifft man einen Feigling und morgen einen Kämpfer.
    Owen Masters nahm an, daß es sich bei diesem Tier um die letzte Kategorie handelte. Er hatte ihn schon mehr als einen Monat hier im Becken und er arbeitete täglich mehrere Stunden an seinen Studien über die Verhaltensweise dieses Tieres. Furcht hatte er bei ihm noch niemals bemerkt außer zu dem Zeitpunkt, wo er vom Hubschrauber aus mit einer besonderen Konstruktion ins Becken gehievt worden war.
    Dieser Krake schien eher intelligent zu sein. Verschiedene Tests, die Masters durchgeführt hatte, berechtigten ihn zu der Annahme, daß dieser große Oktopus nicht nur angriffslustig war, sondern auch mit besonderer Heimtücke versuchte, seinem Gegner oder seiner Beute beizukommen.
    Und die von Doktor Owen Masters speziell entwickelten Präparate schienen diese Eigenschaften noch zu stärken.
    Obwohl Owen Masters eigentlich andere Aufgaben hatte, denen er hier in der Südsee nachgehen sollte, hatte er es doch geschafft, bei seinem Auftraggeber die Fertigung des Bassin, die Installierung innerhalb seines Hauses und den Transport des Kraken mit dem Hubschrauber durchzusetzen. Wer die Möglichkeit der Ernährung der Menschheit von den Schätzen des Meeres erforschen wollte, der durfte nicht nur an Pflanzen, sondem mußte auch an die Tiere denken.
    Der gewaltige, weltumspannende Möbius-Konzern mit der Zentrale in Frankfurt hatte die Mittel und setzte sie für Forschungen gezielt ein. Doktor Masters war einer der führenden Wissenschaftler der Universität von San Francisco gewesen und besaß als Meeresbiologe Weltrang. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sich Owen Masters bereit erklärte, den Forschungsauftrag auf den Fidschi-Inseln anzunehmen.
    Das erste Jahr verging, ohne daß es der Doktor merkte. Koro-Koro, die Insel, die ungefähr achtzig Meilen östlich der Hauptinsel liegt, war ein kleines Eiland von höchstens zwei Kilometern Durchmessern.
    Felsgestein und vorgelagerte Korallenriffe. Üppige Tropenvegetation und gelbe Sandstrände. Zwei Eingeborenensiedlungen mit einer Anlegestelle für kleinere Schiffe, die nur unregelmäßig kamen und Post brachten.
    Dazu die Forschungsstation, in der Doktor Masters lebte. Sonst nichts. Seine einzige Verbindung zur Außenwelt war der firmeneigene Transfunk, der rund um die Welt ging und den man nicht abhören konnte.
    Obwohl Doktor Masters gern seine Ruhe bei seinen Studien hatte, fühlte er sich dennoch einsam und die Frau aus einem der Dörfer, die ihm für einige US Dollar den Haushalt machte, brachte auch keine rechte Abwechslung in sein tristes Robinson-Dasein.
    So kam er auf den Gedanken, die Meereswelt der Südsee nicht nur von der pflanzlichen, sondern auch von der Möglichkeit anderer Lebensformen zu untersuchen. Der Konzern hatte ihm ein kleines Motorboot gegeben. Hochwertiges Tauchgerät stand ebenfalls zu seiner Verfügung.
    Zufällig war er auf den Kraken aufmerksam geworden, von dem die Eingeborenen schon eine ganze Weile erzählten. In ihren Augen schien er ein riesiges Biest zu sein – aber mit den drei Metern, die Masters gemessen hatte, war er tatsächlich sehr groß für die bekannten Arten.
    Gigantische Riesenkraken, wie sie in den Büchern des Jules Verne die »Nautilus« angriffen, verbannte die Wissenschaft in das Reich der Fabel.
    Die Eingeborenen, in denen sich noch das Blut der Ursprungsbevölkerung der Papuas ziemlich rein erhalten hatte, nannten diesen Kraken in ihrer Sprache Dengei . Das ist die »Große Schlange« in ihren Göttersagen, die auch die Sintflut hervorgerufen hat, weil die Menschen sie bekämpfen wollten.
    Dieser Krake hatte Doktor Owen Masters so fasziniert, daß er ein längeres Transfunkgespräch mit einem der Generaldirektoren des Konzerns in Frankfurt führte. Das lag jetzt schon mehr als ein halbes Jahr zurück und in einer der alten Zeitungen,
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